Die Bahn bleibt gegenüber der Stadt mit Informationen zu Stuttgart 21 zurückhaltend. Eine Neuigkeit gibt es aber: Die Bäume mit Juchtenkäfern werden wohl nicht gefällt.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt Stuttgart, Projektpartner der Bahn bei Stuttgart 21, verfügt nach wie vor nicht über detaillierte Informationen zum weiteren Bauablauf beziehungsweise dem beabsichtigten Ausbau des Grundwassermanagements am Hauptbahnhof. Baubürgermeister Matthias Hahn verwies in der Sitzung des Technischen Ausschuss auf die für Mittwoch angekündigte Entscheidung des Eisenbahnbundesamts über Baumfällungen im Mittleren Schlossgarten. Auch den Antrag der Bahn, möglicherweise noch mehr Grundwasser während der Bauphase abpumpen zu dürfen als die geplanten 6,4 Millionen Kubikmeter, könne die Stadt erst dann prüfen, wenn er vorliegt.

 

Nur in einem Punkt konnte Hahn Neues verkünden. Die vom artengeschützten Juchtenkäfer bewohnten Bäume entlang der Schillerstraße werden offenbar nicht gefällt, sondern sollen bei der Abdeckung der unterirdischen Durchgangsstation ausgespart werden. Davon gehe er nach Gesprächen mit der Bahn aus. Grüne und SÖS reagierten mit Unverständnis und Kritik, CDU, SPD, FDP und Freie Wähler forderten dagegen ein Ende der Diskussion. „Es ist doch offensichtlich, dass manche immer noch versuchen, das Projekt zu Fall zu bringen“, sagte der CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. Dabei habe das Volk doch entschieden, dass weitergebaut werden dürfe.

Zuvor hatte sein Pendant auf Seiten der Grünen, Peter Pätzold, die Frage aufgeworfen, ob es für das geplante Trogbauwerk für den Tiefbahnhof im Fall außergewöhnlicher Niederschlagsmengen einen ausreichend dimensionierten Überlauf gebe. „Unter dem Eindruck des Klimawandels plant die Stadt zwar ihr eigenes Kanalnetz neu, aber ein so kompliziertes Bauwerk wie der Tiefbahnhof soll angeblich davon nicht betroffen sein“, sagte der Grüne. Gangolf Stocker (SÖS) betonte, die Erhöhung der Grundwassermenge „muss uns als Stadträte interessieren“. Es gehe dabei auch um mögliche Auswirkungen auf die Statik des Bonatzbaus.

Sorgfältiger planen

Für die SPD mahnte Roswitha Blind zwar, die Bahn müsse künftig sorgfältiger planen als bisher: „Die Pannen beim Thema Artenschutz sind peinlich.“ Offenbar wollten Grüne und SÖS vor dem Hintergrund der OB-Wahl im Herbst mit ihren Einwänden weiterhin politisches Kapital aus dem umstrittenen Projekt schlagen. Günther Stübel (FDP) gab zu, er sei mit der Diskussion über Kanaldurchmesser „überfordert“. Eine solche Debatte sei für den Ausschuss „unwürdig“. Peter Pätzold konterte: Man akzeptiere zwar das Resultat der Volksabstimmung, dies sei aber „kein Freibrief für die Bahn“. Die Grünen würden Stuttgart 21 kritisch begleiten, was offenbar für andere Fraktionen nicht gelte: „Es gibt hier welche, die nur begleiten.“

Unterdessen gärt es nach StZ-Informationen in der Grünen-Landtagsfraktion. Zielscheibe der Kritik ist der Regierungspartner SPD. Deren einseitiges Vorgehen dürfe nicht länger toleriert werden, heißt es in einem Rundschreiben des Landtagsabgeordneten Nikolaus Tschenk an die Parteibasis und Mandatsträger. Tschenk fordert, dass das Innenministerium der Bahn „für weitere unnötige Maßnahmen keinen Polizeischutz mehr gewährt“.