Projektsprecher Drexler hat angekündigt, verstärkt auch in Stuttgarts Außenbezirken über die Folgen von Stuttgart 21 zu informieren.

Stuttgart - Mit der kürzlich erfolgten Ausschreibung für den Bau eines Tunnels zwischen dem geplanten neuen Hauptbahnhof und Obertürkheim ist den Bürgern in Erinnerung gerufen worden, dass sich Stuttgart21 nicht auf die Innenstadt beschränkt - sondern wegen der damit verbundenen kompletten Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart auch in den äußeren Stadtbezirken der Landeshauptstadt Auswirkungen haben wird.

Diese sind nach Recherchen der Stuttgarter Zeitung beispielsweise in den Oberen Neckarvororten wesentlich gravierender als bisher von der Bahn kommuniziert. Was verschwiegen wurde: Laut dem Planfeststellungsbeschluss rücken neue Gleise nämlich auch bei Stuttgart21 speziell in Obertürkheim bis an die Vorgärten heran. Es gibt Aufklärungsbedarf.

"Starke negative Auswirkungen"


Doch der Reihe nach: Immer wieder war in der Vergangenheit von wichtigen Stuttgart-21-Repräsentanten wie dem Bahnchef Rüdiger Grube oder dem Projektsprecher Wolfgang Drexler ins Feld geführt worden, dass die Alternatividee Kopfbahnhof21 zur großen Belastung im Neckartal werde.

Die von den Stuttgart-21-Gegnern erarbeitete Variante, bei der der Hauptbahnhof in seiner heutigen Form bestehen bliebe, sieht auf der Neckartalbahntrasse zwei zusätzliche Gleise vor, die schließlich vom Bahnhof Obertürkheim über das Gewerbegebiet Oberer Wasen und den Neckar bis zur Deponie Einöd auf einer hohen Brücke geführt würden - um dann in einem Tunnel zu verschwinden.

Zwei neue Gleise müssen definitiv gebaut werden


Diese Idee lasse für die Oberen Neckarvororte im Vergleich zu Stuttgart 21 "starke negative Auswirkungen" zu erwarten, hieß es bereits im Juli 2008 bei einer gemeinsamen Sitzung der betroffenen Bezirksbeiräte. Überprüft wurde diese These aber nicht. Dies mit der Konsequenz, dass etwa die CDU Hedelfingen in K21 ein "menschenverachtendes Hirngespinst" sieht, das die Neckarvororte "unbewohnbar machen" würde.

Auf Anfrage der Stuttgarter Zeitung hat das Sprecherbüro von Wolfgang Drexler allerdings eingeräumt, dass im Neckartal auch bei Stuttgart 21 zwei neue Gleise gebaut werden müssen, die dann dicht an Wohnhäuser im Imweg heranrücken. Sie führen in den Tunnel zum Hauptbahnhof und müssen auf 1,2 Kilometern Länge in einem Betontrogbauwerk zwischen der Kreuzung Imweg/Augsburger Straße und den Otto-Hirsch-Brücken in die Bestandsstrecke einfädeln.

In diesem Bereich verlaufen künftig sechs statt heute vier Gleise nebeneinander, so dass die Trasse um mehr als die Hälfte des heutigen Bahnkörpers aufgeweitet werden muss. Die Böschung wird somit zwangsläufig in Richtung der Wohnbebauung verschoben.

Die Bahn selbst spricht in den Unterlagen von einem "erheblichen Eingriff", es komme zu "bauzeitlichen Beeinträchtigungen der Anwohner" durch Lärm und Erschütterungen. Auch später lasse Stuttgart21 in dieser Gegend "Überschreitungen der Immissionsrichtwerte" bei Gebäuden erwarten - "insbesondere im Nachtzeitraum". Auf den neuen Gleisen werden nämlich Güterzüge unterwegs sein.