Das Büro Steg Stadtentwicklung hat den Abschlussbericht zu den vorbereitenden Untersuchungen vorgestellt. Auf die immer konkreter werdende Aussicht auf ein Sanierungsgebiet Stuttgart-Kaltental reagiert der Bezirksbeirat mit Begeisterung.

Kaltental - Bezirksvorsteher Raiko Grieb machte es bei der Sitzung des Bezirksbeirats Süd ein bisschen spannend, als er im Gemeindesaal der Thomaskirche den Bericht über die vorbereitenden Untersuchungen zum erstrebten Sanierungsgebiet Kaltental aufrief. So skizzierte Grieb zunächst Eckpunkte der Thematik, „die den Stadtteil seit Jahrzehnten umtreibt“. Was wie das Ausholen zur Verlängerung der Leidensliste klang, mündete dann aber in helle Zuversicht: „Das sind jetzt keine Peanuts mehr, sondern Pläne, mit denen sich der Stadtteil richtig entwickeln kann.“

 

Was dabei in Angriff genommen werden soll, ist eine Synthese der Ergebnisse aus der Bürgerbeteiligung und der gutachterlichen Bewertung, vorgestellt von Kristin Seifert und Tilman Sperle vom Büro Steg Stadtentwicklung. Der Charakter des 42 Hektar umfassenden Gebiets ist zum einen geprägt durch die doppelte Hang- und Hügellage, zum anderen durch die Trennwirkung der Böblinger Straße. „Als Besonderheiten kommen auch die Polizeisiedlung und die Alte Meierei hinzu“, stellte Sperle fest. Was alle Bereiche durchziehe, sei „das Thema öffentlicher Raum, der hinsichtlich seiner Gestaltung und Nutzbarkeit nicht zufriedenstellend ist“. Dessen Verbesserung nannte er den „wichtigsten Faktor des Sanierungsprojektes“. Das reiche „von der kleinen Gehwegverbreiterung bis zum Großprojekt Böblinger Straße“.

Sanierungsbedarf wird auf 16 Millionen Euro geschätzt

Hinzugekommen durch die Bürgerbeteiligung ist neben der Alten Meierei an der Burgstraße auch der Spielplatz an der Freudenstädter Straße: „Hier könnte ein Treff für verschiedene Altersgruppen entstehen. Damit könnte man auch relativ zeitnah beginnen“, meinte Sperle. Und sollte der städtische Eigenbetrieb für Abfallwirtschaft perspektivisch den örtlichen Standort verlassen, „wäre eine Aufwertung des Schulumfeldes und der Bau eines Jugendhauses möglich“. Sperle taxierte die Gesamtkosten auf etwa 16 Millionen Euro: „Als Hausnummer, wohin wir da spazieren werden.“ Voraussetzung sei, „dass wir erfolgreich sind mit unserem Antrag, den wir dieser Tage beim Land stellen werden“.

Der Bericht ist das Kernstück des Antrages. Diesen zustimmend zur Kenntnis zu nehmen, fiel dem Gremium leicht. Roland Petri (CDU) nannte den Bericht eine „Superarbeit“: „Damit haben wir endlich eine Gesamtschau, das hat eine ganz andere Qualität als das Kleinklein bisher.“ Wolfgang Jaworek (Bündnis 90/Die Grünen) wollte den Bericht mit einem „großen Hurra“ versehen und sprach angesichts des Ergebnisses von einer „Sternstunde des Bürgerengagements“. Er pries dabei die Bürgerinitiative und die Zukunftswerkstatt, „die den Mut nicht haben sinken lassen“. Ein Aspekt, der Marion Eisele (SPD) „total euphorisch“ machte: „Man sieht, dass man in diesem vergessen Stadtteil etwas bewirken kann.“

Das Land muss den Antrag bewilligen

„Wasser in den Wein“ wollte Wolf-Dieter Wieland (FDP) gießen. Er sieht das Problem „Barrierefreiheit, Verbindung der Hügel und flächendeckende ÖPNV-Verbindungen nicht gelöst“. Martin Holch, Leiter der Abteilung Stadtsanierung, meinte dazu: „Wir müssen dafür erst ein Gesamtkonzept für die Böblinger Straße machen und dann die Teile sukzessiv umsetzen“. Zum Thema „Ringbus“ empfahl er, „nicht nur den öffentlichen Verkehrsträger in Betracht zu ziehen“.

Zusammenfassend stellte schließlich der Bezirksvorsteher fest: „Kaltental wurde zurecht als vergessener Stadtteil bezeichnet. Mit diesem Sanierungsplan ist er es nicht mehr. Jetzt müssen wir aber etwas Geduld an den Tag legen, auch bei der weiteren Bürgerbeteiligung. Wir hoffen, dass das Land dem Antrag zustimmt und die Mittel bewilligt.“ Mit dem Bescheid wird im Frühjahr gerechnet.