Der Stuttgarter Gemeinderat will am Standort nicht mehr rütteln. Die Kosten liegen jetzt bei 19 Millionen Euro. Von 2018 an soll dort der gesamte Biomüll Stuttgarts verwertet werden. Die Ausschreibung kann jetzt erfolgen.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Der Verein Haus & Grund hat vor einigen Tagen große Aufregung verursacht mit der Forderung, die geplante Biovergärungsanlage nicht auf der Gemarkung Hummelsbrunnen bei Zuffenhausen zu errichten, sondern auf dem Gelände des Kraftwerks Gaisburg. Dort wird in einigen Jahren durch den Neubau des Kraftwerks ein großer Teil des Grundstücks frei. Doch sowohl die Stadträte im Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) als auch Technikbürgermeister Dirk Thürnau haben dieser Idee am Dienstag eine klare Absage erteilt. Es bleibt beim Standort Zuffenhausen.

 

Thürnau nannte mehrere Gründe, die gegen Gaisburg sprächen. Erstens sei der Standort bereits 2012 untersucht und verworfen worden. Denn die Stadt wolle die Flächen gegebenenfalls für eine Aufwertung des Neckars nutzen. Weiter würde das Grundstück frühestens in fünf Jahren frei, so der Bürgermeister; das Gesetz verpflichte die Städte aber heute schon, den Biomüll zu verwerten. Auch wirtschaftlich brauche sich der Standort in Zuffenhausen nicht zu verstecken – dort koste die Verwertung 60 Euro pro Tonne; derzeit zahle die Stadt 107 Euro pro Tonne. Die Bürger müssten also keine Angst haben, dass sich die Müllabfuhr aus diesem Grund verteuere. Alle Stadträte im UTA waren ebenfalls dieser Meinung. Philipp Hill (CDU) rügte Haus & Grund deutlich, weil man mit solchen Vorschlägen „nur die Leute jaloux“ mache.

Stadtwerke Stuttgart kaufen das erzeugte Biogas

In der Diskussion spielte ein anderes Thema eine größere Rolle. Mittlerweile plant der Abfallwirtschaftsbetrieb Stuttgart (AWS) als künftiger Betreiber der Biovergärungsanlage, die Stadtwerke Stuttgart als Abnehmer des Rohbiogases mit ins Boot zu nehmen. Die Stadtwerke sollen vermutlich die gesamte Menge kaufen und damit in einem noch zu bauenden Blockheizkraftwerk Strom und Wärme produzieren; das Unternehmen Porsche ist an der Abnahme dieser Energie interessiert. Eine große energiepolitische Bedeutung dürfte der Einstieg der Stadtwerke allerdings nicht haben, denn das produzierte Biogas wird sowieso auf den Markt kommen. Auf Antrag der CDU wurde die Beschlussvorlage am Dienstag auch abgeändert; bei dieser Lösung müsse sichergestellt sein, dass die Stadtwerke einen „marktgerechten Preis“ für das Biogas zahlten.

Laut einer Aufstellung der Stadt liegt der Gesamtpreis für die Biovergärungsanlage mittlerweile bei knapp 19 Millionen Euro; bisher war immer von höchstens 16 Millionen Euro die Rede gewesen. In den Regelbetrieb soll die Anlage um die Jahreswende 2017/18 gehen. Dort sollen künftig alle Bioabfälle der Stuttgarter Bürger verwertet werden; das sind jährlich etwa 30 000 Tonnen. Auch das Material der nahen Kompostierungsanlage werde verwendet, sagte Bürgermeister Thürnau zu. Das vermindere dort die Geruchsbildung.

Die europaweite Ausschreibung der Anlage kann nun in die Wege geleitet werden, wenn am Donnerstag auch der Gemeinderat zugestimmt hat. Das ist Formsache.