Spülaktionen in den blauen Rohren von Stuttgart 21 werfen neue Fragen auf: die Bahn spricht von Regelprozessen, die Stadt hält die Eisenwerte für unbedenklich und die Kritiker befürchten, belastetes Wasser werde abgelassen.

Stuttgart - Die blauen Rohre sind unübersehbar. Die Leitungen des Grundwassermanagementsystems durchziehen weite Gebiete der Innenstadt. Ihr Zweck: sie sollen Grundwasser aufnehmen, das wegen der Bauarbeiten für Stuttgart 21 abgepumpt wird. Nach der Reinigung wird das Wasser wieder in den Untergrund geleitet. Doch wie gut ist das Wasser, das zurück ins Erdreich gepumpt wird? Auf diese Frage gibt es unterschiedliche Antworten: Die Bahn und die Stadt halten es für unbedenklich und sehen sich darin von neuen Analysen Ende Mai bestätigt, die S-21-kritische Gruppierung der Ingenieure 22 verweist hingegen auf Proben mit hohen Eisenbelastungen von 12 bis 17 Milligramm pro Liter (und einem Spitzenwert von 139 Milligramm) und befürchtet bei der ungebremsten Einleitung eine Gefährdung für das Grund -und Mineralwasser.

 

Auch zehn Tage, nachdem die Stuttgarter Zeitung erstmals über die Messungen der Ingenieure 22 und die unterschiedlichen Einschätzungen berichtet hatte, ist der Streit nicht ausgeräumt. Erstmals bestätigt die Stadt Stuttgart nun aber, dass das Amt für Umwelt vor einigen Wochen ebenfalls Stichproben entnommen hat. Zunächst hatte die Stadt, nachdem sie von den Ingenieuren 22 über die Messungen informiert worden war, an allen 19 Einleitungsstellen das Wasser auf sichtbare Veränderungen geprüft und Entwarnung gegeben. Das war auch der Inhalt eines Schreibens von Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) an die Ingenieure 22, wonach auf Fotos der Bahn „das Wasser keine Trübung“ aufweise und „somit der Anfangsverdacht einer Verunreinigung ausgeräumt“ worden sei. Die Ingenieure 22 hatten diese Reaktion als „völlig unzureichend“ bezeichnet. Eine Sichtprüfung, so die Kritiker, sei im Sinne der Heilquellenschutzverordnung nicht ausreichend.

Inzwischen hat die Stadt nach Informationen der Stuttgarter Zeitung allerdings nachgelegt. Ein Sprecher der Stadt bestätigte, dass am 22. Mai vom Amt für Umweltschutz an drei Infiltrationsbrunnen Proben entnommen und diese auf Eisen und filtrierbare Stoffe untersucht worden seien. „Der Gehalt ist unbedenklich“, sagte er. Die Stadt halte die Angelegenheit damit für erledigt. Nachdem man nicht genau wisse, wo, wann und wie die Ingenieure 22 ihre Proben entnahmen, rühre die „braune Brühe, von der sie sprechen, wohl daher, dass das Wasser unbewegt über längere Zeit in den Rohren stand“, sagte der Sprecher.