Car2Go verkleinert sein Geschäftsgebiet. Das trifft vor allem Stadtteile, die ohnehin schlecht an Bus und Bahn angeschlossen sind. Deshalb regt sich Protest. Unter anderem in Stuttgart-Degerloch.

Degerloch - Insgesamt 105 000 Nutzer hat das Carsharing-Angebot Car2Go allein in Stuttgart. Viele von ihnen sind enttäuscht. Denn die Daimler-Tochter hat jüngst angekündigt, sich zum 2. November aus 22 Stuttgarter Stadtteilen ganz oder teilweise zurückzuziehen. Die Begründung des Unternehmens für die Entscheidung scheint auf den ersten Blick logisch: Es rechne sich einfach nicht.

 

Die Leihfahrzeuge strandeten oft an abgelegenen Orten und fänden keinen Anschlussmieter, erklärt das Unternehmen. Zu diesen Gebieten gehören auch die Tränke und der Stadtteil Hoffeld. Sie finden im neuen Geschäftsgebiet keine Berücksichtigung mehr.

Das Hoffeld ist abends schlecht angebunden

Der Bezirksbeirat bedauert die Entscheidung. In einem Antrag appelliert er nun an die Verwaltung, mit verschiedenen Carsharing-Unternehmen in Kontakt zu treten. Ziel müsse es sein, die Randbezirke weiterhin mit ausreichenden Angeboten zu versorgen. Gerade im Hoffeld mit seiner schlechten abendlichen Busanbindung sei ein Angebot wie Car2Go unverzichtbar, argumentierte Astrid Maurer von den Grünen, die den Antrag eingebracht hatten.

Ob der Antrag Gehör findet, darf bezweifelt werden. In der Tränke stünden die Elektro-Autos im Durchschnitt 18 Stunden herum, bis ein Kunde sie wieder miete, sagt Car2Go-Pressesprecher Daniel Hörer. „Zum Vergleich: In vielen Teilen der Innenstadt ist es durchschnittlich nur eine Stunde. Die Zahlen sprechen hier also eine eindeutige Sprache.“

550 Fahrzeuge seien nach wie vor in der Stadt unterwegs

Dafür könnten Kunden im restlichen Bezirk das Angebot weiter nutzen, so Hörer. Und das zu besseren Bedingungen: Denn während sich das Geschäftsgebiet von 153 auf 101 Quadratkilometer verkleinert, bleibt die Anzahl der Fahrzeuge bestehen. 550 Elektroautos sind weiterhin im Stadtgebiet unterwegs. So könnten sich immerhin die Wege zum Elektroauto verkürzen. Für Hoffelder und Tränke-Anwohner ein schwacher Trost.

Einen ganz ähnlichen Antrag gibt es bereits im Gemeinderat. Urheber sind dort ebenfalls die Grünen. Im Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) wollen sie sich demnächst von einem Vertreter von Car2Go erklären lassen, warum sich das Unternehmen zurückziehen will und wie man der Entwicklung entgegnen kann.