Die Netzwerke der von Stuttgart 21 betroffenen Anwohner stellen bei der Bundestagswahl zwei Bewerber auf: die Ingenieurin Carola Eckstein (40) im Wahlkreis II (Nord) und den Bauingenieur Franz Schweizer (66) im Wahlkreis I (Süd).

Stuttgart - Die Netzwerke der von Stuttgart 21 betroffenen Anwohner stellen bei der Bundestagswahl zwei Bewerber auf, die auf Erststimmen-Jagd gehen. Der Bauingenieur Franz Schweizer (66) im Wahlkreis I (Süd) und die Ingenieurin und engagierte Parkschützerin Carola Eckstein (40) im Wahlkreis II (Nord) haben sich zur Kandidatur entschieden, „nachdem die Politik Stuttgart 21 zum Tabuthema erklärt hat“, obwohl das Projekt immer weiter in Verruf gerate. Dies sei „zum Schaden der betroffenen Bürger“. Sie würden antreten, um dieses Tabu zu brechen, sagten sie bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

 

Sie betonten, schon vor der heute stattfindenden Kreiswahlausschusssitzung sagen zu können, dass sie die rechtlichen Voraussetzungen erfüllten, etwa weil sie die nötigen 200 Unterstützerunterschriften hätten vorweisen können. Konkrete Erwartungen an den Ausgang der Wahl hegten die Bewerber nicht, zumal sie keine finanziellen Mittel für einen Wahlkampf mit Plakaten hätten und nur auf ihre gute Vernetzung innerhalb des S-21-Widerstands setzten. Ein Ziel sei, jene Nichtwähler und S-21-Gegner an die Urne zu bringen, für die die etablierten Parteien keine Alternative mehr darstellten. Davon könnten diese eventuell doch mit der Zweitstimme profitieren. Dass Franz Schweizers Erststimmenkampagne dem Grünen-Spitzenkandidaten Cem Özdemir das Direktmandat kosten könnte, nehmen die Netzwerker gerne in Kauf. Özdemir habe allerdings noch die Möglichkeit, sich in seiner Partei für eine Feststellungsklage stark zu machen und damit die S-21-Kritikern in der Wählerschaft zu beeindrucken.