Es gibt weitere Einschränkungen für Bahnkunden im Zuge der Bauarbeiten zu Stuttgart 21. Am Montagvormittag wurde der Querbahnsteig „eröffnet“; man muss nun 120 Meter weiter gehen, um zum Zug zu kommen. Parallel wurde der Nordausgang wieder geöffnet.

Stuttgart - Der Tiefbahnhof von Stuttgart 21 ist mit dem Bau eines neuen Querbahnsteigs ein Stück näher gerückt. Das Verlegen des Querbahnsteigs im Stuttgarter Kopfbahnhof um 120 Meter nach vorne ist notwendig, damit Mitte kommenden Jahres die 15 Meter tiefe Grube für die unterirdische Durchgangsstation ausgehoben werden kann. „Wir haben einen Zustand erreicht, der die nächsten acht Jahre anhalten wird“, sagte der Leiter Station und Service der Deutschen Bahn, Sven Hantel, am Montag in Stuttgart. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2021 sollen erstmals Züge in den Tiefbahnhof rollen.

 

Hantel wertete es als großen Vorteil des bis zu 6,8 Milliarden Euro teuren Projektes, dass der Betrieb des Bahnhofs mit seinen täglich 240 000 Reisenden von der Trog-Baustelle weitgehend ungestört ablaufen könne. Diese wird später von zwei breiten Brücken zwischen Empfangshalle und Querbahnsteig überspannt. Seitlich sind mehrere barrierefreie Zugänge eingerichtet.

Kritik der Initiative Barriere-Frei

Obwohl laut Hantel die baulichen Veränderungen mit Behindertenverbänden abgesprochen wurden, übte die Initiative Barrie-Frei Kritik. Die Behinderten seien wegen der häufigen Änderungen der Wege zum und vom Bahnhof und der Gleiswechsel verunsichert, sagte Cornelia Single von der Initiative der S-21-Gegner. Die Informationen seien ebenso wenig ausreichend gewesen wie die Umsteigezeiten.

Dagegen macht die S-21-Bauherrin Deutsche Bahn geltend, 600 Sonderschichten zur besseren Information der Passagiere gefahren zu haben. Auch seien längere Umsteigezeiten zwischen Bahn und S-Bahn in den Fahrplanauskünften berücksichtigt. Single, selbst Rollstuhlfahrerin, monierte außerdem auf den verlängerten Bahnsteigen etliche Engstellen. Nach den Worten von Hantel sind zwei Elektromobile bestellt, die ab November nach Voranmeldung behinderte und ältere Menschen im Bahnhof transportieren können.

Die Inbetriebnahme des Querbahnsteigs markiert den Abschluss der Arbeiten im Gleisvorfeld, die im Februar 2010 begonnen hatten. Dabei wurden 10 000 Meter Gleise ausgebaut, 5300 Meter Gleise neu verlegt, 92 Weichen aus- und 50 Weichen eingebaut. Auch der Rohbau des Technikgebäudes ist beendet. In dem unterirdischen Bau am Nordausgang des bestehenden Bahnhofs wird die gesamte Technik für den Betrieb des Tiefbahnhofs untergebracht. Auch die Technik für die S-Bahn wird dort angesiedelt, weil deren Technikräume dem Bau-Trog im Weg sind.