Die Stadtverwaltung hat nach Botnang geladen, um über die Wildtiere im Siedlungsgebiet zu sprechen. Seit August treiben die Wildschweine im Bezirk ihr Unwesen. Aber auch in Feuerbach und Weilimdorf sind sie unterwegs.

Stuttgarter Norden - Ein umgegrabener Fußballplatz in Feuerbach, 300 verwüstete Gräber auf dem Weilimdorfer Friedhof und viele Gärten in Botnang, die seit August immer wieder aufgesucht und durchwühlt werden: Das ist nur ein kleiner Teil der Schadensmeldungen, die in den vergangenen Wochen beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt eingegangen sind. Verantwortlich für die Verwüstung sind die Wildschweine. Der Ärger über die Tiere im Stuttgarter Norden ist groß – so groß, dass der stellvertretende Leiter des Garten-, Friedhofs- und Fortsamtes, Hagen Dilling, am Dienstagabend ins Botnanger Bürgerhaus kam, um Aufklärungsarbeit zu leisten.

 

Gemeinsam mit seinem Kollegen Uwe Rilling und den beiden Mitarbeitern vom Amt für öffentliche Ordnung, Stefan Praegert und Klaus Kühnemund, versuchte Dilling alle Fragen zur vollsten Zufriedenheit der Bürger zu beantworten, was nicht immer einfach war. „Meine Schwiegermutter hat in Botnang seit 45 Jahren einen Garten. Es ist das erste Jahr, in dem die Wildschweine dort auftauchen. Das Verhalten der Tiere hat sich verändert. Darauf müssen Sie reagieren“, sagte eine Dame aus dem Publikum. Und: „Seit August kommen die Wildschweine alle acht Tage – mittlerweile sind es 13 Stück“, erzählte eine Anliegerin aus der Bauernwaldstraße. So könne das nicht weitergehen. Und vor allem: Wer komme für den Schaden auf? „Die Wildschweine sind frei lebende, herrenlose Wildtiere. Sie gehören niemandem. Somit ist auch niemand für ihr Tun verantwortlich“, sagte Dilling. Das heiße, dass auch in der Regel niemand für die Schäden aufkomme. Aber man versuche, die große Wildschwein-Population weiter zu verringern. „Wir wollen natürlich verhindern, dass die Tiere weiter ins Stadtgebiet vordringen. Und wir hoffen auch, dass es uns gelingt, sie aus den Siedlungen wieder herauszubekommen“, sagte Dilling. „Aber zaubern können wir nicht.“ Man könne nur intensiv jagen und das tue man. Am Samstag gebe es wieder eine sogenannte Drückjagd. „Rund 85 Jäger werden sich im Wald aufhalten – in Botnang, Weilimdorf und Feuerbach“, erklärte Dilling. Das sei auch nötig, sagte Uwe Rilling, denn ein Wildschwein lege in der Nacht bis zu 50 Kilometer zurück. Es sei heute hier und morgen woanders. „Sie pendeln dorthin, wo es etwas zu fressen gibt. Wir müssen sie revierübergreifend jagen, sonst bekommen wir sie nicht in den Griff“, sagte Rilling. Wie viele Wildschweine es derzeit in Botnang und Umgebung gebe, wisse er nicht. „Aber es springen noch welche rum.“

Es gibt kein Allheilmittel gegen die Wildschweine

In diesem Jagdjahr, das immer vom 1. April bis 31. März gehe, habe man schon 229 Wildschweine erlegt. Zum Vergleich: In den beiden Jahren zuvor waren es 59 und 95 Tiere. „Sicherlich wird die Population im nächsten Jahr geringer sein. Wir kriegen das Problem in den Griff, aber es wird noch ein paar Monate dauern; vielleicht auch ein ganzes Jagdjahr“, betonte Rilling. Für die Jäger sei es kein Zuckerschlecken, sich nachts bei der Kälte drei Stunden auf die Lauer zu legen. „Wir können nicht verlangen, dass jede Nacht 40 Jäger draußen sind“, sagte Rilling.

Hagen Dilling betonte, dass es leider kein Allheilmittel gebe, um sich gegen die Wildschweine zu schützen. Am effektivsten sei es jedoch, wenn die Bürger ihre Gärten einzäunen würden – da, wo es eben möglich und erlaubt sei. Was passieren kann, wenn die Wildschweine freien Zugang haben, hat man vor Monaten schon auf dem Friedhof in Botnang und jüngst auch auf dem in Weilimdorf gesehen. „In Weilimdorf war der Zaun beschädigt und somit undicht“, sagte Dilling. Man sei gerade dabei, das in Ordnung zu bringen.

Auch in Feuerbach haben die Wildschweine gewütet. In der Nacht zum Montag wurde das Hauptspielfeld an der Hugo-Kunzi-Halle umgegraben. Bei der Sportvereinigung geht man davon aus, dass die Tiere am Zaun gegraben haben und ihn schließlich ein- beziehungsweise so hochgedrückt haben, dass sie auf das Gelände kommen konnten. „Wir werden das Spielfeld im Frühjahr wohl nicht nutzen können“, sagt Sportvg-Geschäftsführer Matthias Ranke. Der Spielbetrieb der Fußballer sei deshalb nicht gefährdet, aber man müsse schauen, wie der Trainingsbetrieb organisiert werden könne.