Die Polizei ist an diesem Samstag mit einer größeren Anzahl Beamten auf dem Neckar gefordert. Zum letzten Saisonheimspiel des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart gegen den FSV Mainz 05 fahren Anhänger beider Teams praktisch gleichzeitig auf Aussflugsschiffen neckaraufwärts zur Mercedes-Benz-Arena.

Marbach/Ludwigsburg - Die Fußballer des VfB Stuttgart treiben ungebremst in Richtung Zweite Liga. Was der sprichwörtliche Rettungsring sein könnte, weiß niemand so recht. Für einige Fans liegen an diesem Samstag echte Rettungsringe bereit – falls einer über Bord geht. Denn 190 Anhänger des VfB wollen sich wie in den Jahren zuvor auf dem Partyfloß des Neckar-Käpt’n in Stimmung bringen für das letzte Heimspiel der Saison. Sie schippern von Poppenweiler nach Bad Cannstatt zur Anlegestelle.

 

Kurz vor dem Saisonende bekommt die rot-weiße Abordnung auf dem Neckar Gesellschaft von ähnlich Gesinnten. Anhänger des 1. FSV Mainz 05, dem Gegner der Stuttgarter in der Mercedes-Benz-Arena, haben ebenfalls einen Kahn gemietet. Knapp 300 starten mit der MS Wilhelma in Marbach und gehen ebenfalls am Neckarpark an Land. „Fangruppen von zwei verschiedenen Mannschaften gleichzeitig auf dem Neckar hatten wir noch nie“, sagt Halina Hettich, Mitarbeiterin von Neckar-Käpt’n Wolfgang Thie. Logisch, dass die Polizei Bedenken hat. „Wir überwachen die Boote wie wir einen Buskonvoi überwachen würden“, sagt der Polizeisprecher Tobias Tomaszewski. Floß und Schiff bekommen zu Wasser eine Polizeieskorte.

Polizei vermutet bei Mainzern kritisches Fan-Klientel

Ein ruhigen Dienst dürfen die Beamten so oder so nicht erwarten. In einer Schleusenkammer würde Fangesang besonders eindrucksvoll hallen, berichtet ein VfB-Getreuer in einem Blogeintrag auf einer einschlägigen Internetseite. Ein Wettstreit um den lautesten Widerhall findet jedoch nicht statt. Floß und Schiff werden laut dem Wasser- und Schifffahrtsamt Stuttgart nicht gemeinsam geschleust. „Da die Fangruppen zu unterschiedlichen Zeiten abfahren und daher die Schleusen nicht gleichzeitig erreichen, stellt sich das Problem nicht“, sagt die stellvertretende Amtsleiterin Barbara Grüter.

Bei der Polizei, so ist zu hören, sieht man die Lage angesichts des ungewohnten Umfelds viel kritischer, als es beim Wasser- und Schifffahrtsamt den Anschein hat. Zwar gelten besagte VfB-Anhänger, die sich Leintal-Power nennen, in Polizeikreisen als unproblematisch. Nicht auszuschließen sei jedoch, „dass sich unter den Mainzern Hooligans befinden werden“, sagt Halina Hettich. Wie vor jedem Bundesligaspiel sei man im Austausch mit Polizeikollegen aus der Stadt des Gegners, sagt Tomaszewski. „Sie liefern uns die nötigen Informationen zu ihren Pappenheimern. Üblicherweise reisen Beamte am Spieltag auch an.“

Floß vs. Schiff – Überholen verboten

Es wird sich wohl auch Polizei unter die Fans auf dem Floß und auf der MS Wilhelma mischen, heißt es beim Neckar Käpt’n. Bange sei ihr nicht, sagt Halina Hettich, „es kommt darauf an, wie man mit den Leuten umgeht, und natürlich ist alles immer auch eine Sache der Organisation“.

Nur Polizeibegleitung ist daher nicht die einzige Vorsichtsmaßnahme fürs Fantreffen auf dem Fluss. Genaugenommen wird es kein Zusammentreffen geben. Die Strategie der Polizei lautet: FSV- und VfB-Fans müssen sich stets in gebührendem Abstand flussaufwärts bewegen. Die Mainzer starten in Marbach am Samstagvormittag eine halbe Stunde, bevor der Fanclub Leintal-Power in Poppenweiler ablegt. Überholen ist während der gesamten Bootstour verboten, und zwischen beiden Gruppen muss immer eine Schleuse liegen. Mehr Details, etwa zur Zahl der Einsatzkräfte, nennt Polizeisprecher Tomaszewski nicht.

Schleusen im Akustiktest

Marbach, Poppenweiler, Aldingen, Hofen, Bad Cannstatt – durch fünf Schleusen müssen die Mainzer Fußballfans, ehe die MS Wilhelma am Neckarpark vertäut wird. Das Floß muss drei Schleusen hinter sich bringen. Akustiktest inklusive. Jene in Hofen taugt auf jeden Fall als Resonanzraum für Chorgesang, der Gesangverein Hofen hat das schon einmal mit einem Schleusenkammerkonzert eindrücklich bewiesen.