Der Verkehrsclub Deutschland und Pro Bahn legen Pläne für einen Ausbau der Schienenwege in Stuttgart vor. Der Bahnhof in Feuerbach soll aufgewertet und neue Gleise Richtung Zuffenhausen gebaut werden.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Während im Rathaus das Für und Wider einer Bürgerbeteiligung im Rosensteinviertel diskutiert wird, haben einige Straßen weiter der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Pro Bahn Vorschläge unterbreitet, die, wenn sie umgesetzt werden, das Areal erheblich verkleinern, über dessen Nutzung sich die Bürger Gedanken machen sollen. Die beiden Vereinigungen fordern den teilweisen Erhalt des oberirdischen Kopfbahnhofs und seiner Gleisanlagen. Die liegen just dort, wo dereinst das Rosensteinviertel stehen soll. Ihre Forderungen haben Pro Bahn und VCD auf den Tag sechs Jahre nach der Prellbockanhebung am 2. Februar 2010 erhoben, die den Baubeginn für Stuttgart 21 symbolisieren sollte.

 

„Wir benötigen die oberirdischen Gleise wenn wir mehr Leute zum Umsteigen auf die Schiene bringen wollen“, sagte Matthias Lieb, Vorsitzender des VCD-Landesverbandes bei der Präsentation. Der zurückliegende Feinstaubalarm mit seiner bescheidenen Umsteigerquote habe gezeigt, dass das Angebot im Nahverkehr deutlich ausgebaut werden müsse. Auf den oberirdischen Gleisen sollten freilich auch weiter Züge von der Gäubahnstrecke einfahren.

Mehr Bedeutung für den Bahnhof in Feuerbach

Als neue „regionale Verkehrsdrehscheibe“ will Lieb den Halt in Feuerbach gewertet sehen. Dort sollen nach seinen Vorstellungen zwei weitere Bahnsteige den Umstieg von Regionalzügen auf Busse und Stadtbahnen erleichtern. „So wie es in Bad Cannstatt schon heute funktioniert und wie es nach dem Ausbau in Vaihingen auch sein wird“, erklärte Lieb. Gerade der beschlossene Ausbau des Halts im Stadtbezirk auf den Fildern zeige, dass Beharrlichkeit zu einer Verbesserung des Stuttgart-21-Konzepts beitragen könne. In Vaihingen wird ein weiterer Bahnsteig gebaut – die Entscheidung fiel im Zusammenhang mit dem Ringen um eine bessere Lösung im Filder-Abschnitt für Stuttgart  21.

Zwischen Feuerbach und Zuffenhausen sieht das VCD-Konzept den Bau zweier weiterer Gleise vor, die den vom Tiefbahnhof kommenden Tunnel bis zur Schnellfahrstrecke Richtung Mannheim verlängern. Dieser rund 3,5 Kilometer lange Neubauabschnitt diene gleich zwei Zielen, wie der stellvertretende VCD-Vorsitzende Klaus Arnoldi unterstrich. Zum einen erhöhe er die Kapazität und zum anderen erlaube er zusammen mit anderen Ausbauten eine Fahrzeitverkürzung zwischen Mannheim und Stuttgart auf knapp 30 Minuten – ein Wert, der für den Taktfahrplan von großer Bedeutung ist. „Dann lägen Mannheim, Stuttgart und Ulm jeweils je 30 Minuten auseinander“, ergänzte Lieb. Nur so entfalte die Neubaustrecke über die Alb ihre Wirkung – „und für die geben wir ja viel Geld aus“, betonte Lieb.

S-Bahnhalt Mittnachtstraße: Zweifel an Leistungsfähigkeit

Für die im Bau befindliche S-Bahnhaltestelle Mittnachtstraße, an der einmal alle sieben Linien halten, sieht das Konzept ein weiteres Gleis vor. Um die Leistungsfähigkeit dieser neuen Umsteigestation hatte sich auch schon die CDU- und SPD-Fraktion in der Regionalversammlung gesorgt. Die Union wolle geprüft wissen, ob nicht zumindest ein zusätzlicher Bahnsteig die Pendlerströme besser kanalisieren könnte. Laut Jürgen Wurmthaler, Verkehrsdirektor der Region, könnten bis zur Sommerpause erste Prüfergebnisse vorliegen. Wenig Hoffnung macht hingegen die Bahn-Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm. „Ein weiteres Gleis an der Mittnachstraße kann im Rahmen von Stuttgart 21 nicht gebaut werden“, erklärt ein Projektsprecher unter Hinweis auf den Baufortschritt. Der Trog der neuen Haltestelle sei im Rohbau fertig. Der Sprecher stellte auch eine Simulation in Aussicht, mit der aufgezeigt werden soll, wie der S-Bahnverkehr organisiert wird, wenn ein weiteres Gleis an der Zufahrt zum Haltepunkt Hauptbahnhof aus baulichen Gründen wegfällt. Andreas Kegreiß von Pro Bahn monierte die Planung der S-Bahn-Verlängerung nach Neuhausen auf den Fildern, die eingleisige Abschnitte vorsieht. Die Engpässe seien dazu geeignet, dass sich Bahnen gegenseitig blockierten und Verspätungen ins ohnehin anfällige Stuttgarter S-Bahnnetz trügen.

Grüne mit ähnlichen Forderungen

Rückendeckung gab es vom Filderstadter Grünen-Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel. Der bahnpolitische Sprecher seiner Fraktion redete einer Prüfung der „Erweiterungsoptionen für die Schienenwege in Stuttgart“ das Wort. Exemplarisch nannte er die Zulaufstrecke von Zuffenhausen nach Feuerbach sowie die sogenannte Wendlinger Kurve, die Züge von Stuttgart nach Reutlingen und Tübingen nutzen. Diese eingleisig geplante Verknüpfung müsse zweigleisig gebaut werden – wie es auch eine Studie der Bundesregierung fordere, sagte Gastel.