Das Tiefbauamt hat die meisten Wasserspiele gewartet. Der Pfeifenbrunnen ist zudem saniert worden.

Stuttgart - Der Fischreiher hat einen, der Nachtwächter auch und die Pusteblume sowieso. Letztere sogar mitten auf der Königstraße. Um die 250 große und kleine Brunnen gibt es in Stuttgart, mehr als ein Drittel davon stehen in der Innenstadt. Die vielen Brunnen sind Zeugnis dafür, dass Stuttgart eines der größten Mineralwasservorkommen Europas hat. Im Vergleich zu den 2500 Brunnen Roms ist die Zahl der Stuttgarter Brunnen jedoch recht bescheiden.

 

Jedes Frühjahr müssen die Mitarbeiter des Tiefbauamts die Brunnen und Wasserspiele aufs Neue zum Sprudeln bringen. Das Tiefbauamt ist für etwa 150 der Brunnen im Stadtgebiet verantwortlich. Die übrigen werden vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt, vom Land oder von ihren privaten Eigentümer gepflegt.

Wie aufwendig es sein kann, die Brunnen nach dem Winter wieder in Betrieb zu nehmen, erläutert Wolfram Bott vom Tiefbauamt am Beispiel des Pusteblumenbrunnens an der Kreuzung von König- und Thouretstraße. Die 75 Röhren und Düsen des 1977 erbauten Brunnens werden immer zum Sommer hin neu montiert. Bis sich klares Wasser blütenförmig in den Ring aus Muschelkalk ergießt, dauert es etwa einen Tag. „Ein Mitarbeiter muss nach der Montage der Düsen in der Brunnenstube die Elektro-, Pumpen- und Messtechnik überprüfen“, sagt Bott. Die Brunnenstube ist ein kleiner, unterirdischer Raum. Jeder größere Brunnen hat so einen Technikraum, in dem sich meist auch das Wasserreservoir befindet, aus dem sich der Brunnen speist.

Über einen Schacht gelangen die Mitarbeiter des Tiefbauamts beispielsweise in die Brunnenstube unterhalb der Pusteblume aus Wasser. „Bevor der Brunnen eingeschaltet wird, müssen zunächst Staub und Dreck aus allen Leitungen gespült werden“, erklärt Bott. Damit sich der Brunnen nicht aus Schmutzwasser speist, wird das Wasserreservoir dann mit neuem Trinkwasser aufgefüllt. Anschließend werden die Düsen bei laufendem Betrieb getestet und solange nachjustiert, bis der Wasserdruck richtig eingestellt ist.

Während der Sommerzeit überprüft das Tiefbauamt jeden Monat die Brunnentechnik und tauscht das Wasser im Reservoir aus. Noch häufiger sind die Mitarbeiter der verschiedenen Baubezirke jedoch damit beschäftigt, Müll aus den Brunnenbecken zu fischen. „Das müssen wir mindestens einmal in der Woche machen“, sagt Wolfram Bott. Die Faszination vieler Menschen, ihren Unrat auf dem Wasser schwimmen zu sehen, sei zu groß. Nicht nur die Baubezirke kümmern sich um die Pflege der Brunnen. Bei Trinkwasserbrunnen, wie etwa dem Mühlenbrunnen im Stuttgarter Osten, der sich aus der Leuzequelle speist, prüft das Gesundheitsamt laufend die Wasserqualität.

Von vielen Brunnen ist das Baujahr nicht bekannt

In der Innenstadt sprudeln die Brunnen bereits – auch der Pfeifenbrunnen am Rotebühlplatz. Der 31 Jahre alte Brunnen am Aufgang von der Stadtbahnhaltestelle zur Königstraße hatte aber eine kleine Schönheitskur nötig. Einige der Natursteinplatten auf den drei Ebenen hinter den unterschiedlich hohen Pfeifen tauschte das Tiefbauamt jüngst aus.

Die Stuttgarter Brunnen stammen aus den unterschiedlichsten Epochen. Das Wasserspiel im Innenhof des Neuen Schlosses wurde 1961 erbaut, der Springbrunnen in der Mitte des Schlossplatzes bereits 1863. Der älteste Brunnen in der Innenstadt ist vermutlich der Schlenklinsbrunnen an der Witthohstaffel im Süden. Er wurde bereits im Jahr 1343 im Zinsbuch des Esslinger Spitals erwähnt.

Von vielen Brunnen ist das Baujahr nicht bekannt. Beim Kaffeewasserbrunnen in der Birkenwaldstraße in Stuttgart-Nord deutet aber der Name zumindest auf seine Funktion hin. Es wird vermutet, dass die Menschen dort früher ihr Kaffeewasser holten. Meist sagen die Namen jedoch mehr darüber aus, welche Figuren abgebildet sind oder an welchen Orten die Brunnen stehen. So erinnert der 1890 erbaute Galateabrunnen am Eugensplatz an die Nymphe der griechischen Mythologie. Der Marktbrunnen dagegen müsste eigentlich Eberhard-Ludwig-Brunnen genannt werden. Er trägt nicht nur den Namenszug des württembergischen Herzogs, er stand ursprünglich gar nicht auf dem Marktplatz. Aufgebaut wurde er 1714 im Alten Schlossgarten, also auf dem jetzigen Schillerplatz. Erst später wurde er dann als Marktbrunnen genutzt.