Der Botnanger Ortskern und umliegende Bereiche sind als Sanierungsgebiet ausgewiesen worden. Am Donnerstag konnten Bürger ihre Ideen und Vorschläge einbringen.

Stuttgart-Botnang - Ob die Chancen für ein geplantes Sanierungsvorhaben erkannt, ob bei der Bevölkerung vielleicht gar eine gewisse Begeisterung für Gestaltungsmöglichkeiten geweckt werden kann, dafür ist auch die Zahl der Teilnehmer an der zugehörigen Bürgerbeteiligung ein Gradmesser. Greifbar war so die Erleichterung bei Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle, dass sich die kurz vor Beginn noch extrem schütter besetzte Turn- und Versammlungshalle dann doch noch ganz ordentlich füllte: mit rund hundert Beteiligten.

 

Stierle hob denn auch eingangs nochmals deutlich die Vorteile der Sanierung für den Stadtbezirk hervor, wobei er zunächst die Skepsis von Hauseigentümern im Blick hatte: „Die Sorge einer Wertminderung von Immobilien durch die Eintragung der Sanierung ins Grundbuch ist unbegründet“, betonte Stierle und ergänzte: „Im Gegenteil! Mir wird aus der Branche gesagt, dass seit der förmlichen Festsetzung die Nachfrage sogar gestiegen ist, weil mit der Verbesserung des Wohnumfeldes offensichtlich eine Wertsteigerung von Gebäuden erwartet wird.“

Hinsichtlich des Stadtbezirkes warb er dafür, „nicht den verklärten Blick aus den Höhenzügen“ zu pflegen, sondern „uns ganz ehrlich zu machen“. Und da falle dann doch vieles auf. Von der den Ort durchschneidenden Betonpiste, einem unattraktiven Entree, in die Jahre gekommenen Hochhäusern und Verkehrsproblemen bis zum überalterten Jugendhaus. Gerade das letzte Beispiel zeige aber, welche „Dynamik die Sanierung bringen kann“: „Seit zwei Jahrzehnten kämpfen wir um eine Verbesserung. Es ist immer am Geld gescheitert. Seit die Sanierung angelaufen ist, bekommt das plötzlich einen Schub, mit konkret werdenden Plänen“. Es lohne sich also, „wenn Sie sich als Bürger mit Ihren Ideen, mit Kritik und Anregungen einbringen: für sich, für Ihren Wohnort und für den Stadtbezirk insgesamt“.

Rund 50 Ideen wurden gesammelt

Dazu gab es dann auch direkt Gelegenheit: Ausgehend von den Ergebnissen der Voruntersuchung und den dabei herauspräparierten Problemkreisen, wurden an fünf Stationen Ideen gesammelt. Am meisten umlagert war dabei neben der Themenwand „Kinder und Jugend“ das Thema „Öffentlicher Raum“, wo besonders intensiv diskutiert wurde und wo schließlich die ganze Fläche mit über 50 Ideenzetteln beklebt war: der Hälfte der Vorschläge insgesamt. Die Punkte reichten von „durchgängiger Radweg von der Furtwänglerstraße bis zur Ortsmitte“, über „Schmuddelecken dokumentieren“, den Erhalt des Bürgerhauses „auch als Kultur-Café“, Beleuchtung für den Bolzplatz bei der Schule bis zur Idee eines Mehrgenerationenhauses in der Ortsmitte, was dann als „ganz starke Idee“ resümiert wurde.

Selbstredend wurden auch ausgewiesene Sanierungsziele wie die Aufwertung der Kauffmannstraße, etwa durch Entsiegelung mit gepflasterten Parkplätzen, des Quartierseingangs oder der Grünanlage am Buberlesbach genannt. Und besonders heiß diskutiert wurde die Idee, die Franz-Schubert-Straße zur Einbahnstraße zu machen. Ein Thema, an dem sich die Geister schieden. „Der Ring ist ein dickes Brett“, meinte Martin Holch vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, „wir werden sicher ein paar Jahre brauchen, bis wir da etwas haben“.

„Fangen wir mal an und schauen, was wir hinkriegen“, sagte Wolfgang Stierle in seinem finalen Resümee. Er bedauerte zwar, dass weder Vertreter des Bürgerhauses noch von Handel und Gewerbe an dem Abend teilgenommen hatten, zeigte sich aber insgesamt begeistert: „Danke, dass Sie sich so intensiv beteiligt haben. So stelle ich mir auch die weitere Beteiligung vor.“