Vivian Volkmer ist gerade mal 24 Jahre alt, hat keine Kochlehre absolviert und hat sich nun für einen internationalen Kochwettbewerb qualifiziert. Das Gericht, das sie für den Wettkampf ausgewählt hat, hat viel mit der Dominanz von Männern in Profiküchen zu tun...

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Degerloch/S-Ost - Frauen in Profiküchen haben es schwer. Männer sind deutlich in der Überzahl, der Umgangston ist rau. Wenn man dann auch noch blond, schlank und eher klein ist sowie laut eigener Aussage „eine Piepsstimme hat“, macht es das nicht einfacher. Doch Vivien Volkmer, die im Stuttgarter Osten lebt, ist eine besondere Frau. Das zeigt sich schon daran, dass sie, die sich nun mit 24 Jahren für einen internationalen Kochwettbewerb qualifiziert hat, das Kochhandwerk nicht einmal gelernt hat.

 

Die 24-Jährige kommt eigentlich von Daimler

Volkmer hat eine Lehre als Fachfrau für Systemgastronomie bei Daimler absolviert. In diesem Beruf steht man selten in der Küche, vielmehr kümmert man sich um die Verteilung von Schichten, kümmert sich um Abrechnungsformulare und Gästebeschwerden. Doch schon früh bemerkte ihr Chef, dass Volkmers wahre Berufung die Kunst am Herd ist. „Ich wurde übernommen und als Köchin in einem Restaurant im Kundencenter eingesetzt“, sagt sie. Nach einem Jahr Berufserfahrung bei Daimler schrieb sie eine Bewerbung an das Pier 51 in Degerloch und wurde als Köchin eingestellt. Keine zwei Jahre später stieg sie zur „Chef de Partie“ auf, was übersetzt Postenchef heißt und bedeutet, dass Volkmer jeden Abend die Verantwortung für einen bestimmten Bereich in der Küche übernimmt.

Und obwohl ihr Lebenslauf eindeutig zeigt, dass die 24-Jährige Talent hat, hätte sie sich niemals zugetraut, sich für einen Kochwettbewerb anzumelden. „Das war für mich einfach noch zu früh“, erläutert sie. Ihr Chef war anderer Meinung. „Wir machten immer mal wieder Witze darüber, ob es etwas ausmacht, dass ich den Kochberuf nicht gelernt habe“, sagt Volkmer. „Und vor Kurzem haben wir wieder mal darüber gewitzelt, und am selben Tag kam der Brief von San Pellegrino, dass sie in einem internationalen Wettbewerb nach Nachwuchstalenten suchen.“ Ihr Chef überzeugte Volkmer, sich zu bewerben.

Schwein mit pinkfarbenen Beilagen

Die erste Runde bestand darin, ein eigenes Gericht auf Gourmet-Niveau zu entwickeln. „Mein Gericht heißt Miss Piggy“, erläutert Volkmer. Es besteht aus Schweinebauch und Schweinebäckchen mit lilafarbenen Kartoffeln, pinkfarbener roter Beete, Karotten sowie Rosenblüten als Garnitur. „Ich habe Schwein als Hauptkomponente gewählt, weil man das von mir als Frau nicht erwartet.“ Um dem Gericht dennoch eine weibliche Note zu verleihen, hat sie sich für die Beilagen in Pinktönen entschieden.

Mit ihrer Idee überzeugte Volkmer. An diesem Montag fährt sie nach Frankfurt, um gegen neun Köche aus Deutschland und Österreich anzutreten. Insgesamt 17 Teller des Gerichts „Miss Piggy“ muss sie innerhalb von fünf Stunden kochen. Sie ist die einzige Frau, die sich in der Qualifikation durchgesetzt hat. Und wenn sie gewinnt? „Dann fahre ich nächstes Jahr zum Finale nach Mailand und trete gegen die 20 besten Nachwuchsköche der ganzen Welt an.“ Und spätestens dann müsste endlich bewiesen sein: Diese blonde, junge Frau kann den männlichen Kollegen mehr als nur das Wasser reichen.