Der Beamte in Zivil, der bei der Baustellenbesetzung des Grundwassermanagements bei Stuttgart 21 verletzt wurde, hat nun vor Gericht ausgesagt.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Er sei „total in Panik gewesen“ und sei sich „wie ein gehetztes Tier“ vorgekommen, schildert der Polizeibeamte, wie er sich am 20. Juni 2011 beim Einsatz auf der Baustelle der Grundwassermanagementanlage gefühlt hat, als er in eine Situation geriet, die aktuell die Vierte Große Jugendkammer beschäftigt.

 

Wie berichtet, sind vier Männer und eine Frau angeklagt, weil sie den Beamten niedergeschlagen haben sollen. Ihnen werden gemeinschaftlich begangene gefährliche Körperverletzung und schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen. Der 43-jährige Polizeibeamte tritt in dem Verfahren als Nebenkläger auf.

Polizist sagt, er habe sich zu erkennen gegeben

Es sei sein erster Einsatz auf der Baustelle gewesen, so der Polizist. Normalerweise ist er als Jugendsachbearbeiter tätig. In Zivil seien er und ein Kollege zum Einsatz gefahren. Am Bahnhof stellte sich heraus, dass die Grundwassermanagementanlage gestürmt worden war. Sie hätten einen Mann kontrolliert, der bei einem Fahrzeug Luft aus den Reifen gelassen hatte. Er habe sich als Polizist ausgewiesen und die Sicherung übernommen, der Kollege habe die Personalien notiert. Plötzlich sei er weggezogen und von dem 50-jährigen Angeklagten mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden. Er habe die Arme hochgenommen. Es stimme nicht, dass er zuvor selbst als Provokateur aufgetreten sei, versicherte der Beamte später auf Nachfrage. In Präventionskursen bringe er Jugendlichen bei, wie sie gewaltfrei Konflikte lösen sollen.

Der Geschädigte berichtet von Todesangst

Er habe zudem von hinten Schläge auf den Hinterkopf bekommen, dann weitere Schläge von dem 50-Jährigen von vorne. Er habe flüchten wollen, doch das sei nicht möglich gewesen, deshalb habe er sich entschieden, den „Hauptaggressor“ zu stellen. Es kam zu einem Gerangel. Jemand habe versucht, an seine Waffe zu kommen. Er habe einen Tritt gespürt und bemerkt, dass jemand die Szene filmte. Er habe die Waffe fest gegriffen, um diese zu sichern. Es sei seine Dienstpflicht, diese zu tragen. Er habe sich nicht erneut als Polizist zu erkennen gegeben, aber angenommen, dass dies bekannt sei. Dann habe er erneut versucht zu flüchten, sei aber eingekesselt gewesen. Das sei für ihn der schlimmste Moment gewesen – der, an dem er Todesangst gehabt habe. Mit einer Kehlkopfprellung und einem Bänderriss am Finger kam er in die Klinik.