Die Suche nach einem Platz für das Stuttgart-21-Betonwerk geht weiter: Die Tunnelbauer verhandeln mit der Projektgesellschaft Neue Messe über ein Areal am Bosch-Parkhaus. Dort sollen die Segmente für den Fildertunnel gefertigt werden.

Stuttgart - Auf der Suche nach einem Areal für den Bau ihres Betonwerks auf den Fildern hat die österreichische Porr-Gruppe Gespräche mit der Projektgesellschaft Neue Messe (ProNM) über die Verpachtung eines Grundstücks aufgenommen. Nach Recherchen der Stuttgarter Zeitung geht es um ein Areal unmittelbar westlich des Bosch-Parkhauses auf Stuttgarter Markung. Dort besitzt unter anderem die Projektgesellschaft, einst Bauträger der Landesmesse auf den Fildern, rund 1,1 Hektar Fläche. Messechef Ulrich Kromer, zugleich Geschäftsführer der ProNM, bestätigte dies am Montag auf Anfrage. Die Deutsche Bahn wiederum ließ über einen Stuttgart-21-Sprecher ausrichten, sie könne den Standort auf dem Messegelände nicht als mögliche Fläche für ein Betonwerk bestätigen. Porr selbst verwies auf die Bahn.

 

Wie berichtet, hat sich der Baukonzern Porr bisher schwergetan, auf den Fildern eine entsprechende Fläche für das Werk zu finden. Das Unternehmen will möglichst nah am Tunnelmund des Fildertunnels, der vom Fasanenhof aus bis zum Hauptbahnhof gebohrt werden soll, sogenannte Betontübbinge herstellen lassen. Diese vorgefertigten Schablonen sollen von der Tunnelbohrmaschine quasi parallel zur Bohrung in die Röhre eingesetzt werden und bilden die Tunnelwand.

Bisher anvisierte Standorte wurden abgelehnt

Doch bei Landwirten und der Stadt Stuttgart bissen die Unterhändler zunächst auf Granit. Sowohl ein anvisierter Standort im nahe gelegenen Landschaftsschutzgebiet als auch auf landwirtschaftlich genutzten Flächen entlang der Autobahn A 8 im Bereich Fasanenhof-Ost stießen auf entschiedene Ablehnung. Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD), bei dem die Vertreter des Konsortiums „Arge Adcost 21“ bisher noch nicht vorstellig geworden sind, hatte mehrfach geäußert, das Betonwerk sei ohne eine entsprechende Regelung im Planfeststellungsbeschluss für den Fildertunnel nicht genehmigungsfähig. Eine solche Anlage gehöre aus seiner Sicht in ein Gewerbegebiet.

Nach StZ-Informationen sollen Plieninger Landwirte selbst gegenüber Porr die Idee ins Spiel gebracht haben, mit der ProNM über besagtes Grundstück zu verhandeln. Vier Bauern bewirtschaften in dem Zwickel noch Felder, ein weiteres Teilgrundstück gehört dem Land. Aus ihrer Sicht hätte der Standort den Vorteil, dass möglichst wenig landwirtschaftlich genutzte Fläche in Anspruch genommen würde. Die Projektgesellschaft wäre dem Vernehmen nach durchaus geneigt, ihren Teil des Grundstücks für die Produktion der Tübbinge zur Verfügung zu stellen. Voraussetzung sei aber die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit des Vorhabens sowie die erfolgreiche Anpachtung der bewirtschafteten Flächen.

Bürgermeister Hahn hält die Wahl des Areals für nicht geschickt

Zumindest mit Ersterem wird sich Porr allerdings auch diesmal schwertun. Baubürgermeister Hahn erklärte gegenüber der StZ, die Fläche sei rein baurechtlich für ein „privilegiertes Vorhaben“ reserviert. „Das sehen wir an dieser Stelle nicht“, so der Stuttgarter Baubürgermeister unmissverständlich.

Rein räumlich betrachtet gehört das Areal nicht zum genehmigten Planfeststellungsabschnitt 1.2 (Fildertunnel), sondern zum Sektor 1.3 (Flughafenbahnhof). Für diesen Abschnitt steht wie berichtet die Genehmigung des Eisenbahn-Bundesamts noch aus. Hahn: „Ich halte es nicht für sonderlich geschickt, ein Grundstück als Standort ausgerechnet in einem Bereich anzupeilen, der planungsrechtlich noch nicht genehmigt ist.“

Bahn steht der Lösung skeptisch gegenüber

Die Projektgesellschaft Neue Messe gehört zu je 50 Prozent dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Stuttgart und wickelt die Schlussrechnung für den Neubau der Ausstellungshallen ab. Den Vorsitz des Aufsichtsrats hat Stuttgarts Erster Bürgermeister Michael Föll inne. Er sagte der StZ, das Anliegen der Porr-Gruppe sei ihm bekannt. Die Zuständigkeit liege aber beim Bürgermeisterkollegen Hahn.

Im Zuge der Suche nach einem Gelände für das Betonwerk hatte die Baufirma Porr vor drei Monaten offenbar bereits signalisiert, trotz weiterer Anfahrt beim Transport der Tübbinge zum Tunnelportal mit besagtem Standort einverstanden zu sein. Die Bahn dagegen steht dieser Lösung wohl skeptisch gegenüber, weil das Gelände im Baugebiet der ICE-Trasse nach Ulm liegt. Offenbar befürchten die Planer, dass das Werk nicht rechtzeitig zum Baustart demontiert wäre und dann im Weg stünde.