Update: In Stuttgart zeichnet sich eine hohe Beteiligung an der Volksabstimmung ab. In vielen anderen Städten könnte das Quorum allerdings verfehlt werden.  

Stuttgart - Die Volksabstimmung über das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 in Baden-Württemberg ist am Sonntag eher verhalten angelaufen. Die Beteiligung war in vielen Städten am Vormittag geringer als bei der Landtagswahl im März im gleichen Zeitraum, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Bis zum Sonntagnachmittag hatte in vielen Orten weniger als ein Drittel der Wahlberechtigten die Stimme abgegeben. Bei diesem Stand würde das nötige Quorum verfehlt. 

 

Nur in Stuttgart, Ulm und Heidelberg lag die Abstimmungsbeteiligung über einem Drittel, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa unter zehn Städten in Baden-Württemberg ergab. Unklar war, wie hoch die Beteiligung in ländlicheren Regionen ist. Zum Vergleich: An der Landtagswahl im März dieses Jahres nahmen gut zwei Drittel (66,3 Prozent) der Wahlberechtigten teil.

In der Landeshauptstadt hatten bis zum Nachmittag fast 47 Prozent der Aufgerufenen entweder per Urnengang oder Brief abgestimmt. Bei der Landtagswahl waren es bis zum gleichen Zeitpunkt rund 48 Prozent. In Ulm lag die Beteiligung mit 34 Prozent deutlicher unter dem Vergleichswert von 38 Prozent. Der geplante Tiefbahnhof soll unter anderem an die geplante Schnellbahntrasse nach Ulm angeschlossen werden. Gut 37 Prozent der Heidelberger hatten ihre Stimme bis Sonntagnachmittag abgegeben - bei der Wahl des Landtags waren es mit 62 Prozent fast doppelt so viele.

Kretschmann hat schon gestimmt

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gab seine Stimme nach dem Gottesdienst im Sigmaringer Rathaus ab. Der bekennende S21-Gegner hatte am Samstag auf dem Bundesparteitag der Grünen in Kiel noch einmal für ein Nein zu Stuttgart 21 geworben. Es bestehe die Gefahr, dass die Kosten für den unterirdischen Bahnhof völlig aus dem Ruder laufen.

Der eingefleischte Stuttgart-21-Gegner und Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagte bei der Stimmabgabe: „Ich hoffe auf eine hohe Wahlbeteiligung.“

Die Abstimmungsräume im Land sind bis 18.00 Uhr geöffnet. Die Fragestellung auf dem Stimmzettel ist kompliziert. Wer gegen S21 ist, muss mit „Ja“ stimmen. Wer dafür ist, mit „Nein“.

Knappes Ergebnis erwartet

Eine Umfrage zum ersten Volksentscheid im Südwesten seit 40 Jahren ergab zuletzt, dass das Ergebnis knapp ausfallen könnte: 55 Prozent der Baden-Württemberger waren gegen den Ausstieg, 45 Prozent dafür.

Die Bahn gibt die S21-Kosten mit 4,1 Milliarden Euro an. Bezahlt wird der Bau von der Bahn, dem Bund, dem Land, der Region und Stadt Stuttgart sowie dem Stuttgarter Flughafen. Baubeginn war im Februar 2010. Die Gegner rechnen mit Kosten von bis zu sechs Milliarden Euro. Sie favorisieren einen modernisierten Kopfbahnhof (K 21).

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