Drei Tage lang dreht sich an der Margarete-Steiff-Schule in Stuttgart-Möhringen das Theaterkarussell. Viele Monate haben die Lehrer mit den behinderten Schülern darauf hingearbeitet. Wir waren bei den Proben dabei.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Auf den Schulfluren ist bereits eine kleine Ausstellung zu sehen. Dort hängen die Plakate, die von der Geschichte des Theaterkarussells erzählen. Im Jahr 2000 gab es die Veranstaltung zum ersten Mal an der Margarete-Steiff-Schule, die damals noch Schule für Körperbehinderte hieß. Der Schulleiter Peter Otto erinnert sich, wie das Theaterkarussell entstand: „Einige Kollegen waren damals in Köln. Dort gab es das Projekt Pusteblume, bei dem Kinder mit Behinderung auf der Bühne standen. Die Kollegen haben das als eine sehr tolle Veranstaltung erlebt.“

 

Thomas Kurig war damals dabei. „Im ersten Jahr haben wir uns die Veranstaltung angeschaut, im zweiten waren wir bereits mit einer Gruppe Schüler beteiligt. Alle waren so begeistert, dass wir so ein Projekt selbst bei uns in der Schule haben wollten“, erzählt Kurig. Das Theaterkarussell wuchs von Jahr zu Jahr. Auch die technische Ausstattung wurde immer besser. „Wir wollten nicht, dass sich die Schüler viel Mühe geben, und im Saal versteht niemand, was sie sagen“, sagt Kurig.

Mehrere Schulen sind beteiligt

Von Anfang an waren immer mehrere Schulen an dem Projekt beteiligt. In diesem Jahr sind die Bodelschwinghschule, die Elise-von-König-Schule und die Freie Aktive Schule (alle in Stuttgart) sowie die Dreifürstensteinschule in Dornstetten im Schwarzwald dabei. Die meisten Programmpunkte bestreiten aber die Mädchen und Jungen der Margarete-Steiff-Schule selbst. An diesem Vormittag probt die Klasse 2a. Sie zeigen das Stück „Elmar“ nach dem gleichnamigen Kinderbuch von David McKee. Darin geht es um einen bunten Elefanten, der traurig ist, weil er anders aussieht als seine Artgenossen.

Schon bei den Proben wird klar, wie viel Arbeit die Lehrer und Schüler in das Projekt stecken. Die selbst gebastelten Kostüme sind sehr fantasievoll. Ein Beispiel: Ein einfacher Stuhl bekommt links und rechts ein großes Ohr aus Pappe angeklebt und einen Rüssel aus Papier und grauem Panzertape – fertig ist der Elefant.

Viele sind am Erfolg beteiligt

In der ganzen Schule wird an diesem Vormittag geprobt. „Für unsere Schüler ist das ein aufregendes Ereignis. Alle nehmen das Theaterkarussell als etwas Besonderes wahr. Sie bereiten sich wochenlang darauf vor, die Turnhalle ist besonders geschmückt, 200 Leute sitzen im Publikum – das ist schon was“, sagt Otto. Und Thomas Kurig ergänzt: „Das Tolle ist, dass unsere Schüler Bühnenerfahrung sammeln. Sie können es aushalten, auf der Bühne zu stehen und ernten dafür am Ende Applaus. Das steigert das Selbstbewusstsein unserer Schüler.“ Viele würden über sich hinauswachsen. „Am Anfang sind sie fürchterlich aufgeregt. Aber während ihres Auftritts sind sie sehr konzentriert und bekommen es hin. Das zeigt das Potenzial der Schüler“, sagt der Lehrer.

Viele wirken mit, damit das Theaterkarussell immer wieder ein Erfolg werden kann. So gibt es zum Beispiel eine Kooperation mit dem Hotel Pullman. Die Auszubildenden richten jedes Jahr ein Mehr-Gänge-Menü mit Rahmenprogramm für die Eltern der Schüler aus. Die Eltern zahlen dafür einen Kostenbeitrag; das gesamte Geld wird gespendet. Zudem ist das Pullman Partner beim Catering bei den Aufführungen am Abend.

Die Schüler der Abschlussklassen halten Reden

Auf diese fiebern freilich auch die Schüler der Abschlussklasse von Frank-Jochen Steinmeyer hin. Die Jugendlichen arbeiten schon seit Wochen daraufhin. Sie haben sogar die Texte selbst geschrieben. „Wir haben unsere Erlebnisse aus der Schulzeit in das Stück integriert“, sagt Nico Bauer. Er selbst sei zum Beispiel der Mädchenschwarm gewesen, sagt der 18-Jährige. Jana Zemljic, die in wenigen Tagen 17 Jahre alt wird, sind vor allem die Ausflüge ins Schullandheim im Gedächtnis geblieben. Zudem werden die Schüler der Abschlussklasse bei ihrem Auftritt auch ihre Abschiedsreden halten. „Da fließen dann bestimmt auch Tränen.“ Davon ist Steinmeyer überzeugt.

Das Theaterkarussell dreht sich vom 11. bis 13. Juli an der Margarete-Steiff-Schule, Hengstäcker 6. Die Vorstellungen am Dienstag und Donnerstag beginnen jeweils um 17 Uhr. Der Eintritt kostet fünf, ermäßigt drei Euro. Die Schüler-Vorstellung am Mittwoch dauert von 11 bis 12.15 Uhr. Der Eintritt kostet für alle zwei Euro.