Wer wirklich cool ist, hört Kassette. Der Stoff kommt auch aus Stuttgart – etwa vom Kassettenlabel Sunny Tapes. Am Samstag gibt’s die erste Veröffentlichung.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Dass die Schallplatte zurück oder zumindest wieder bei neuer Stärke ist, hat man inzwischen mitbekommen. Wer sich jetzt beim Tonträgerkonsum abheben will, hört Kassette. Und wird dafür möglicherweise bei Sunny Tapes fündig (Facebookseite hier).

 

So heißt ein neu gegründetes Kassettenlabel aus Stuttgart. Betrieben wird es von Reinhold Buhr (Kennern bekannt als Frontmann der Band Wolf Mountains) und Enya Kleinlein. Buhr hat Erfahrung mit Kassetten, das Wolf-Mountains-Album kam zuerst auf Kassette raus. So sah das dann aus:

 

Soll noch einer sagen, die Kassette sei tot. Bild von der Release-Party der Wolf Mountains in der Dresden Bar gestern. Hier geht's zu unserer Album-Rezension: http://stzlinx.de/9tx

Posted by kopfhoerer.fm on  Friday, March 21, 2014

Am Samstag feiert die erste Sunny-Tapes-Veröffentlichung Premiere: das Album „Dirty Wellness“ von der neu gegründeten Stuttgarter Band Perigon. Um 22 Uhr wird auf dem Parkplatz vor den Wagenhallen mit dem Perigon-Konzert eine Pre-Release-Party gefeiert.

Wir haben Reinhold ein paar Fragen zum Kassettehören gestellt:

Reinhold, seid ihr das erste Stuttgarter Kassettenlabel?
„Also ich weiß, dass es noch ein, zwei andere gibt, Moritz Finkbeiner betreibt eins und Messi von Human Abfall. Aber viele ‚Konkurrenten’ haben wir sicher nicht. Und: das sind alles Do-it-yourself-Labels.“
Zum Geldverdienen gründet man wahrscheinlich kein Kassettenlabel?
„Wirtschaftlich ist da gar nichts zu holen. Ein Tape gibt’s für 5 Euro. Man macht das also eher aus Spaß und Leidenschaft ... Wir stehen einfach auf Tapes. Wolf Mountains und Karies haben Tapes rausgebracht. Tapes sind einfach ein wunderschönes Medium. Sie sind nicht so teuer, und man kann den Leuten nach dem Konzert was in die Hand drücken statt nur auf den Download zu verweisen. Und Kassetten sind immer mehr im Kommen ...“
Das musst du unseren Lesern erklären. Wir haben denen in den letzten Jahren immer nur was vom Vinyl-Revival erzählt.
„In Frankreich, Belgien, den USA gibt es immer mehr Tape-Releases. hhv.de listet etliche Kassettenreleases, bei Bandcamp gibt’s viel, es gibt den Cassette Store Day ... und auch Stuttgarter Läden wie Second Hand Records haben ein Kassettenregal. Und klar kommen Tapes immer in Kombination mit einem digitalen Download.“
So wie euer erster Release von Perigon. Wie kam es dazu?
„Ich habe die mal in der Ebene 0, also im Züblin-Parkhaus gesehen. Wir waren uns da ziemlich schnell einig. Die Band hat sich ja erst im April gegründet.“

 
Mal eine technische Frage: wie stellt man Kassetten her? Etwa mit dem eigenen Doppelkassettendeck?
„Ja, das geht. Aber es gibt auch professionelle Anbieter, zum Beispiel Audio Service in Leipzig. Wir haben unsere Tapes bei Flo von Human Abfall überspielt, der kann mit seinem Gerät drei Kassetten auf einmal bespielen – in 16-facher Geschwindigkeit. Bei einer Auflage von 150 hat das natürlich trotzdem eine Weile gedauert ...“
Und wie hört man Kassetten? Walkman aus dem Keller holen und an die Anlage anschließen?
„Klar, entweder mit dem Walkman. Oder mit dem Hi-End-Kassettendeck. Oder mit irgendwas dazwischen. Es gibt tausend Marken.“
Und der Sound? Tapes leiern doch aus ...
„Zunächst einmal kommt es darauf an, dass das Master-Tape gut klingt. Kassetten sind natürlich kein Hi-Fi-Medium, können aber trotzdem richtig gut klingen. Klar ist der Sound eher Lo-Fi und kratziger, aber das ist ja gerade charakteristisch. Und die alten Queen-Tapes haben schon Top-Qualität.“
Wir schauen mal, ob wir unsere noch irgendwo finden. Danke fürs Interview und viel Erfolg!

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