Die Bahn gerät nicht nur wegen der nun vorgelegten Kostenprognose zu Stuttgart 21 weiter unter Druck. Die komplexe innerstädtische Großbaustelle muss sie unter besonderer Beobachtung bewerkstelligen. Keine leichte Aufgabe, meint StZ-Redakteur Christian Milankovic.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Dem Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 ist ein geschickter Schachzug gelungen. In dem es Martin Vieregg mit einer Aktualisierung seiner Kostenprognose für Stuttgart 21 beauftragt hat, entgeht es dem Vorwurf, ambitionierte Laien mit einem (zu) komplizierten Sujet zu betrauen. Schließlich lag der Münchner schon mal richtig mit der Voraussage, dass das Bahnprojekt viel teurer werde als von seinen Befürwortern geglaubt und behauptet. Freilich war die damals angegebene Spanne der prognostizierten Kosten recht weit. Zur Wahrheit gehört auch, dass Vieregg mit einer vergleichbaren Voraussage bei den Kosten für die Neubaustrecke nach Ulm nach heutigen Stand erkennbar daneben lag. Das heißt aber alles nicht, dass man die nun vorgelegten Zahlen getrost als Schwarzmalerei zu den Akten legen kann.

 

Die Wahlkämpfer laufen sich warm

Der Projektgesellschaft muss klar sein, dass sie nicht allein mit den komplexen Herausforderungen einer innerstädtischen Großbaustelle zu kämpfen hat. Sie baut dort auch noch unter verschärfter Beobachtung von Bürgern, denen die von der grün-roten Landesregierung postulierte kritisch-konstruktive Begleitung des Landes nicht weit genug geht. Dass sich nun auch noch die Wahlkämpfer warm laufen, erleichtert der Bahn die Arbeit nicht – auch wenn das Bahnprojekt nicht mehr die Aufmerksamkeit wie vor dem Urnengang vor fünf Jahren genießt.

Den öffentlichen Kassen bleibt zu wünschen, dass sich die Viereggschen Voraussagen kein zweites Mal bewahrheiten.