Bei den Stuttgarter Buchwochen wurden auch reichlich neue Bücher über die Landeshauptstadt präsentiert – ein Rundgang.

Stuttgart - Der rührige Titus Häussermann, der vor genau 25 Jahren in der Silberburgstraße seinen Silberburgverlag gegründet hat und heute in der historischen Nachbarschaft des Klosters Bebenhausen bei Tübingen ansässig ist, sagt: „Das Interesse an der Stadtgeschichte ist nach wie vor ungebrochen. Viele Leser schätzen fundierte Arbeiten über historische Themen.“ Der Markt für die Stuttgart-Bücher sei zwar recht schwierig und speziell, er werde aber als passionierter Stuttgarter diesem Verlagsthema treu bleiben.

 

Diesen Worten hat Titus Häussermann, wie man beim Rundgang über die Buchwochen im Haus der Wirtschaft leicht erkennen kann, auch 2011 wieder einige Taten folgen lassen: So haben die Historikerin Annegret Kotzurek und der ehemalige Verlagsredakteur Rainer Redies erst kürzlich bei Silberburg ihren zweiten Band „Stuttgart von Tag zu Tag“ vorgelegt. Der erste umfasste die Jahre von 1900 bis 1949, der zweite listet in Wort und Bild die Jahre von 1950 bis 1999 auf – Stuttgart im 20. Jahrhundert auf insgesamt 450 Seiten mit ebenso vielen Fotos aus allen Lebensbereichen der Stadt. Die Bände, in denen sich Alltägliches, Kurioses und Epochales wie eine leicht lesbare Chronik aneinanderreihen, kosten jeweils 24,90 Euro – ein fairer Preis für ein informatives und unterhaltsames Nachschlagewerk, das sich auch als Schulbuch für die gute alte Heimatkunde eignet.

Liebeserklärung an die Heimatstadt

Der ambitionierte Titus Häussermann war es auch, der 2011 die Liebeserklärung des langjährigen StZ-Redakteurs Adrian Zielke an seine Heimatstadt Stuttgart herausgebracht hat, farbkräftig illustriert von dem freien Bildjournalisten Wilhelm Mierendorf: „Unverkennbar Stuttgart“ lautet der Titel dieser 120 Seiten umfassenden Plauderei über die Schokoladenseite der Landeshauptstadt. Markthalle und Kunstmuseum, Birkenkopf und Kochenbas, Heslach und der Württemberg – vor allem aber das Leuze, wo Adrian Zielke täglich seine Runden schwimmt, haben es ihm angetan. Auch in dieser Neuerscheinung (19,90 Euro) mischt sich Geschichte mit Geschichtchen.

Einen guten Beitrag zur Stadtgeschichte leistet seit genau 150 Jahren der Verschönerungsverein – zu seinem großen runden Jubiläum haben die Historiker Bernd Langner und Wolfgang Kress in jahrelanger Mühe eine „Festschrift“ zusammengetragen, die in Wahrheit weit mehr ist: nämlich die Chronik eines vorbildlichen bürgerschaftlichen Engagements von den Anfängen im Jahr 1861 bis heute; 250 Seiten dick, 30 Euro teuer, mit 350 Fotos und Dokumenten, bietet dieser gewichtige Band einen Blick in die Stuttgarter Gesellschaft während wechselnder Zeiten. Spannend zu lesen, wie gerade dieser Verein durch das „Tausendjährige Reich“ kam, ohne sich dabei mit den Nationalsozialisten gemein zu machen.

Leichte, unterhaltsame Kost

Eher leichte, unterhaltsame Kost aus und über Stuttgart liefert Uwe Bogen, ein Redakteur der „Stuttgarter Nachrichten“, in seinem schmalen Bändchen „Liebe, Tanz und Bretterbuden“, erschienen im Wartberg Verlag (80 Seiten, 11 Euro). Seine Anekdoten handeln von Fernsehturm und vom Perkins Park, von Cranko und vom Solituderennen, vom Pferdle und vom Äffle. Es handelt vom Stuttgarter Lebensgefühl der 60er und 70er Jahre – die gute alte Zeit derjenigen, die heute so um die 60 Jahre sind. Damals war Stuttgart noch eine heile, bunte und staunende Welt – aber vielleicht denkt man das ja nur so im Nachhinein.

Erfolgreiches StZ-Online-Projekt in Buchform

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Dieser alten Erkenntnis, gemischt mit historischem Interesse, verdankt das Online-Projekt der Stuttgarter Zeitung „Von Zeit zu Zeit“ sein unerwartet hohes Echo. Hilke Lorenz und Thomas Faltin, beide Historiker und beide StZ-Redakteure, haben vielerlei Mühe darauf verwendet, dem ersten Band „Unser Stuttgart – Die Stadt aus der Sicht ihrer Bürger“ jetzt einen zweiten folgen zu lassen. Das Werk trägt den Untertitel „Menschen, Alltag, Stadtbilder im zwanzigsten Jahrhundert“. Beide Bände voller Schätze aus ungezählten Familienalben sind im Belser Verlag erschienen, das eine ist für 19,95 Euro, das andere für 16,95 Euro zu erwerben.

Ebenfalls bei Belser hat Ute Scheitler ein lebendiges Kinderbuch für Sprösslinge von sechs Jahren an herausgebracht: „Komm mit durch Stuttgart – Mit Spatz Theo die Stadt entdecken“, so der Titel. Es geht dabei um einen spannenden und lehrreichen Streifzug durch Stuttgart, auf dem die Jüngsten spielerisch lernen können, was es in der Stadt, in der sie leben, so alles zu entdecken gibt. Man kann gar nicht früh genug damit beginnen, die Kinder für ihre Stadt und deren Geschichte zu interessieren. Außerdem lehrt die Erfahrung, dass die Erwachsenen auf derlei Rundgängen ja selbst vieles lernen, von dem sie zuvor noch nichts gewusst haben.