Polizeibeamte informieren bei einer Veranstaltung im Quartiershaus der Samariterstiftung in Stuttgart-Feuerbach über das Thema Trickbetrüger.

Feuerbach - Ein Glas Tabletten, eine Rolle Klopapier, ein altes Handy, Geschenkpapier: Mit einem Griff in den „alten Sack“ hatte Werner Mast vom Referat Prävention der Stuttgarter Polizei, klassische Requisiten parat, mit denen Trickbetrüger an der Haustüre Tag für Tag versuchen, Menschen zu überrumpeln: Mit der Bitte um ein Glas Wasser, ein dringendes Telefonat, weil das Handy kaputt sei oder mit einem „Geschenk“ oder einer Postsendung für angeblich nicht anwesende Nachbarn. Das Entscheidende dabei: „Die Person, die darum bittet, ist zur Ablenkung da. Und wenn wir uns hilfsbereit zeigen und die Wohnungstür offen lassen, schleicht sich hinterm Rücken eine zweite Person rein, die in der Zwischenzeit Geld und Wertsachen sucht“, schildert Mast.

 

Keine Fremden in die Wohnung lassen

Das „erste Gebot“ zum Schutz gegen solche Trickbetrüger: „Lassen Sie niemand Fremden in die Wohnung!“ Und: „Trauen Sie sich, selbstbewusst nein zu sagen! Wir wollen freundlich sein, lassen uns in ein Gespräch verwickeln, und schon ist es passiert“, erklärte Mast. Dringend riet er ab, bei angeblichen Sendungen für Nachbarn „Zustellgebühren“ zu zahlen. Mehrfach hob Mast hervor, wie geschickt die Betrüger vorgehen: „Die sind supergut, richtige Profis.“ Er selbst sei in jungen Jahren einem Drücker für ein Zeitschriften-Abonnement auf den Leim gegangen. Einen „aktuell ganz hohen Stand“ registriere die Polizei beim „Enkeltrick“: „Da fallen jeden Tag Leute drauf rein“, berichtete Mast. Dahinter stecke ein „straff organisiertes System“. Gerd Fink, Filialleiter der BW Bank, die die veranstaltende Feuerbacher Stiftung „Zeit für Menschen“ mitgegründet hat, verglich die Organisationsform mit der eines Call-Centers: „Da wird systematisch durchtelefoniert. An einem Tag etwa alle Roswithas, dann alle Werners oder Ruths.“ Allein in seinem Bereich seien vergangene Woche zwei Fälle aufgeflogen: „Über das Gespräch, das wir mit Kunden geführt haben, die einen höheren Geldbetrag abheben wollten.“ Seine Kollegin Barbara Seiler erläuterte, wie die Betrüger am Telefon „eine Stress-Situation schaffen“, etwa durch „Schockanrufe“.

Gewinnversprechen keinen Glauben schenken

Nicht minder raffiniert gehen Betrüger mit Gewinn-Versprechen vor, wie ein Feuerbacher, der um ein Haar drauf reingefallen ist, anschaulich machte. Ganz neu dieser Trick: Zur Übergabe müsse man bei Amazon einen Gutschein herunterladen. Und nach der Durchgabe des Codes sei „das Geld weg“. Ein anderer Feuerbacher hatte 250 Euro verloren: für die „Überführung“ eines Auto-Gewinns, angeblich in Mailand stehend. Dringend riet Fink auch davon ab, sich auf „überzahlte Schecks“ einzulassen: „Schenken Sie Gewinnversprechen keinen Glauben, leisten Sie keine Vorauszahlung!“ Und: „Vorsicht am Geldautomaten! Lassen Sie sich nicht ablenken oder weglocken! Auch dann nicht, wenn das Geld durch eine unsichtbare Klebevorrichtung stecken bleibt. Rufen Sie bei der Bank nach Hilfe. Gegebenenfalls auch telefonisch.“

Eine neue Variante aus dem alten Sack beschrieb Werner Mast in Sachen Diebstahl: Ein gestohlenes Fahrrad wurde als „Verwechslung“ und mit Konzert-Gutschein als „Wiedergutmachung“ zurückgegeben: Während des Konzertbesuchs hatten Gauner dem Beschenkten dann die Wohnung ausgeräumt.