Schülerinnenglück in den 1950er Jahren: Zacharias G. Mathioudakis, Autor von Erzählungen, Gedichten und Novellen, hat unserem Geschichtsprojekt Stuttgart-Album die Aufnahme strahlender Mädchen geschickt, die an schwierige Zeiten nach dem Krieg erinnert.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Wenige Jahre nach Kriegsende. Die wallenden Haare der Mädchen sind mit einem Spänglein gezähmt und nach hinten gekämmt. Man sieht Zöpfe und Schleifen. Und fast hört man, wie die Mama gerufen hat: „Mach’ die Haare nach hinten und zeig’ dein schönes Gesicht!“ Die meisten auf diesem Foto tragen niedliche Sommerkleider und Schürzen. Kurze Hosen und Sportkleidung runden das Bild ab.

 

Junges Schülerinnenglück hat sich in den 1950er Jahren auf den Treppen der Österfeld-Schule in Stuttgart-Vaihingen versammelt. Kess stehen viele da, einige schauen aber auch verlegen auf den Boden.

Der Agrarwissenschaftler Zacharias G. Mathioudakis, Autor von Erzählungen, Gedichten und Novellen, hat unserem Geschichtsprojekt Stuttgart-Album die Aufnahme der strahlenden Mädchen geschickt. „Es ist ein wertvolles Dokument“, hat er dazu geschrieben, „das nicht nur die Folgen des Krieges zeigt, sondern auch Glück und Leid im Lauf des Lebens.“ Die Lehrerin auf dem Foto – sie steht links oben – ist die 2005 verstorbene Ehefrau des gebürtigen Griechen. Gudrun Mathioudakis, geborene Karle, war eine bekannte Persönlichkeit in Vaihingen und Büsnau. 1923 war sie in Reisach, Kreis Heilbronn, zur Welt gekommen und hatte Pädagogische Wissenschaften studiert.

Den ganzen Sommer barfuß gelaufen

Nach dem Krieg begann sie ihre Laufbahn in der Pestalozzi-Schule. Viele Jahre unterrichtete sie in der Österfeld-Schule in Vaihingen, ehe sie in die Grund- und Hauptschule nach Büsnau wechselte. „Sie war energisch, freundlich, hilfsbereit und das Lebens bejahend“, hat ihr Mann geschrieben, „auch Schülerinnen und Schüler erinnern sich dankend an meine Frau.“

Im Facebook-Forum des Stuttgart-Albums hat das Klassenbild aus den 1950ern Erinnerungen geweckt. Gisela Salzer-Bothe schreibt: „Wir hatten aufgeschlagene Knie vom Rumrennen auf der Gass’, und wir hatten aber einen Waschzuber und Kernseife. Den ganzen Sommer bin ich barfuß gelaufen, weil wir keine passenden Schuhe hatten – wir waren herrlich dreckig.“ Was Ramona Becken beim Blick auf das Foto als erstes auffällt, sind „ganz viele Mädchen“. Und da beschwerten sich die Eltern heutzutage über zu große Klassen. Früher sei die Klassenstärke nicht besser gewesen. Paer Gneiting freut sich über die Aufnahme: „Fast alle lachen“, hat er notiert. Lothar Escher denkt an Zeiten zurück, da er sich mit Schülerinnen ins Kino verabredet hat. Und Irmgard Maier erinnert sich an Streit mit Eltern, die nicht einverstanden war, wenn sie ihre Haare offen tragen wollten, sondern ihr immer eine Haarspange verpassten.

Im Silberburg-Verlag sind zwei Bücher zu unserer Geschichtsserie erschienen. Diskutierten Sie mit unter: www.facebook.com/Album.Stuttgart.