Über die Frage, wo in Stuttgart eine neue Moschee gebaut werden soll, gibt es unterschiedliche Auffassungen: Die Stuttgarter Ditib-Gemeinde will in Feuerbach bauen, der Landesverband ist für die Innenstadt.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Ismail Cakir ist ein grundsolider Mann. Der Vorsitzende der Moscheegemeinde an der Feuerbacher Mauserstraße, der größten Stuttgarts, hat mit seinen Vorstandskollegen inzwischen die Finanzen der Gemeinde geregelt, die über Jahre belastet waren durch den millionenteuren Kauf des heutigen Moscheegeländes.

 

Jetzt hat der 58 Jahre alte Einzelhändler, der in Bad Cannstatt ein Haushaltswarengeschäft betreibt, mit seinen Kollegen ein neues, ein ehrgeiziges Projekt ins Auge gefasst: Die alte Moschee an der Mauserstraße soll durch ein modernes und etwas größeres Gotteshaus ersetzt werden. Darin und in einem neuen Verwaltungsgebäude nebenan sollen dringend benötigte Sozialräume insbesondere für die Jugendarbeit entstehen (wir haben berichtet). Der Moscheeneubau soll Auftakt sein für eine umfassende Erneuerung des „Klein Istanbul“ genannten Quartiers, das in einem Industriegebiet an der Bahnlinie liegt und in einem bedingt ansprechenden Zustand ist.

„Wollen die unsere Pläne kaputtmachen?“

Seit wenigen Wochen ist Ismail Cakir irritiert. Die Ursache dafür ist ein Vorstoß des Landesverbands Württemberg der Türkisch-Islamischen Union Ditib, zu dem die Feuerbacher Moschee selbst gehört. Die Verantwortlichen im Landesverband hätten lieber einen Moscheestandort näher an der Innenstadt als in Feuerbach. „Mit uns hat man darüber nicht geredet“, stellt der 58-Jährige verwundert fest. „Ich verstehe das nicht“, sagt sich Ismail Cakir: „Wollen die unsere Pläne kaputtmachen?“

Erdinc Altuntas, der Landesvorsitzende von Ditib, der auch der Heilbronner Moscheegemeinde vorsteht, verfolgt bei neuen, repräsentativen Moscheebauten heute stets einen Grundsatz: „Wir raten allen, versucht es eher im Zentrum als am Stadtrand.“ Dies sei vielerorts auch gelungen, etwa in Heilbronn. Nach Jahrzehnten, als Moscheen fast ausschließlich in Randlagen und auf Industrieflächen entstanden seien, „sollten sie jetzt mehr in die Mitte der Gesellschaft rücken“, sagt Altuntas, neben Kirchen und Synagogen. „Muslime müssen sich nicht mehr verstecken.“