Es ist noch ein weiter Weg bis zur Toleranz. Deshalb wird am Mittwoch, 17. Mai, mit dem „International Day Against Homo- and Transphobia“ – kurz: Idahot – für Akzeptanz und Respekt geworben.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Mitte - Es ist noch ein weiter Weg bis zur Toleranz. Deshalb wird am Mittwoch, 17. Mai, mit dem „International Day Against Homo- and Transphobia“ – kurz: Idahot – für Akzeptanz und Respekt geworben. Aus Sicht der Interessengemeinschaft Christopher Street Day Stuttgart (IG CSD) und des Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) ist der Aktionstag notwendiger denn je. Man beobachte seit einiger Zeit ein gesellschaftliches Klima zunehmender Intoleranz, das insbesondere von Populisten und populistischen Gruppierungen verbreitet werde, die in den vergangenen Jahren in den politischen Debatten an Gewicht gewonnen hätten. „Mit gezielten Desinformationen, überholten Klischees, falschen Zusammenhängen, bewussten Verkürzungen und populistischer Stimmungsmache wird in Form von Demonstrationen oder mit Hilfe von Parteiprogrammen wieder verstärkt versucht, Homo- und Transphobie salonfähig zu machen. Aufklärung tut Not“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von IG CSD und LSVD.

 

Minister für Soziales wird erwartet

Aus diesem Grunde hoffe man, am Mittwoch möglichst viele Bürger dazu motivieren zu können, sich am Aktionstag zu beteiligen. Von 11 bis 19 Uhr wird an einem Informationsstand auf der Königstraße, auf Höhe der Buchhandlung Wittwer, zum Dialog eingeladen. Gegen 11 Uhr plant Manfred Lucha, Minister für Soziales und Integration des Landes Baden-Württemberg, einen Besuch Infostand. In seinem Ministerium ist der landesweite Aktionsplan „Für Akzeptanz und gleiche Rechte. Baden-Württemberg“ angesiedelt. Um 17.50 Uhr steigen vom Schlossplatz aus Luftballons gen Himmel – „als auffälliges Zeichen der Erinnerung sowie der eindringlichen Mahnung“, wie es in der Ankündigung heißt. Seit 2005 wird der Idahot jährlich am 17. Mai begangen. Mittlerweile widmet sich der Aktionstag auch der Transphobie. An diesem Tag wird weltweit Respekt eingefordert gegenüber lesbischen, schwulen, transsexuellen sowie transgender Menschen. Aufklärungsarbeit soll helfen, Akzeptanz zu schaffen. Die Aktionen wenden sich gegen Ausgrenzung und Stigmatisierung. Ziel all dieser Aktivitäten ist es, Diskriminierung sowie Gewalt zu bekämpfen.

Das Datum wurde in Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt. An diesem Tag strich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel. Im Unterschied zur Homosexualität wird Transsexualität in der WHO-Klassifikation weiter als psychische Störung eingestuft. Eine Änderung ist erst 2018 geplant.

Homosexualität und deutsche Justiz

„Auch ergeben sich zufällige Parallelen zwischen dem Datum 17.5. und dem ehemaligen Paragrafen 175 des deutschen Strafgesetzbuches, welcher Homosexualität in der Bundesrepublik Deutschland noch bis 1969 unter Strafe stellte“, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Stuttgarter Initiativen. Sie verweisen darauf, dass in diesem Jahr endlich die Urteile nach dem Paragrafen als Unrecht anerkannt und aufgehoben werden. Es wird dabei auch eine Entschädigung der Opfer angestrebt.

Die irrationale Angst vor homosexuellen oder transsexuellen Menschen und ihren Lebensweisen, sei trotz zahlreicher rechtlicher Fortschritte im Alltag noch immer gegenwärtig. Es gebe nach wie vor „hitzige Diskussionen um die Sichtbarkeit von Vielfalt in Bildungsplänen oder erbitterte Widerstände gegen konkrete Maßnahmen zum Abbau von Diskriminierungen“. Dies zeige, „wie notwendig eine realitätsnahe Aufklärung ist“, schreiben die Veranstalter. Ein Idahot sei weiter notwendig.