Die Ampel am Kreisverkehr am Schelmenwasenring in Stuttgart-Fasanenhof war ein Versuch – ohne Erfolg. Das räumt die Stadt ein. Nun denkt sie über den Rückbau zu einer normalen Kreuzung nach.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Fasanenhof - Die Beschwerden reißen nicht ab. Immer wieder melden sich Mitarbeiter der Firmen im Gewerbegebiet Fasanenhof bei der Stadt. Sie sind verärgert über den nahezu täglichen Stau auf dem Schelmenwasen- und dem Zettachring und fordern eine Lösung für das Verkehrsproblem. Am frühen Abend wird der Kreisverkehr am Ein- beziehungsweise Ausgang regelmäßig zum Nadelöhr. Denn wegen des Verkehrs von der B 27 kommen die Autos erst gar nicht in den Kreisel hinein. Die Stadt installierte für 110 000 Euro eine Ampel. Im Frühjahr ging diese in Betrieb. Sie sollte den Verkehr von der Bundesstraße zurückhalten, damit sich die Autos aus dem Gewerbegebiet besser in den Kreisel einfädeln können.

 

Das funktionierte aber nicht wie erhofft. Denn der Verkehr staute sich auf der B 27 zurück. Also war die Signalanlage seit dem Frühjahr so gut wie nie in Betrieb. Nun räumt die Stadt ein: „Die Ampel war ein Versuch – ohne Erfolg.“ So steht es in der schriftlichen Antwort des Pressesprechers Sven Matis auf eine Anfrage unserer Zeitung.

Die Mitarbeiter der EnBW gehören zu den Privilegierten

Udo Münz sieht das genauso. Er ist der Geschäftsführer des Getränke-Fachgroßhandels am Zettachring und einer der Beschwerdeführer. „Das Chaos ist das gleiche wie vorher. Die Ampel hat nichts gebracht.“ Er und seine Kollegen seien mittlerweile „etwas konsterniert“ ob der Situation. „Wir hier am Zettachring sind am hintersten Zipfel der Geschichte und die Bestraften schlechthin“, sagt Münz. Denn selbst wenn sich der Schelmenwasenring vorne etwas leere, kommen die Autofahrer vom Zettachring noch lang nicht auf den „Highway“. Denn immer wieder drücken Autos von den Ausfahrten weiter vorn auf die Straße. „Die Mitarbeiter der EnBW gehören zu den Privilegierten. Die haben nur wenige Meter bis zum Kreisel“, sagt Münz.

Im Juli bekam er Post von der Stadt. Ein Ingenieurbüro sei mit einer Befragung zur aktuellen Situation beauftragt worden, hieß es darin. Münz wollte auch befragt werden. Doch zu ihm kam niemand. Auf Nachfrage bekam er dann die Mitteilung, dass die Befragung abgeschlossen sei. „Die sind wohl auch ohne meine Ausführungen schlau geworden“, sagt Münz. Im Oktober schrieb ihm die Wirtschaftsförderung der Stadt, dass das mit der Verkehrssimulation beauftragte Unternehmen eine fertige Planung habe, die nun dem Gemeinderat präsentiert werden müsse.

Die Stadt wirbt fürs Bahnfahren und für flexible Arbeitszeiten

Sven Matis antwortet auf die Frage, wie das Problem am Schelmenwasenring gelöst werden könne: „Die Verkehrsplaner arbeiten an verschiedenen Optionen, um die Situation zu entspannen. Auch ein Umbau des Kreisverkehrs wird erwogen.“ Münz hat die Information bekommen, dass der Kreisverkehr wieder zu einer ampelgeregelten Kreuzung zurückgebaut werden soll. Dass dies das Problem löst, glaubt er nicht – insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Gewerbegebiet weiter aufgesiedelt wird. Unter dem Namen „Campus Fasanenhof“ entstehen am Schelmenwasenring weitere Büroflächen und ein Parkhaus mit 230 Stellplätzen. Auf die Frage, warum die Stadt trotz der Verkehrsprobleme eine Aufsiedlung und ein neues Parkhaus genehmigt habe, antwortet Matis: „Rechtlich ist der Bau zu genehmigen, denn der Bebauungsplan sieht ein Bürogebäude mit Parkhaus vor. Die Kollegen vom Stadtplanungsamt haben in Gesprächen mit dem Bauherrn erreicht, die Anzahl der Parkplätze zu reduzieren.“ Und auch am nördlichen Ende des Zettachrings wird gebaut. Dort entsteht ein Hotel.

Für diejenigen, die Tag für Tag im Feierabendverkehr im Stau stehen hat Matis zwei Lösungsvorschläge: Eine Möglichkeit, schnell in das Gewerbegebiet rein und raus zu kommen, sei die U 6. Und wem es möglich sei, der könne seine Arbeitszeiten „flexibel“ gestalten. Udo Münz kann über diese Vorschläge nur müde lächeln.