Die Bezirksvorsteherin Evelyn Weis spricht im Interview mit unserer Zeitung über 2016 und was sie sich für Möhringens Zukunft wünscht.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Seit Juli ist Evelyn Weis Bezirksvorsteherin von Möhringen. Sie sei gut im Stadtbezirk angekommen, sagt die studierte Juristin. Kein Wunder, denn fünf Jahre lang konnte sie Jürgen Lohmann als dessen Stellvertreterin über die Schulter schauen.

 
Frau Weis, seit etwa einem halben Jahr sind Sie nun Bezirksvorsteherin von Möhringen. Haben Sie Ihre Entscheidung bereut?
Nein, überhaupt nicht.
Ist das Amt denn so, wie Sie es sich vorgestellt haben?
Teilweise. Ich wusste, was auf mich zukommt. Als Stellvertreterin habe ich schon viel von dem mitbekommen, was das Amt beinhaltet. Aber es sind doch neue Gebiete. Herr Lohmann hatte seinen Bereich, und ich hatte meinen Bereich. Also gab und gibt es viel Neues für mich zu lernen. Und es ist jede Menge zu tun.
Wie haben sie denn ihre offizielle Amtseinführung in Erinnerung?
Die Vorbereitungen waren stressig, aber die Feier im Bürgerhaus war sehr schön. Es waren viele liebe Menschen da. Und natürlich waren auch Herr Lohmann und meine Familie da.
Wie war denn ihre erste Bezirksbeiratssitzung?
Die erste ist ausgefallen. Als ich dann im Juli meine erste Sitzung hatte, war das sehr aufregend. Ich hatte ja zum ersten Mal die Sitzungsleitung. Aber ein bisschen Nervosität gehört dazu, denke ich. Ich finde, es ist dann ganz gut gelaufen. Auch und vor allem dank der Bezirksbeiräte. Denn diese arbeiten in Möhringen trotz ihrer Parteizugehörigkeit gut miteinander. Auch wenn sie sich nicht immer eins sind, geht es ihnen doch immer um den Stadtbezirk.
Was hat denn den Stadtbezirk 2016 am meisten beschäftigt?
Der Wechsel im Bezirksrathaus war schon markant. Herr Lohmann hatte den Stadtbezirk viele Jahre lang geprägt. Ein weiteres großes Thema war die Nachverdichtung auf dem Fasanenhof. In Sonnenberg wurde viel über den Bebauungsplan für die Lau-straße diskutiert. Und es ging um die Frage, ob der Weg oberhalb der Kressartwiese zurückgebaut werden soll oder nicht. Auch die Flüchtlinge haben die Menschen im Stadtbezirk viel beschäftigt.
Inwiefern?
Wir haben in Möhringen viele Ehrenamtliche. Aber es sind weniger geworden. Wir haben derzeit im Bereich Flüchtlingshilfe etwa 100 Aktive. Die Ehrenamtlichen sind erschöpft und am Ende ihrer Kapazitäten angekommen. Es sind ja nun auch schon zwei Jahre, dass uns das Thema beschäftigt. Die Art der Hilfe hat sich auch geändert. Die Flüchtlinge haben andere Bedarfe. Es geht nicht mehr vordergründig um die Willkommenskultur und darum, dass sie anerkannt werden, sondern darum, dass die Flüchtlinge eine Wohnung und einen Job finden. Sprachkurse sind natürlich nach wie vor ein Thema. Denn ohne dass man die Sprache kann, findet man keine Arbeit.
Die vielen Ehrenamtlichen sind Möhringens Kapital?
Ja, da sind wir wirklich gut aufgestellt. Wir haben in jedem Stadtteil einen Bürgerverein, wir haben die Initiative Lebensraum Möhringen-Sonnenberg-Fasanenhof und viele weitere Vereine und Organisationen, die zusammen viel bewegen. Sei es das Stadtteilfest auf dem Fasanenhof oder die Kulturreihe Donnerstag im Bürgerhaus.
Was ist Ihnen denn an freudigen Ereignissen in Erinnerung geblieben?
Die Demenzkampagne. Das war eine tolle Veranstaltungsreihe, die das Thema in die Öffentlichkeit getragen hat. Das war wichtig, denn demenzielle Erkrankungen sind immer noch ein Tabuthema. Es war schön, wie viele Vereine und Einrichtungen aus Möhringen und Vaihingen sich ohne jeden Konkurrenzgedanken an der Kampagne beteiligt haben. Nun wird diese auf kleiner Flamme fortgeführt.
