Der seit dem "Schwarzen Donnerstag" fast völlig erblindete Dietrich Wagner hat am Freitag im Wasserwerfer-Prozess ausgesagt und die Polizei und ihren Einsatz bei der Stuttgart-21-Demonstration schwer belastet.

Der seit dem "Schwarzen Donnerstag" fast völlig erblindete Dietrich Wagner hat am Freitag im Wasserwerfer-Prozess ausgesagt und die Polizei und ihren Einsatz bei der Stuttgart-21-Demonstration schwer belastet.

 

Stuttgart - Die Polizei hat nach Ansicht eines Hauptopfers beim Einsatz gegen Stuttgart-21-Gegner vor vier Jahren mit Wasserwerfern auf Menschen gezielt. Auch er sei von einem auf ihn gerichteten Wasserstoß direkt ins Gesicht getroffen worden, berichtete der seither fast komplett erblindete Dietrich Wagner (70) am Freitag im Stuttgarter Wasserwerfer-Prozess vor dem Landgericht. Angeklagt sind zwei Polizeiführer, die am 30. September 2010 bei der Räumung des Schlossgartens eingesetzt waren. Ihnen wird fahrlässige Körperverletzung im Amt vorgeworfen.

Wagner hat damals sein Augenlicht nahezu komplett verloren. Er schilderte am Freitag seine Erinnerungen. Wagner war mit einer Schülerdemo in den Schlossgarten gekommen und hatte den Wasserwerfereinsatz von Anfang an mitbekommen. Entgegen den Aussagen der Polizisten ist Wagner davon überzeugt, dass dem Wasser teils auch Reizgas beigemischt war. Er und 200 oder 300 Demonstranten um ihn herum hätten sofort Reizhusten bekommen. Bei dem Polizeieinsatz waren damals weit mehr als 100 Menschen verletzt worden.