Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle im Interview: Die guten Nachrichten im Stadtbezirk überwiegen. Einige Projekte konnten im Jahr 2015 erfolgreich beendet werden, andere sind auf den Weg gebracht worden. Botnang lebt und meistert mit seiner engagierten Bürgerschaft die Herausforderungen.

Stuttgart-Botnang – - Ob Marktplatz, Haus der Jugend oder die neue Ortsmitte: Die guten Nachrichten im Stadtbezirk überwiegen. Einige Projekte konnten im Jahr 2015 erfolgreich beendet werden, andere sind auf den Weg gebracht worden. Botnang lebt und meistert mit seiner engagierten Bürgerschaft die Herausforderungen.
Herr Stierle, wie haben Sie in den vergangenen Tagen geschlafen?
Danke, eigentlich gut. Ich bin in letzter Zeit zwar oft angespannt nach Hause gefahren. Das hat sich dann aber auch wieder gelegt (lacht).
Angespannt? An was lag das? Denn wenn man das Jahr 2015 aus Botnanger Sicht betrachtet, ist es ja eigentlich sehr erfolgreich, wenn auch vielleicht etwas anstrengend verlaufen.
Wenn ich auf das komplette vergangene Jahr zurückblicke, kann man nicht klagen. Die Ortsmitte wurde eingeweiht, der Marktplatz hat Fortschritte gemacht. Und es ist uns endlich geglückt, dass Botnang in ein Sanierungsprogramm aufgenommen wird. Unser Bezirk war da noch nie vorher im Fokus. Auch, dass so viele Gemeinderatsfraktionen in den Haushaltsberatungen die Planungsmittel für das Haus der Jugend auf ihrem Zettel hatten, ist sehr erfreulich. Der Bezirksbeirat hat sich ja mit seinen Forderungen sonst sehr zurückgehalten. Die Anspannung vor Weihnachten war der aktuellen Situation geschuldet.
Sie meinen die neuen Herausforderungen im Bezug auf die vielen Neubürger, die Sie in den vergangenen Wochen begrüßen durften. Menschen, die teilweise sehr viel Leid erlebt haben und deshalb aus ihrer Heimat flüchten mussten. Wie stellt sich die Situation in Botnang derzeit dar?
Vor allem an der Beethovenstraße war in den vergangenen Wochen viel zu tun. Dort sind 130 Flüchtlinge eingezogen. Da ging es zu Beginn organisatorisch immer mal wieder hektisch und chaotisch zu. Insbesondere die Müllstandorte haben mich und meine Stellvertreterin Mina Smakaj stark beschäftigt, obwohl uns das eigentlich gar nicht unmittelbar betrifft. Aber wir kümmern uns eben, auch wenn das nicht überall wahrgenommen wird. Da darf man auch mal ausgelaugt nach Hause kommen. Deshalb schläft man aber nicht schlecht. Zwischenmenschlich gibt es mit den Bewohnern bislang überhaupt keine Probleme. Das sind nach meinen ersten Eindrücken überwiegend nette Leute. Zudem leisten Frau Smakaj und der Freundeskreis tolle Arbeit. Es wurden mittlerweile verschiedene Untergruppen gebildet, die sich eigenständig um die anfallenden Dinge wie Hausaufgabenbetreuung oder die Begleitung zum Arzt kümmern. So können die drei Sprecher des Freundeskreises auch entlastet werden.
Derzeit leben aber ja nicht nur an der Beethovenstraße Flüchtlinge, sondern auch im Waldheim Johannes und an der Zumsteegstraße. Läuft es da ähnlich?
Es ist da eher sogar ruhiger. Man merkt schon den Unterschied, ob von heute auf morgen 130 Leute in ein baufälliges Gebäude einziehen oder ob weitaus weniger Personen in vier bis sechs klassischen Mietwohnungen an der Zumsteegstraße beziehungsweise in einem überschaubaren Raum im Waldheim unterkommen.
Das ging jetzt alles schneller als gedacht. Ursprünglich hätten die ersten Flüchtlinge an der Furtwänglerstraße in die beiden Neubauten ziehen sollen. Wann werden die Systembauten denn dort fertig?
Zu mir hat man gesagt, dass der Einzug im April dieses Jahres stattfinden kann. Das würde von der Zeit ja sehr gut passen, denn dann stehen die Gebäude an der Beethovenstraße nicht mehr zur Verfügung. Es könnte sein, dass die Bewohner von dort dann an die Furtwänglerstraße ziehen. Das wäre sicherlich für sie von Vorteil, wenn sie in Botnang bleiben könnten – dort, wo sie gegebenenfalls schon Kontakte geknüpft haben. Ich weiß aber nicht, ob das so kommen wird.
Sicher konnten Sie sich bis zum Schluss auch nicht sein, ob der Gemeinderat im Rahmen seiner Haushaltsberatungen den größten Wunsch des Bezirksbeirates nun doch noch erfüllt: Planungsmittel für das Haus der Jugend. Sie haben es vorher schon kurz erwähnt: Es hat geklappt. Wie groß ist die Erleichterung?
Ich bin froh, dass es jetzt weitergehen kann. Wir warten schon seit ich hier Bezirksvorsteher bin auf ein ordentliches Jugendhaus. Und auch meine Vorgängerin Ulrike Zich hat sich schon damit beschäftigt. Jetzt kann man natürlich sagen, dass es auf drei bis vier Jahre auch nicht mehr ankommt. Aber mit Blick auf die Entwicklungen in der Ortsmitte kann es gut sein, dass der Jugendtreff an der Franz-Schubert-Straße nicht mehr allzu lange zur Verfügung steht. Am Tag X müssen wir dann schon ein paar Schritte weiter sein als jetzt. Deshalb sind die Planungsmittel auch so wichtig. Allerdings müssen wir natürlich hoffen, dass die Stadträte in zwei Jahren dann die weiteren Mittel bereitstellen, um das Haus der Jugend bauen zu können.