Ihren ersten Auftritt vor den Medien haben die neuen Stuttgart-21-Manager vor allem für einen Appell in Richtung Projektpartner genutzt. Der neue Geschäftsführer Manfred Leger hält eine Inbetriebnahme Ende 2021 für machbar.

Stuttgart - Seit fünf Tagen sind die neuen Stuttgart-21-Manager nun im Amt, ihren ersten Auftritt vor den Medien haben sie am Donnerstagvormittag vor allem für einen Appell in Richtung Projektpartner genutzt. Die Bahn habe nun den ersten Schritt gemacht, um schlanker und schneller zu werden, erklärte der Geschäftsführer der neuen DB-Projekt Stuttgart-Ulm GmbH, Manfred Leger: „Jetzt erwarten wir, dass auch bei den Projektpartnern etwas passiert.“

 

Zuvor war der 59 Jahre alte Wirtschaftsingenieur, der nach einem längeren

Manfred Leger Foto: Horst Rudel
Auslandsaufenthalt in London vom britischen Bauunternehmen Balfour Beatty zur Deutschen Bahn gewechselt ist, noch deutlicher geworden. Er habe während seiner internationalen Karriere in verschiedenen Führungspositionen noch kein Projekt erlebt, bei dem der Auftraggeber nicht massiv dessen Realisierung gefordert und unterstützt habe. „Das ist bei diesem Projekt offenbar anders“, sagte er. „Einige der Projektpartner scheinen kein Interesse daran zu haben, den gesetzten Endtermin einzuhalten.“

Das Ziel bleibt eine Inbetriebnahme Ende 2021

Für Leger selbst, der für seine künftige Arbeit in der Geschäftsführung der Projektgesellschaft noch drei weitere Bahnmanager an der Seite hat, ist der Endtermin indes gesetzt, wie er betonte: „Unser Ziel ist und bleibt, das Projekt bis Ende 2021 zu realisieren.“ Auch die Kosten sollen dabei gehalten werden. 9,2 Milliarden Euro sei der Maximumpreis – wohlgemerkt für Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm zusammen. Denn die Gesellschaft soll nicht nur den Bau des Tiefbahnhofs und der Tunnel im Stadtgebiet vorantreiben, sondern auch die Fertigstellung der 60 Kilometer langen ICE-Trasse. „Das eine Projekt macht ohne das andere keinen Sinn“, so Leger.Dass die Vorgaben eine „gigantische Herausforderung“ darstellen, sei ihm natürlich bewusst. Es sei aber einhaltbar und machbar, so Leger, Stuttgart 21 für weniger als sechs Milliarden Euro bis Ende 2021 zu bauen. „Dazu müssen aber alle Projektpartner an einem Strang ziehen.“ Die Bahn als Bauherrin sieht der Manager durch die neuen Strukturen auf einem guten Weg und in der Lage, sich noch erheblich steigern zu können. Die Prozesse seien gestrafft, die Entscheidungswege durch die direkte Anbindung an den Konzernvorstand verkürzt worden.

Gesellschaft wird auf 400 Mitarbeiter ausgebaut

Die Abstimmung zwischen den seither am Projekt beteiligten Bahn-Töchtern, etwa DB-Netz und DB-Projektbau, galt schon lange als zeitintensiv und von Reibungsverlusten begleitet. Auf Anregung der Unternehmensberatung McKinsey, die zusammen mit anderen Wirtschaftsprüfern das Projekt nach Optimierungspotenzial durchforstet hatte, wurde daher die neue Projektgesellschaft gegründet, in der nun alle Aufgaben und Abläufe zusammengeführt sind. Rund 200 Bahn-Mitarbeiter seien zu vergleichbaren Konditionen in die Projektgesellschaft übernommen worden, so Harald Klein, der künftig für den Bereich Finanzen, Controlling und Personal zuständig ist. Geplant sei, den Personalstand zusammen mit externen Ingenieuren auf 400 Mitarbeiter auszubauen.

Vervollständigt wird die Geschäftsführung einerseits von dem Juristen Peter Sturm, der bereits seit 2009 für die Deutsche Bahn arbeitet und für das wichtige Ressort Risiko- und Vertragsmanagement verantwortlich ist. Vierter Mann ist schließlich der bisherige Projektleiter Stefan Penn, der künftig genau das weiterführen wird, wie er betonte, was er vor zwischenzeitlich 26 Monaten begonnen hat: die operative Verantwortung für das milliardenschwere Gesamtprojekt zu tragen.Unterstützt wird die neue Stuttgart-21-Zentrale von einem Projektbeirat, dessen inhaltlicher Schwerpunkt auf „Rat“ liege, so Leger. Der Beirat sei kein Kontrollgremium und werde vor allem auch dem Aufsichtsrat der Deutschen Bahn zur Seite stehen. Den Vorsitz in dem Gremium hat Herbert Lütkestratkötter übernommen, einst Vorstandsvorsitzender bei der Hochtief AG. Zudem im Beirat vertreten sind unter anderem der Beton-Experte Professor Bernd H. Hillemeier von der Technischen Universität Berlin sowie Ministerialdirektor Günther Hoffmann vom Bundesverkehrsministerium.

Ein Beirat unterstützt die neuen Manager

Unberührt von den Gründung der Projektgesellschaft bleibt derweil die bisherige Struktur der Öffentlichkeitsarbeit, für die das Kommunikationsbüro mit seinem Leiter und Projektsprecher Wolfgang Dietrich verantwortlich ist. „Daran wird sich nichts ändern“, betonten Leger und Dietrich unisono. Das Kommunikationsbüro sei als Sprachrohr aller Projektpartner eingerichtet worden und bleibe daher die Stimme von Stuttgart 21, so Manfred Leger. Die Projektgesellschaft wiederum sei ein rein bahninternes Konstrukt.