Die Stadt Köln investiert eine Menge Geld in einen neuen Rheinboulevard. In der Domstadt hat der Fluss im Gegensatz zum Stuttgarter Neckar schon immer eine große Rolle gespielt.

Köln - In Köln ist es eine immer wieder gestellte Glaubensfrage, auf welcher Seite des Rheins man wohnt. So blicken die Einwohner des linken Rheinufers etwas abschätzig auf die rechte Uferseite herab. Das rechtsrheinische Ufer wird im Kölschen Dialekt nur „Schäl Sick“ genannt – wer dort lebt, der wohnt auf der „falschen Seite“. Das Leben tobt in all seinen Facetten an der linksrheinischen Uferseite und rundum, wo der Dom steht, der Altstadttrubel die Nächte prägt und die Brauereien ihren Sitz haben.

 

Schon von jeher spielt der Rhein im städtischen Leben eine dominierende Rolle – die Freizeit am Ufer des Flusses zu verbringen ist in der Domstadt ein selbstverständlicher Teil des Alltags. Zu den beliebtesten Ausflugszielen gehören die Poller Wiesen mit ihren Tennis- und Fußballplätzen. Hier gehen die Einheimischen mit dem Hund spazieren oder lassen im Herbst Drachen steigen, hier trifft man auch Touristen, die den Blick auf den Rhein genießen. Ganz im Süden der Stadt wird es italienisch: Die Rodenkirchener Riviera ist an Sommerwochenenden vielleicht nicht ganz so überfüllt wie ein Badeort am Mittelmeer, an den Sandstränden herrscht dennoch viel Betrieb.

Ein neuer Rheinboulevard wird gebaut

Entlang des Rheins wird aber auch Monopoly gespielt: Im Jahr 2002 gab es den Spatenstich für ein aufwendiges Stadtentwicklungsprojekt, das auch jenseits von Köln Schlagzeilen machte: Der Rheinauhafen, der 1898 gegründet wurde, hat sich seitdem von einem ehemaligen Umschlagplatz für Güter in ein modernes Büro- und Wohnquartier verwandelt. In unmittelbarer Nähe zur Innenstadt entstand ein neues Viertel, das der Stadt Köln ein weiteres Wahrzeichen verschafft hat.

Genauer gesagt sind es sogar drei: Drei markante Kranhäuser erinnern architektonisch an Hafenkräne – fast genauso beeindruckend wie die moderne Architektur sind die gepfefferten Immobilienpreise in dieser Bestlage. Die Kranhäuser sind eine Adresse für Unternehmen und Besserverdiener geworden. Das Investorenprojekt wurde daher von manchen kritisch gesehen – die Stadt versucht seitdem, der Skepsis entgegenzuwirken und auch andere Bevölkerungsschichten mit einzubeziehen. So wurde jüngst gemeinsam mit Skatern eine große Skateranlage entwickelt und gebaut.

Das jüngste Rheinprojekt wird in Deutz geplant, wo vom Sommer an eine 500 Meter breite Freitreppe gebaut wird, die an den Rhein hinunterführen soll. Der Rheinboulevard entsteht rechtsrheinisch und hilft womöglich, einige Vorurteile gegen diese Uferseite abzubauen.