Nach dem Aus der beiden Windräder am Tauschwald verfolgt die Stadtverwaltung andere Pläne, um die Energiewende voranzutreiben. Am 9. Juni findet eine Veranstaltung von der Stadt und Pro Tauschwald in Feuerbach statt. Dort wird unter anderem aufgezeigt, wie man Energie sparen kann.

Stuttgart-Feuerbach - Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat eine Vision: Im Jahr 2050 soll Stuttgart nicht mehr von der „gefährlichen Atomkraft und der schmutzigen Kohle“ abhängig sein. Der Energieverbrauch soll ab diesem Zeitpunkt möglichst vollständig über erneuerbare Energien abgedeckt werden. „Dieses ehrgeizige Ziel ist nur erreichbar, wenn die gesamte Stadtbevölkerung mit all ihren Akteuren ein gemeinsames Klimabewusstsein entwickelt und jeder Bürger im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag an der Umsetzung der lokalen Energiewende leistet“, heißt es im Energiekonzept der Stadt, das der Gemeinderat im Januar verabschiedet hat.

 

Wie die einzelnen Beiträge aussehen können, wird die Stadt mit einigen Kooperationspartnern am Donnerstag, 9. Juni, im Rahmen einer Informationsveranstaltung in Feuerbach aufzeigen. Oberbürgermeister Kuhn wird um 19 Uhr die Begrüßung im Freien Musikzentrum, Stuttgarter Straße 15, übernehmen – gemeinsam mit Wolfgang Voelker, dem Vorsitzenden des Vereins Pro Tauschwald. „Wir waren gegen die Windräder im Tauschwald, sind aber nicht gegen die Energiewende“, sagt Voelker. Deshalb unterstütze man mit seinen rund 70 Mitgliedern auch die aktuellen Pläne und das Energiekonzept des OB.

Die Stadtwerke Stuttgart wollten mit den beiden Windrädern am Tauschwald jährlich 14 Millionen Kilowattstunden Ökostrom erzeugen. „Viel wichtiger ist aber, Strom zu sparen. Das ist schnell umsetzbar und geht auch ohne große Investitionen“, sagt Claus-Jürgen Lang von Pro Tauschwald. Wie jeder Einzelne zuhause eine Menge Energie sparen kann, wird am 9. Juni Kurt Ulmer erzählen. „Er hat ein Haus gebaut und zunächst rund 4000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht. Durch einfache Mittel hat er es geschafft, seinen Verbrauch auf etwa 1800 Kilowattstunden zu reduzieren – wohlgemerkt ohne sich einschränken zu müssen“, betont Lang. Vor allem die richtigen Stromsparbirnen zu haben, sei sehr wichtig. Darauf setzt auch die Stadt. „Als kleinen Anreiz zum Energiesparen führen wir bei der Veranstaltung am 9. Juni schon ab 18.30 Uhr eine LED-Tauschaktion durch“, sagt Philipp Wenzel vom Amt für Umweltschutz. „Bis zu drei alte Glüh- oder Halogenlampen werden gegen effiziente LEDs eingetauscht.“ Der Stromverbrauch könne so um mehr als 80 Prozent reduziert werden.

Im Stuttgarter Norden gibt es einige Leuchtturm-Projekte

Welche weiteren Maßnahmen ergriffen werden können, um Energie zu sparen, werden Vertreter des Amtes für Umweltschutz im Rahmen eines Vortrags darstellen. Zudem werden Mitarbeiter des Energieberatungszentrums unter anderem über energetische Gebäudesanierung sprechen, während von den Stadtwerken wohl unter anderem der neue Geschäftsführer Olaf Kieser über Solarstromangebote und Contracting-Lösungen referieren wird.

Die Stadt setzt aber nicht nur auf die Einsparpotenziale der Bürger, die zuhause im Jahr 2014 rund ein Drittel der insgesamt 13 000 Gigawattstunden Energie verbraucht haben, die Stuttgart benötigt hat. „Die städtische Energiewende kann nur mit Hilfe vieler verschiedener Bausteine gelingen“, heißt es im Energiekonzept der Stadt. Man selbst wolle mit gutem Beispiel vorangehen. Pro Jahr verbrauche die Stadtverwaltung rund 800 Gigawattstunden Energie mit ihren zirka 1300 Gebäuden und weiteren 2220 Stromverbrauchern wie Straßenlaternen, Rolltreppen oder Tunnel. Die energetische Sanierung der Schulen, Kindertagesstätten, Krankenhäuser, Bäder und Pflegeheime sowie die Umstellung der Ampeln auf LED-Technik sind nur einige Beispiele für das umfangreiche Maßnahmenpaket der Stadt. Zudem sollen die Radverbindungen und der öffentliche Personennahverkehr attraktiver werden.

Im Stuttgarter Norden gibt es schon einige Projekte, die Vorbildcharakter haben – wie beispielsweise die Sanierung der Uhlandschule in Rot. Sie soll zur Plusenergieschule werden, also mehr Energie erzeugen als verbrauchen. Noch in diesem Jahr soll die Modernisierung des Gebäudes abgeschlossen sein. Auf neu zu entwickelnden Grundstücken, wie beispielsweise dem ehemaligen Schoch-Areal in Feuerbach, wird viel Wert auf energetische Quartiersplanung gelegt. Die Wärme des Abwassers soll dort die Grundversorgung sichern. Des Weiteren sind Holzpelletkessel und Photovoltaikanlagen vorgesehen.

In Zuffenhausen soll eine Bioabfallvergärungsanlage entstehen, in der jährlich 35 000 Tonnen Bioabfälle verarbeitet werden. Dadurch wird Gas mit einem Energiegehalt von 24 Gigawattstunden gewonnen.