Das Schweizer Unternehmen Implenia hat sich den Auftrag zum Bau des Albvorlandtunnels an der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm gesichert. Unklar ist noch, ob sie die notwendigen Betonfertigteile auf Lastwagen anliefern lassen muss.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Wendlingen - Die Deutsche Bahn hat die Arbeiten für den letzten Tunnel an der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm erteilt, der noch nicht im Bau ist. Den noch ausstehenden Auftrag für den 8,1 Kilometer langen Albvorlandtunnel zwischen Wendlingen und Kirchheim/Teck (beides Kreis Esslingen) sicherte sich das Unternehmen Implenia. Die Schweizer, die bislang weder bei Stuttgart 21 noch bei der Neubaustrecke tätig sind, haben sich gegen sieben Mitbewerber durchgesetzt. Den Wert des Auftrags gibt die Bahn mit rund 380 Millionen Euro an.

 

Anlieferung der Betonteile auf der Straße?

Der weitestgehend parallel zur Autobahn 8 verlaufende Tunnel ist das zweitlängste unterirdische Bauwerk an der Strecke nach Ulm. Um ihn pünktlich bis zur angepeilten Inbetriebnahme im Jahr 2021 fertig zu stellen, will das Unternehmen aus der Schweiz gleich zwei Tunnelbohrmaschinen parallel einsetzen.

Bislang kommt je eine dieser Maschinen beim Fildertunnel und beim Boßlertunnel nahe Aichelberg zum Einsatz. Diese tonnenschweren Anlagen brechen nicht nur den Abraum aus dem Berg, sie stellen auch gleich den Innenausbau der Röhren her. Dazu verwenden sie Betonfertigteile, die sogenannten Tübbinge. Zur Produktion der zwei Meter breiten Teile ist am Fuß des Boßlers eine temporäre Fabrik entstanden. Die kann aber die Teile für den Albvorlandtunnel nicht produzieren. Zum einen gehört sie einer anderen Firma als der, die den Zuschlag im Albvorland bekam, zum anderen läuft das Werk für die Teile des Boßlertunnels schon auf Hochtouren. Ungewiss ist, ob sich am Ostportal des Albvorlandtunnels Platz für eine solche Anlage finden lässt – beim Fildertunnel verlief die Suche letztlich erfolglos. Deswegen haben die Teile, die im Fildertunnel verbaut werden, eine lange Anfahrt hinter sich. Gegossen werden sie in einem Werk in der Oberpfalz, gelangen dann mit dem Zug nach Altbach am Neckar, wo sie auf Lastwagen verladen die letzte Etappe zur Tunnelbaustelle am Fasanenhof antreten. Gut möglich, dass auch beim Albvorlandtunnel so verfahren wird, und den Altbachern die ungeliebte Umschlagstation länger erhalten bleibt als ursprünglich vorgesehen.

Arbeiten sollen Anfang des neuen Jahres beginnen

Die beiden parallelen Röhren sollen von Ost nach West gegraben werden. Die Schweizer, die auch am neuen Gotthardtunnel und an der jüngsten Erweiterung des Berliner U-Bahnnetzes mitarbeiten, werden auch die Verbindungskurven bei Wendlingen zur Strecke Plochingen–Tübingen bauen. Erste Arbeiten sollen nach Bahnangaben Anfang 2016 stattfinden.