Mitten im Knausbiramarkt ist der neue Hedelfinger Bezirksvorsteher Kai Freier in sein Amt eingesetzt worden.

Hedelfingen - Hoch am Kran hat die Kreuzung aus Apfel und Birne gebaumelt. Und rund um das Symbolstück des Marktes herrschte munteres Treiben, nicht zuletzt durch reichlich Besucher des üppig bestückten Flohmarktes. Mehr „Laufkundschaft“ geht kaum für einen Akt, der sonst hinter verschlossenen Türen vor geladenen Gästen in schicken Roben stattfindet. Aber genau so hatte sich Kai Freier seine Amtseinsetzung gewünscht, mitten unter der Bürgerschaft.

 

Eine Idee, die rundum begeisterte und schon zur Begrüßung durch Michael Weber, dem Vorsitzenden des örtlichen Gewerbe- und Handelsvereins, der den Markt samt verkaufsoffenem Sonntag veranstaltete, auf den Punkt gebracht wurde: „Es ist toll, dass alle Leute dabei sein können, um unseren neuen Schultes in sein Amt zu begleiten.“ Passend dazu die kecke Art, in der die Steppkes der Steinenbergschule den Auftakt gaben und singenderweise sogar Selbstgedichtetes vortrugen: „Herzlich willkommen, Ihr lieben Leute, unsern Herr Freier begrüßen wir heute!“ Und schon gingen kollektiv die Daumen hoch.

Bürgermeister Wölfle lobt die dezentrale Verwaltung

Der Charme dieser musikalischen Umarmung war mit Händen zu greifen. Davon erwärmt zeigte sich auch Bürgermeister Werner Wölfle, der sich fast ein wenig dafür entschuldigte, dass der Form halber nun doch ein offizieller Akt zu erfolgen habe. Dabei hob er hervor, das Freier im Juni vom Gemeinderat „mit überwältigender Mehrheit zum Bezirksvorsteher gewählt wurde“, wobei Wölfle angesichts der Kulisse ein wenig fremdelte mit der „altertümlichen“, von der Preußischen Städteordnung von 1808 herrührenden Amtsbezeichnung. Entscheidend aber sei der Inhalt dieser Funktion, nämlich „Ansprechpartner für die Bürger und Kontaktperson zwischen Bürger und Verwaltung“ zu sein. Wölfle lobte Stuttgarts dezentrale Verwaltung als „hohes Gut, das wir gemeinsam verteidigen sollten“. Ein Hinweis, dem gleich doppeltes Gewicht zuwuchs: „Auch angesichts gravierend wachsender Aufgaben, vor denen wir alle stehen“, wie er hinzufügte und dabei auf die taufrische Nachricht verwies, dass die Turn- und Versammlungshalle des Stadtteils als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt wird. Dabei betonte Wölfle: „Wir sollten diese Herausforderung gemeinsam und solidarisch zu meistern versuchen.“

Freier hilft bei der Weinlese

Ein Faden, den Thomi Winkler, der Dirigent des mitwirkenden Musikvereins Hedelfingen Rohracker, sogleich aufnahm und Verständnis dafür bekundete, dass der Verein das für diesen Samstag in der Halle geplante Konzert in die Katholische Kirche in Rohracker verlegen muss. Dort wolle man die „Afrika-Show“ zusammen mit ghanaischen Freunden gestalten und dabei auch aktuelle Bezüge herstellen.

Freier, bereits als Helfer bei der Weinlese aktiv, erhielt von Wölfle als Einstandsgeschenk ein Butte samt Strohhut und Basis-Werkzeug. Er bedankte sich für die herzliche Aufnahme im Bezirk und ging direkt zur „aktuellen Tagesordnung“ über: Flüchtlingsunterkunft, die anstehenden Entscheidung in Sachen Steinenbergschule, Suche nach Kandidaten für den nächsten Jugendrat. Dafür überließ er den aktuellen Jugendräten Leonie Scherer und Christian Schell das Feld, die mit Elan darlegten, dass der Jugendrat „eine tolle Möglichkeit ist, sich einzubringen und zu engagieren“. In aufgeräumter Stimmung mischte sich dann die Menge für den Plausch bei reifen Tropfen und neuem Wein, Zwiebel- und Zwetschgen-Kuchen. Wie nebenbei ergab sich da Gelegenheit, dem neuen Schultes die Hand zu schütteln, zu gratulieren und ein Schwätzle zu beginnen. Ein solches beschloss eine ältere Dame mit dem Zusatz: „Ich wünsche Ihnen viel Freude und wenig Ärger.“ Ganz so, wie es gute Nachbarn eben miteinander halten.