Bis vor Kurzem wurde inmitten von Wohnhäusern in Stuttgart-Degerloch ein illegales Bordell geführt. Laut Polizei ist der Betrieb eingestellt, ein Friseur soll nun in die Räumlichkeiten eingezogen sein. Doch ein Blick auf die Klingel lässt Raum für gewisse Zweifel . . .

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Degerloch - Das Gebäude an der Alten Weinsteige fällt im Vergleich zu den anderen stolzen Häusern auf dem Haigst etwas aus der Reihe: Die alte, lilafarbene Stadtvilla war sicherlich einmal schön anzusehen, mittlerweile ist sie deutlich in die Jahre gekommen. Der Putz blättert ab, der Garten ist verwildert, vor der Tür stapeln sich eine Reihe von Pizzakartons und anderweitiger Müll. Bis vor Kurzem wurde dort, mitten im Wohngebiet, ein illegales Bordell betrieben. Wer die Adresse in die Suchmaschine Google eingibt, stößt sofort auf entsprechende Seiten aus dem Rotlichtbereich und liest Rezensionen von offensichtlich zufriedenen Besuchern.

 

Nun ist angeblich ein Friseur eingezogen

Im Herbst des vergangenen Jahres hat das städtische Baurechtsamt dem Betreiber eine Nutzungsuntersagung zukommen lassen. Mittlerweile ist der Betrieb wohl tatsächlich eingestellt: Laut Polizei und Internetrecherchen soll vor Kurzem der Friseur- und Kosmetiksalon mit dem Namen Studio Fuego in das Erdgeschoss des Gebäudes eingezogen sein, in den beiden oberen Stockwerken befinden sich offenbar Wohnungen. Ein Blick auf die Klingelschilder lässt jedoch Raum für gewisse Zweifel: Von einem Friseur ist hier nichts zu lesen, und die übrigen Schilder sind größtenteils schwer zu entziffern.

Auf Nachfrage unserer Zeitung sagt ein Sprecher der Stuttgarter Polizei: „Bei uns gilt der Betrieb als eingestellt. Allerdings gehen wir trotzdem regelmäßig vorbei und schauen nach. Aus Erfahrung wissen wir, dass viele Betreiber eines illegalen Bordells irgendwann wieder öffnen.“ Jedoch haben auch die Polizeibeamten in solchen Fällen nur eine begrenzte Handhabe: Ohne Durchsuchungsbeschluss dürfen sie nicht einfach so Wohnungen betreten.

Aus diesem Grund begutachten die Polizisten in der Regel die entsprechenden Gebäude auch lediglich von außen und schauen sich die Klingelschilder an – doch diese jedoch verraten eben manchmal nicht sonderlich viel.