Und darüber hinaus, was gab es noch an freudigen Ereignissen im Jahr 2016?
Die Eröffnung des Gemeindepsychiatrischen Zentrums im ehemaligen Posthaus an der Leinenweberstraße war ein großer Gewinn für Möhringen. Es ist schön, dass wir jetzt so eine Einrichtung im Stadtbezirk haben. Außerdem hatten wir viele Jubiläen. Der Verein Arces ist 50 Jahre alt geworden, ebenso die Sonnenbergkirche und die Kirche St. Ulrich auf dem Fasanenhof. Der VdK Möhringen hat seinen 70. Geburtstag gefeiert. Außerdem hatten wir wieder viele ehrenamtlich organisierte Feste im Stadtbezirk. Das Kinderfest des Liederkranzes ist jedes Jahr ein Höhepunkt. Ebenso der Möhringer Herbst.
Der stand dieses Jahr auf der Kippe, weil Verdi gegen die verkaufsoffenen Sonntage geklagt hatte.
Stimmt. Aber für uns in Möhringen war von Anfang an klar, dass die Veranstaltung vor allem eine Plattform für unsere vielen Vereine und Organisationen ist. Sie bekommen die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Der Verkauf steht da wirklich im Hintergrund. Von solchen Festen lebt unser Bezirk. Veranstaltungen wie der Möhringer Herbst, das Kinderfest oder auch der Christkindlesmarkt sind über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt.
Was wird Ihnen aus dem Jahr 2016 negativ in Erinnerung bleiben?
Es hat mir leidgetan, dass Herr Lohmann gegangen ist. Das war wirklich schade. Er hat den Stadtbezirk über so lange Zeit geprägt. Und er war ein guter Chef. Ich habe in den vergangenen fünf Jahren viel von ihm gelernt.
Viele Möhringer klagen über den Verkehr in ihrem Stadtbezirk.
Der Verkehr ist generell ein Thema. Die Vaihinger Straße ist ein Problem. Auch und vor allem, weil viele Autofahrer sie als Ausweichstrecke nutzen, wenn auf der Autobahn Stau ist. Die Stadt ist an verschiedenen Lösungsmöglichkeiten dran. Aber wir werden den Verkehr nicht gänzlich aus dem Stadtbezirk herausbekommen. Dieses Problem gibt es aber auch an vielen anderen Stellen in Stuttgart.
Und was wird Ihnen positiv in Erinnerung bleiben?
Die gute Kommunikation untereinander im Stadtbezirk ist etwas Besonderes – etwas, was Möhringen auszeichnet. So ein gutes Miteinander ist nicht selbstverständlich. Auch das Verhältnis vom Bezirksamt zu den Bürgern und Bürgervereinen ist sehr gut. Ich habe mich auch sehr darüber gefreut, dass die Menschen im Stadtbezirk mich gut angenommen haben. Ich bin gut in Möhringen angekommen.
Was wünschen Sie sich denn für 2017 für Ihren Stadtbezirk?
Dass das Thema Nachverdichtung am Ehrlichweg auf dem Fasanenhof zu einem guten Abschluss kommt, dass es ein Ergebnis gibt, mit dem alle leben können. Das wünsche ich mir, auch wenn ich weiß, dass man nie alle zu 100 Prozent zufriedenstellen kann.
Und haben sie noch mehr Wünsche für ihren Stadtbezirk für 2017?
Ich habe den Wunsch, dass es das Kinderfest mit seinem Umzug auch in Zukunft gibt. Dem Liederkranz als Veranstalter fällt es aufgrund seiner Altersstruktur von Jahr zu Jahr schwerer, genügend Ehrenamtliche zu finden, um den Umzug zu organisieren, beziehungsweise zu stemmen. Aber es wäre sehr schade, wenn es diesen Umzug nicht mehr gibt. Dann würde dem Kinderfest wirklich etwas fehlen. Außerdem soll im kommenden Jahr der Umbau der nördlichen Filderbahnstraße in Angriff genommen werden. Es ist wichtig, dass dies so umgesetzt wird, wie die Pläne es vorsehen. Dann haben wir dort am Möhringer Bahnhof ein gutes Eingangstor zum Stadtteil.
Und was wünschen Sie sich persönlich für das neue Jahr?
Ich fühle mich wohl in Möhringen und bin zufrieden. Ich glaube, es ist viel, wenn man das sagen kann.