Die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat fordern, dass Pferde nicht mehr stundenlang auf Jahr- und Weihnachtsmärkten im kreis laufen, damit Kinder ihren Spaß haben. Das Angebot der Jugendfarmen ist damit aber nicht gemeint.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Ponyreitbahnen sind auf Weihnachts- und Jahrmärkten noch immer beliebt. Doch Tierschutzorganisationen und Wasenbesucher kritisieren diese sogenannten Ponykarussells vehement. „Zu Recht, wie uns scheint, denn die permanente Lärmbeschallung auf den Rummelplätzen und das ständige stupide Im-Kreis-Laufen kann zu Erkrankungen der Hufe und Gelenke führen und belastet die Tiere in hohem Maß.“ So steht es in einem Antrag der Grünen im Stuttgarter Gemeinderat. Und weiter ist dort zu lesen: „Oftmals sind die Ponys extrem kurz ausgebunden, sodass sie den Kopf nicht mehr frei bewegen können. Zudem haben die Trensen ein hartes Gebiss aus Metall, das zu Deformationen des Kiefers führen und Schmerzen verursachen kann.“

 

Das sei keine artgerechte Haltung. Doch den Kindern werde vorgegaukelt, dass sich die Ponys dabei wohlfühlen. Auch die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz kritisiert, dass Kindern so „ein Bild vom Pferd vermittelt wird, das aus der Sicht des ethischen Tierschutzes heute nicht mehr zeitgemäß ist“. Die Grünen fordern, Ponykarussells zu verbieten. „Weide statt Wasen“, heißt es in der Überschrift des Antrags. Diese macht auch deutlich, dass die Öko-Partei das Frühlings- und das Volksfest in Bad Cannstatt im Blick hat.

Jugendfarmen verfolgen ganzheitlichen Ansatz

Thomas Lang kann den Antrag nachvollziehen. „Generell ist es nicht besonders abwechslungsreich, wenn die Tiere stundenlang im Kreis laufen“, sagt der hauptamtliche Mitarbeiter der Jugendfarm Möhringen. Ob die großen Ponykarussells auf dem Cannstatter Wasen Tierquälerei sind, „darüber erlaube ich mir kein Urteil“, sagt Lang. Auch die Mitarbeiter und die Ehrenamtlichen der Jugendfarm sind jedes Jahr mit den Farmponys auf dem Christkindlesmarkt. Und Lang ist sich sicher, dass das keine Tierquälerei ist. „Wir machen das einmal im Jahr für zwei Stunden und schauen danach, dass alles tierverträglich ist“, sagt er. In diesem Umfang sei das Ponykarussell eine normale Arbeit für die Pferde.

„Ich habe da keine Bedenken und hatte das auch noch nie“, sagt Lang. Nicht alle Farmponys gehen auf den Christkindlesmarkt. Mitgenommen werden nur die Tiere, die den Rummel auf so einer Veranstaltung psychisch verkraften. Jedes Pony darf eine Pause machen. „Wir achten darauf, dass wir unsere Pferde nicht überfordern.“ Davon ist auch Andreas Winter überzeugt. Der Grünen-Stadtrat hat den Antrag unterschrieben und sagt: „Ich gehe davon aus, dass die Ponykarussells der Jugendfarmen eine andere Liga sind. Uns geht es explizit um die großen Veranstaltungen auf dem Wasen. Wir sollten darüber nachdenken, ob das noch zeitgemäß ist“, sagt Winter. Er betont auch, dass die Jugendfarmen einen anderen Ansatz haben. „Die Kinder sollen die Natur erfahren“, sagt der Stadtrat. An diesem Ansatz würden die Farmmitarbeiter auch festhalten, wenn sie auf einen Weihnachtsmarkt gehen.

Das Reiten ist der Höhepunkt

Das kann Thomas Lang nur bestätigen. „Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz“, sagt der hauptamtliche Mitarbeiter. Die Kinder erleben die Tiere auf der Farm im Herdenbetrieb. Die Mädchen und Jungen sind dazu angehalten, den Stall auszumisten, die Ponys zu pflegen und zu füttern. „Das Reiten nimmt bei uns im Programm nur einen kleinen Anteil ein“, sagt Lang und fügt hinzu: „Aber natürlich ist das Reiten der Höhepunkt.“ Lang ist sich sicher: „Ein gesunder Menschenverstand erkennt, ob sich ein Tier wohlfühlt oder nicht. Demnach kann jeder selbst entscheiden.“