Der Verband Region Stuttgart fordert seit 2009, den Fahrplan für die S-Bahn bei Stuttgart 21 auf Engpässe zu überprüfen.

Stuttgart - Beim Verband Region Stuttgart (VRS) bestanden bereits 2009 Zweifel an der Leistungsfähigkeit des S-Bahn-Netzes innerhalb des geplanten Gesamtsystems Stuttgart 21. In einem Brief vom 27. November forderte der Aufgabenträger für die S-Bahn deshalb von dem damals für Verkehrsfragen zuständigen Innenministerium einen Stresstest: "Wir bitten daher darum, die betriebliche Leistungsfähigkeit der Eisenbahninfrastruktur mit Stuttgart 21 für das Gesamtsystem S-Bahn unter Berücksichtigung des heute bekannten Planungsstandes hinsichtlich der Anlagen und des Betriebsprogramms ... von der Bahn darstellen und nachweisen zu lassen", heißt es in dem Brief des VRS-Verkehrsdirektors Jürgen Wurmthaler.

 

Zuvor wies der Nahverkehrsexperte der Region im dem Schreiben an das Referat 73 des Ministeriums darauf hin, dass bei dem Projekt Stuttgart 21 "bereits mehrfach eine notwendige betriebswissenschaftliche Untersuchung der künftigen Infrastruktur angesprochen" worden sei. In einem anderen Abschnitt des Schreibens ist davon die Rede, dass "das Projekt Stuttgart 21 in einigen Abschnitten in das auch von der S-Bahn künftig genutzte Netz eingreift".

Diese Eingriffe müssen dem VRS schon damals problematisch vorgekommen sein: "Das Gesamtsystem der S-Bahn in sich mit dem zugrunde legenden 15-Minuten-Takt in den Hauptverkehrszeiten erfordert es nach unserer Einschätzung, dass keine betrieblichen Engpässe aufgebaut werden dürfen." Um diese im S-Bahn-Netz "qualitativ und quantitativ zu identifizieren" und um "Spielräume und Reserven in der Infrastruktur ausloten" zu können, sei eine rechtzeitige Planung erforderlich. Deren weit fortgeschrittener Stand erlaube "zweifellos die Durchführung entsprechender Leistungsuntersuchungen mit Betriebssimulationen", so der VRS-Verkehrdirektor. Diese seien notwendig, um die "Robustheit bestimmter Fahrplanansätze" zu bewerten.

Haltezeit halbiert

"Eine schriftliche Antwort des Ministeriums auf unsere Wünsche ist mir nicht erinnerlich", erklärte Wurmthaler gestern auf Anfrage. Man habe aber in vielen Gesprächen mit den S-21-Projektbeteiligten immer wieder deutlich darauf hingewiesen, dass die Leistungsfähigkeit der S-Bahn nicht beeinträchtigt werden dürfe. "Aus den Rückmeldungen war stets zu schließen, dass Land und Bahn "das Thema S-Bahn nicht links liegen lassen". Im Übrigen belege der Brief an das Ministerium, dass sich der Verband als Aufgabenträger um einen sicheren und reibungslosen S-Bahn-Betrieb kümmere.

Die schriftliche Forderung des VRS nach einem Stresstest blieb 2009 allerdings erfolglos. Dieser wurde erst in der Schlichtung - gut ein Jahr nach Wurmthalers Brief - zwischen Gegnern und Befürwortern des umstrittenen Schienenprojekts vereinbart.

Wie gestern berichtet, sieht der von der Bahn geplante Stresstest nur noch 30-Sekunden-Aufenthalte der S-Bahn-Züge im Stuttgarter Hauptbahnhof vor. Zu der Frage, ob das für eine gute Betriebsqualität ausreiche, äußerte sich Wurmthaler nicht. Heute fallen in der Station unterm Hauptbahnhof Haltezeiten von mindestens einer Minute an. "Wir warten jetzt ab, wie das von der Bahn beauftragte Gutachterbüro SMA die S-Bahn bewertet." Die an den normalen S-Bahn-Stationen von der Bahn vorgesehenen Stopps von 20 Sekunden sind für Wurmthaler "aber nicht aus der Welt".

Den Grünen im Regionalparlament reicht der Stresstest nicht. Bei der Präsentation müsse auch das in der Schlichtung vereinbarte Notfallkonzept für die S-Bahn vorgelegt werden, so Mark Breitenbücher, der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion. Diesen bei einer Sperrung des S-Bahn- oder des Fildertunnels notwendigen Notfahrplan sei die Bahn bisher schuldig geblieben. "Das Notfallkonzept ist uns in Aussicht gestellt worden", betont hingegen Wurmthaler. Dessen Vorstellung hänge aber wohl auch von der Frage ab, wie der Gutachter SMA insgesamt vorankomme.