Die Pläne zum Schutz von zwei Bäumen am Rande des Rosensteinparks sind genehmigt. Kritiker von Stuttgart 21 warnen vor weiteren Rodungen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Planungen der Bahn für Stuttgart 21 kollidieren an vielen Stellen mit den Vorgaben des Artenschutzes. Um zwei Bäume am Rand des Rosensteinparks, in denen Juchtenkäfer leben, nicht fällen zu müssen, hat sich die Bahn seit März vergangenen Jahres um eine Genehmigung geänderter Pläne bemühen müssen. Ende vergangener Woche ist schweres Gerät in der Baugrube auf dem Areal des Abstellbahnhofs aufgefahren. Projektkritiker wähnten bereits einen Verstoß gegen geltendes Recht. „Uns liegen alle dafür erforderlichen Genehmigungen vor“, sagt hingegen ein Projektsprecher auf Anfrage. Derzeit sei man mit vorbereitenden Arbeiten beschäftigt.

 

Im Dezember hatte das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) erklärt, es gebe noch offene Fragen hinsichtlich der Tunnelgestaltung. Wenn die geklärt seien, könne die Behörde „die Entscheidung kurzfristig erarbeiten“. Am Freitag war das Eba für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. In der Lenkungskreissitzung im November 2016 hatte die Bahn darauf gehofft, die Genehmigung noch im selben Monat zu erhalten. Zum einen drohten die Verzögerungen an der Ehmannstraße auf das Inbetriebnahmedatum durchzuschlagen, zum anderen sieht sich die Bahn Forderungen nach Ausgleichszahlungen ausgesetzt, wenn die beauftragten Firmen nicht im vereinbarten Zeitraum die Arbeit aufnehmen können.

Fern- und S-Bahntunnel kreuzen sich an dieser Stelle

Nach den ursprünglichen Plänen wollte die Bahn an der Ehmannstraße am Rand des Rosensteinparks ein große Grube ausheben und darin sowohl den Tunnel für den Fern- und Regionalverkehr sowie den für die S-Bahn bauen. Die Röhren kreuzen sich an dieser Stelle. Dafür hätten aber Bäume fallen müssen, in denen Experten Juchtenkäfer entdeckt hatten. Die Bahn musste umplanen und will nun unter den Gehölzen durchbauen. 20 Millionen Euro habe das gekostet, sagt der Projektsprecher. Unter anderem mussten Gutachter bestätigen, dass die Wurzeln der Bäume nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

In einem ersten Schritt wird nun mit dem Bau des S-Bahn-Tunnels begonnen. Von dessen Oberkante bis zur Geländeoberfläche sind zwölf Meter Platz. In diesen Zwischenraum graben sich in einem zweiten Schritt dann die Mineure vor, die Fernbahntunnel zwischen Innenstadt und Bad Cannstatt bauen. Die beiden zweigleisigen Tunnelabschnitte sind je rund 570 Meter lang und sollen am Hang unterhalb von Schloss Rosenstein wieder ans Tageslicht kommen. Allerdings stehen auch dort Bäume im Baufeld, die Lebensraum geschützter Arten sind.

S-21-Gegner warnen vor weiteren Baumfällungen

Nun laufen Gespräche mit der Europäischen Union über eine Ausnahmegenehmigung, die Bäume fällen zu dürfen. Das stößt auf Kritik bei Stuttgart-21-Gegnern. „Die Projektträger planen weitere Baumfällungen im Rosensteinpark für das Milliardengrab S 21“, moniert die Initiative „SeniorInnen gegen S 21“, die an die Räumung des Mittleren Schlossgartens erinnert, die sich am Dienstag zum fünften Mal jährt.