Der neue Vorsitzende des Vereins Bahnprojekt Stuttgart-Ulm, Georg Brunnhuber, will die Bevölkerung über Probleme wie nächtliche Bauarbeiten früher informieren. Wer Erklärungen nachliefere, ernte nur Skepsis.

Stuttgart - Die Bevölkerung früher und besser darüber informieren, was auf der Stuttgart-21-Baustelle passiert – das hat der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Georg Brunnhuber in seiner neuen Funktion als Vorsitzender des Vereins Bahnprojekt Stuttgart-Ulm vor. Insbesondere werde er sich um mehr Transparenz für diejenigen bemühen, die direkt von den Bauarbeiten betroffen sind. „Es geht nicht, dass nachts um 11 Uhr eine Ramme beginnt und kein Mensch weiß es im Voraus.“ Wenn man mit der Erklärung erst hinterher komme, sei „schon ein Teil skeptisch“. Der Verein plant auch ungewöhnliche Aktivitäten, um die Darstellung in der Öffentlichkeit zu verbessern. So gebe es den Vorschlag, in den S-21-Tunnelröhren, wenn weit genug gebohrt sei, Konzerte zu veranstalten.

 

Informationsplattform im Schlossgarten

Die S-21-Ausstellung im Bahnhofsturm wird laut Brunnhuber allerdings im Verlauf der Bauarbeiten für den Trog des neuen Tiefbahnhofs geschlossen. Einen genauen Zeitpunkt nannte er nicht. Der Verein sei aber bereits mit der bahneigenen Projektgesellschaft für die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm und der Stadt Stuttgart im Gespräch über eine Informationsplattform im Schlossgarten. Von dort aus könnten die Arbeiten beobachtet und gleichzeitig Pläne und Modelle präsentiert werden.

Dies ist nach den Worten Brunnhubers auch für die Stadt interessant, die auf der Plattform ihre Vorstellungen für die Gestaltung des neuen Rosensteinviertels zeigen könne. Er rechnet damit, dass das Interesse an der S-21-Baustelle mit dem Fortgang der Bauarbeiten in der Innenstadt weiter wachsen wird. Schon heute bekomme man Anfragen aus ganz Deutschland. Das Turmforum besuchten im Jahr 2014 mehr als 230 000 Besucher.

Debatte um Anbindung des Filderraums

In der Debatte um die Anbindung des Filderraums an S 21 lobt Brunnhuber das Bemühen aller Beteiligten, also von Bahn, Land, Stadt und Region, eine bessere Lösung zu finden. „Am Schluss ist das eine Frage der Kosten und des Zeitplans“, sagt der Vereinsvorsitzende, der im März mit konkreten Plänen rechnet. Die Leistungsfähigkeit der von der Bahn zur Genehmigung vorgeschlagenen Trasse wird massiv kritisiert; deshalb sind andere Lösungen im Gespräch – darunter ein drittes Gleis, so dass am Flughafen S-Bahnen, Regionalzüge und Fernzüge getrennt werden könnten.

Neue Brisanz hat das Thema durch eine Stellungnahme der Technischen Universität Dresden erhalten, in der die von der Bahn vorgelegte Variante nicht empfohlen wird. Die Experten hatten schon auf der Erörterung im Herbst bemängelt, dass eine gemeinsame Nutzung der Gleise durch S-Bahn, Fern- und Regionalzüge zu einer „labilen Betriebsqualität“ führe und Verspätungen im S-Bahn-Netz zu erwarten seien.

Die Bahn erklärte dazu, dass sie die Betriebsqualität der Trasse weiterhin als „wirtschaftlich optimal“ betrachtet.