Ob an der Leobener Straße vorübergehend wieder Obdachlose einziehen, steht noch nicht fest. Das Sozialamt hat ein alternatives Gebäude mit mehr Plätzen gefunden.

Stuttgart-Feuerbach - Die Tage werden kürzer, die Nächte kälter: Der Winter naht. Während sich vor allem Kinder nach dem ersten Schnee sehnen, um Schneemänner zu bauen oder Schlitten zu fahren, können die eisigen Temperaturen für Menschen ohne Wohnung den Tod bedeuten.

 

In Stuttgart muss nach Angaben der Stadt niemand auf der Straße übernachten. Aber eine dauerhafte Bleibe zu finden, wird immer schwieriger: „Die Situation in der Wohnungsnotfallhilfe wird von Jahr zu Jahr angespannter“, schreibt Bürgermeister Werner Wölfle in einer Vorlage an den Gemeinderat. Seit etwa vier Jahren würden immer mehr obdachlose Menschen eine dauerhafte Unterkunft suchen. Ihnen stünden aber zu wenig Wohnmöglichkeiten zur Verfügung. Bei Sozialpensionen, Aufnahmehäusern und betreuten Wohnangeboten gebe es lange Wartelisten. „Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf die Winternotübernachtung“, sagt Wölfle. Die Übernachtungszahlen sind auch im vergangenen Winterhalbjahr wieder gestiegen. Zwischen dem 2. November 2015 und dem 30. April 2016 haben 1079 Personen insgesamt 11 948 Mal in einem der drei Winternotquartiere übernachtet.

Seit 2012 gehört auch der ehemalige Feuerbacher Schülertreff an der Leobener Straße zu den Notunterkünften. 15 Schlafplätze stehen dort zur Verfügung – in einem Sieben-, einem Fünf- und einem Drei-Bett-Zimmer. Zudem verfügt das Gebäude über eine Küche, einen Aufenthaltsraum sowie über sanitäre Anlagen, die gemeinschaftlich genutzt werden. Deshalb kommen an der Leobener Straße auch nur Männer unter – allerdings auch mit Hund, wenn gewünscht. Das ist die Besonderheit der Unterkunft. Vor dem Gebäude stehen zwei Zwinger.

Bei Drogenkonsum gibt es Hausverbot

Im vergangenen Winterhalbjahr übernachteten 128 Männer insgesamt 1458 Mal in der Feuerbacher Einrichtung. Die meisten blieben nur ein bis drei Tage. Zum typischen Klientel in einem Winternotquartier gehören unter anderem Bewohner mit starken psychischen Auffälligkeiten, heißt es im Bericht der Evangelischen Gesellschaft (eva) und der Caritas, die den Sozialdienst in den Notquartieren übernommen haben. Sehr häufig würden die Hilfesuchenden sehr viel Alkohol konsumieren. Auch illegale Drogen spielen in den Unterkünften eine Rolle. Es gab Fälle, in denen Canabis, Kokain oder Heroin eingenommen wurde. Wer erwischt wurde, bekam Hausverbot. Rund um die Uhr ist in den Einrichtungen entweder ein Mitarbeiter des Sozialdienstes und/oder eines Sicherheitsdienstes vor Ort. Aufgrund der unterschiedlichen Suchterkrankungen und Störungen sei es eigentlich notwendig, mehr mit den Bewohnern zu sprechen. Aber dafür fehle leider einfach die Zeit, heißt es im Bericht der eva und der Caritas.

Die Winternotquartiere an der Hauptstätter Straße und der Villastraße haben ihren Betrieb seit ein paar Tagen wieder aufgenommen. Ob allerdings Obdachlose weiterhin an der Leobener Straße ein Dach über dem Kopf finden, ist noch nicht geklärt. „Wir haben ein alternatives Gebäude mit rund 45 Plätzen gefunden. Wo das ist, sage ich erst, wenn wir es nutzen“, sagt Sozialamtsleiter Stefan Spatz. „Erst wenn wir größeren Bedarf haben, werden wir entscheiden, welche Einrichtung wir öffnen.“