Einen Ball mit vielen Facetten hat der Karnevalsclub Stuttgarter Rössle in der Festhalle in Stuttgart-Feuerbach gefeiert. Die Veranstaltung unterscheidet sich von anderen durch eine Besonderheit, die dem Club eine große Fangemeinde beschert.

Feuerbach - Ein starkes Bild ergab sich schon mit dem Einmarsch, als das Rössle mit närrischer Pünktlichkeit um 19.11 Uhr mit allen Abteilungen sowie den acht teilnehmenden Gastvereinen in die gut gefüllte Halle einmarschiert ist. Zum Aufgalopp gab die First Guggen-Band Stuttgart schon mal die Lautstärke des Abends vor. Die Kindergarde erhielt viel Beifall für einen hübschen Marschtanz, und die Heartbreakers – ein Trio der Gardemädchen – stimulierte mit seinem akrobatischen Spaßtanz den ersten Jubelausbruch des Publikums.

 

Als dann das Golden Island-Trio den ersten Block mit Party-Musik auflegte, zeigte sich eine Besonderheit, die dem Rössle-Ball eine erkleckliche Fangemeinde beschert: Beim Rössle kann man tanzen. Die Squaw mit dem Knastologen, der Matrose mit dem dem Teufelchen, der Pirat mit der Tigerlady. So tummelte sich schnell ein buntes Völkchen auf der Fläche vor der Bühne, und je länger der Abend wurde, um so dichter und ausgelassener wurde es auf der Tanzfläche.

Intergalaktischen Bombast-Sound

Schnell noch eine schöne Talent-Probe des Nachwuchs-Tanzmariechens Melek – dann wurde mit viel Getöse „der Stargast“ des Abends angesagt: Tobee, vor zwei Jahren noch Stuttgart-Prinz und nun Hansdampf in allen Stimmungs-Gassen.

Im dritten Anlauf klappt es endlich mit dem intergalaktischen Bombast-Sound, und wie ein Stimmungsbefehlshaber steht Tobee hart an der Bühnenkante und zeigt sofort, was jetzt angesagt ist: Ballermann pur, mit dem Ballermann-Profi! „Aua, Aua im Kopf“, vier Promille, volle Kanne und gerne auch nicht ganz jugendfrei. Es ist das Element, mit dem das eben im Schwabenalter angekommene Rössle sich jünger macht, indem es das klassische Programm aus Tradition und Gardetanz dergestalt aufmischt. Drei Promille, da geht noch was! „Sex und Saufen“ sowieso, denn ein „Hobby“ braucht der Mensch, und so bringt Tobee immerhin die Hälfte des Saales zum Stehen und macht die Halle zur Echo-Kammer: „Zickezacke, hoi, hoi, hoi!“ Mit Volldampf fräst er durch die Reihen, und schließlich macht der Saal sogar freiwillig die finale Polonaise, weshalb zur Belohnung was zugegeben wird: „Aua, Aua im Kopf“.

Der Höhepunkt ist der Auftritt der Burgfunken

Klosterhexen, Party-Time und eine „Wild West“-Choreografie – worauf der Abend noch einmal wie von vorne beginnt: mit dem absoluten Höhepunkt der Narretei, dem Auftritt der Burgfunken aus Neuburg an der Donau. Aber was heißt da schon Auftritt? Tatsächlich ist es ein volles Abendprogramm, kompakt in einer Dreiviertelstunde wie am Schnürchen heruntergespult: Mit Glitzer, Glanz und Glamour – und einer tollen tänzerischen Leistung. Mit Choreografien und Einlagen, die „007“ zum Leitmotiv haben: Bond, die Lizenz zum Tanzen! Brillant und spritzig – im Grunde eine ganz eigene Stilhöhe voller Charme und Eleganz. Schon in den Kostümen, die eine perfekte Einheit mit dem Gebotenen ergeben. Eine fabelhafte Show zum Schauen, Staunen, Genießen. Und gelegentlich mit einer knisternden Prise Erotik, die den Saal ganz leise macht.

Klar doch: Die Burgfunken allein waren das Eintrittsgeld wert. Und wenn die Bayern nicht die drei Stunden Autobahn für die Rückfahrt vor sich gehabt hätten, hätten sie die weit über Mitternacht dauernde After-Show-Party mehr als verdient gehabt. Darauf ein dreifach kräftiges. „Rössle hoch!“