Das BHZ baut in Birkach ein weiteres Wohnhaus für Menschen mit Behinderung. Im Herbst 2018 soll es bezugsfertig sein. Dann sollen auch Studenten oder Praktikanten miteinziehen. Dafür gibt es einen Grund.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Birkach - Bis zum Spatenstich am Freitag war es ein langer Weg. Bereits vor zehn Jahren haben die Planungen für das neue Wohnheim des Behindertenzentrums (BHZ) an der Hundersinger Straße in Birkach begonnen. „Gut Ding will Weile haben“, sagte Bürgermeister Michael Föll. Albert Ebinger, der Geschäftsführer des BHZ, erläuterte: „Wir mussten einige baurechtliche Fragen klären, und es gab auch andere Interessenten für das Grundstück.“ Doch schlussendlich erhielt das BHZ die Zusage, auf dem rund 800 Quadratmeter großen Gelände, das künftig die Adresse Hundersinger Straße 8 tragen wird, ein Wohnheim für zwölf Menschen mit Behinderung zu bauen. Bis Herbst 2018 sollen dort zehn Einzimmer-Wohnungen sowie zwei Zweizimmer-Wohnungen entstehen.

 

Studenten oder Praktikanten sollen miteinziehen

Neben den Bewohnern sollen auch zwei Studenten oder Praktikanten einziehen, die sich in einem gewissen Rahmen zusätzlich zu den fest angestellten Mitarbeitern des BHZ um die Menschen mit Behinderung kümmern werden. Konkret heißt das, dass sie die Menschen zu Freizeitaktivitäten wie Sport, Kino oder Theater begleiten und dafür eine gewisse Vergütung erhalten. Doch bis es dazu kommt, dauert es wohl noch etwas.

„Wenn das Haus bezugsfertig ist, müssen wir es voraussichtlich erst einmal als Interimslösung für die Menschen nutzen, die derzeit in dem Wohnheim an der Hinteren Schafstraße in Plieningen untergebracht sind“, erläutert Isolde Vogt, die Leiterin des Bereichs Wohnen beim BHZ. Das Wohnheim an der Hinteren Schafstraße 20, in dem derzeit 36 Menschen leben, sei nicht mehr zeitgemäß und müsse vollständig modernisiert werden. Wenn das Wohnheim in Birkach fertig ist, wird aus diesem Grund voraussichtlich ein Teil der Bewohner aus Plieningen zunächst einmal dort einziehen, bis das Wohnheim im benachbarten Bezirk wieder bewohnbar ist.

70 Prozent des Geländes werden Gartenfläche

Das Grundstück in Birkach, auf dem gebaut wird, war bisher eine Wiese. Doch alle Beteiligten betonen, dass es auch nach den Bauarbeiten hier wieder blühen soll. „Etwa 70 Prozent des 800 Quadratmeter großen Geländes werden zu einer Gartenfläche“, erläutert die Architektin Lilian Goldbach. Außerdem ist eine Terrasse vor dem dreigeschossigen Haus geplant. Innen soll es zusätzlich zu den Zimmern für die Bewohner einen Aufenthaltsraum für Besprechungen und Feste geben. Und im Untergeschoss wird ein Verbindungsgang zum Nachbarhaus geschaffen. Dort befindet sich ebenfalls ein BHZ-Wohnheim. An der Kaiserstraße 63 leben 15 Menschen mit Behinderung.

Dort wohnt unter anderen Andreas Klopfer. Der 46-Jährige spielte beim Spatenstich am Freitag eine besondere Rolle. Bevor die Verantwortlichen den ersten Klumpen Erde aushoben, durfte Klopfer all die Wünsche vorlesen, die Menschen vom BHZ sowie Nachbarn des Grundstücks formuliert und an Luftballons in die Luft steigen ließen. Da war die Rede von möglichst wenig Lärm und Staub, vom Wunsch nach einem friedlichen Miteinander, schönen Zimmern und unfallfreien Bauarbeiten.

Bewohner können selbstständiger leben

Wer genau in das neue Wohnheim in Birkach einziehen wird, ist noch nicht klar. Voraussichtlich werden es Menschen sein, die bisher in stationären Wohnheimen des BHZ wohnen, sowie Menschen, die bei ihren Eltern oder Verwandten leben und betreut werden.

Klar ist: Wer an der Hundersinger Straße 8 einzieht, wird etwas selbstständiger leben. Denn die Bewohner werden lediglich ambulant betreut. Das bedeutet, dass sie zwar eine gewisse Assistenz erhalten und es auch nachts eine Rufbereitschaft gibt; allerdings sollten sie nicht dauerhaft auf Unterstützung angewiesen sein. Hilfe werden sie vor allem bei der Haushaltsführung, der Geldverwaltung, bei behördlichen und schriftlichen Angelegenheiten sowie bei der Teilhabe in der Gesellschaft erhalten.

In den kommenden Jahren will das BHZ noch weitere Wohnheime errichten. „Wir planen schon länger, ein weiteres Wohnheim mit 24 Plätzen auf der Filderebene zu bauen, doch wir finden keinen Baugrund“, sagt Isolde Vogt. Mittlerweile sucht das BHZ nicht mehr ausschließlich auf der Filderebene, sondern im gesamten Stuttgarter Stadtgebiet. Grund dafür ist, dass alle Wohnheime voll belegt und die Wartelisten lang sind.