Auf der Königstraße haben Landwirte und Studierende als „Agrar-Scouts“ für die moderne Landwirtschaft geworben.

Stuttgart - Er macht was her! Von weitem leuchtet der grüne Traktor, den 15 junge Landwirte und Agrarstudierende an der Ecke Königstraße/Rotebühlplatz aufstellen. Auf einer Fahne ist zu lesen: „Unser aller Wissen. Die Moderne Landwirtschaft“. Das Forum Moderne Landwirtschaft hat das Projekt „Agrar-Scouts“ ins Leben gerufen, sagt Henriette Keuffel, Masterstudentin des Agribusiness an der Universität Hohenheim. „Als Ehrenamtliche wollen wir mit den Bürgern ins Gespräch kommen, aufklären, was auf den Höfen passiert. Die meisten Passanten sind offen.“ Das bestätigte auch Martin Thierauch, Bachelorstudent der Agrarwissenschaft und Landwirt. Aus der Praxis kommend bringe er sein Wissen in Sachen Ackerbau und Schweine ein. „Manche sagen uns: ‚Ihr Landwirte sprüht doch Glyphosat oder spritzt Antibiotika.’ Aber sie sagen auch, wenn ich vom Arbeitsalltag auf dem Hof erzähle: ‚Das wusste ich nicht.’“ Auch Massentierhaltung sei da Thema.

 

Wer beim Discounter einkauft, sollte nicht über Bauern schimpfen

Schwarze Schafe gebe es überall, so Thierauch. „Aber es ist egal, ob man 800 oder 8000 Tiere hält, sondern darauf, wie man sie hält.“ Es müsse doch das Hauptanliegen jedes Landwirten sein, Boden und Tiere gesund zu halten, dies sei seine Lebensgrundlage. „Einfach Antibiotika spritzt in der Regel keiner. Das kostet zusätzlich Geld, 1,50 Euro pro Tier. Bei uns setzen wir es nur bei Tieren ein, die es brauchen.“ Und für das Herbizid Glyphosat, um dessen weitere Zulassung derzeit bei der Europäischen Union gerungen wird, gebe es strenge Regeln und Wartezeiten. „Wir sind in der Genossenschaft, da wird genau geprüft, ob alles eingehalten wird“, so Thierauch. Als Problem für Landwirte bezeichnen beide die niedrigen Preise, die Landwirte für die Erzeugung von Lebensmitteln bekommen. „Ich kann nirgendwo selbst bestimmen, was mich mein Produkt wirklich kostet, Schlachthöfe, Discounter, alle drücken den Preis und setzen ihn fest.“ Hinzu kämen Überproduktionen: Beim Schweinefleisch seien es knapp 120 Prozent. Man könne nicht über die Landwirtschaft schimpfen, wenn man im Discounter einkaufe, sagte er. Keuffel ergänzte, es gehe auch darum, beim Verbraucher ein Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln zu wecken. „Sie sind lebenswichtig. Nirgendwo sind Standards so hoch wie bei uns, die Technologie hat hier viel beigetragen. Dennoch wird nur zwölf Prozent des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben, in anderen Ländern viel mehr. Das geht auf Kosten der Landwirte.“