Die Bahn und der BUND diskutieren über Larven, Bäume und Höhlen. Der BUND wirft dem Konzern Vertuschung vor.

Stuttgart - Zwischen der Bahn und der Organisation Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist erneut eine Debatte über die Einhaltung von artenschutzrechtlichen Auflagen ausgebrochen. Der BUND wirft dem Konzern dabei Vertuschung vor. Konkret geht es um einen Vorfall, der sich am späten Freitagmittag im Feuerbacher Stadtwald ereignete.

 

In der Lesart des BUND „ertappte“ der BUND-Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer drei Mitarbeiter der Bahn, die dort Juchtenkäferlarven einer im Schlossgarten gefällten Platane entnahmen. Der Stamm war im Stadtwald abgelegt worden. Zuvor habe die rund 150 Jahre alte Platane am Ausgang der Klett-Passage gestanden und dort „eine wichtige Brückenfunktion zwischen der Juchtenkäferpopulation am Ferdinand-Leitner-Steg und den Populationen im nördlichen Teil des Mittleren Schlossgartens“ erfüllt. „Die Bahn muss dringend neue, belastbare Gutachten von den noch bestehenden Bäumen erstellen lassen“, forderte die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender.

Die Bahn wies die Vorwürfe und die Forderungen der Organisation in einer Stellungnahme zurück. Bereits 2010 habe ein von der Bahn beauftragter Sachverständiger sämtliche Bäume im Mittleren Schlossgarten auf Höhlungen kontrolliert und Proben entnommen. Im Februar 2012 habe der Sachverständige erneut in den Bäumen nach Larven gesucht. Nach Meldungen über einen Larvenfund habe die Bahn im Fall des Stammes im Feuerbacher Stadtwald nun einen weiteren Juchtenkäferexperten hinzugezogen.

Juchtenkäferlarven werden versorgt

Dieser fand zwischen Mulm und Stamm tatsächlich 22 Juchtenkäferlarven, die er fachmännisch barg und die nun so lange versorgt würden, bis sie als Juchtenkäfer in einen geeigneten Lebensraum zurückgeführt werden könnten. Den vom BUND geäußerten Vorwurf, die Bahn habe die Larven verschwinden lassen wollen, weist der Projektsprecher Wolfgang Dietrich als „abenteuerlich“ zurück.

Diskussionen löste am Wochenende zudem noch ein anderes Thema im weiteren Umfeld von Stuttgart 21 aus: Die „Süddeutsche Zeitung“ überprüfte gemeinsam mit einem Berliner Datenjournalisten fünf Monate lang die Verspätungen von Fernzügen in ganz Deutschland. Der Stuttgarter Bahnhof schnitt dabei im Vergleich gut ab: Nur acht Prozent aller Züge rollten verspätet ein. Im Landesvergleich liegt der Bahnhof sogar vorn: Gemeinsam mit Vaihingen weist der Stuttgarter Bahnhof die wenigsten Verspätungen auf.