Die Sportvereinigung Stuttgart-Möhringen hat beim Bürgerhaushalt gewonnen. Die Stadt will den Kunstrasen aber erst später sanieren. Der Verein ist verwundert über die Stellungnahmen. Wir haben mit dem Vorsitzenden gesprochen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Für Karl-Heinz Kulow und seine Mitstreiter ist es eine Überraschung gewesen. Aus der Presse habe der Verein von der Stellungnahme der Stadtverwaltung zum Thema Kunstrasenplatz erfahren. Mit der Sportvereinigung Möhringen (SVM) habe niemand darüber gesprochen und es sei auch niemand vorab auf dem Platz gewesen, um sich ein Bild zu machen. In der Stellungnahme der Stadt heißt es: Der Kunstrasenplatz sei abgespielt, aber noch funktionsfähig. Und weiter steht dort: „Nach der Prioritätenliste der Sportverwaltung, die den baulichen Zustand, das Alter und die Auslastung der Plätze berücksichtigt, sind andere Plätze zunächst vordringlicher zu sanieren.“

 

Die SVM hatte beim Bürgerhaushalt den Wunsch eingebracht, dass die Stadt den Kunstrasenplatz und die Flutlichtanlage auf dem Gelände an der Hechinger Straße saniert. Mit diesem Vorschlag landete der Verein auf dem ersten Platz. Die SVM bekam 4945 positive Bewertungen – so viele wie sonst keiner. Der Verein begründete seine Forderung mit dem qualitativen und quantitativen Aufschwung der Fußballabteilung und mit dem großen Engagement der Ehrenamtlichen. Zudem schrieben die Sportler im Bürgerhaushalt: „Um den vielen Kindern, Jugendlichen und Aktiven aus Möhringen und der Umgebung auch in Zukunft die Möglichkeit zu geben, ihrem Hobby ohne größere Verletzungsrisiken nach zu gehen, ist eine Erneuerung des Kunstrasens dringend und kurzfristig notwendig.“

Den Bürgerwillen ernst nehmen

Darauf verweist auch Karl-Heinz Kulow. „Der Platz ist abgespielt. Der ist mittlerweile 15 Jahre alt. Ein Kunstrasenplatz hält etwa zwölf bis 15 Jahre. Wir sind also bereits am Limit.“ Die Stellungnahme der Verwaltung sei in sich widersprüchlich, findet der Vorsitzende. „Die Stadt schreibt selbst, dass der Platz abgespielt ist. Andererseits soll er aber noch drei bis vier Jahre halten.“ Die Stellungnahme der Stadt sei in Anlehnung ihres Budgetrahmens entstanden. „Die Verwaltung hat nur eine bestimmte Summe für die Sanierung von Kunstrasenplätzen zur Verfügung und muss priorisieren. Ich gehe davon aus, dass wir ein Priorisierungsopfer geworden sind. Die Sanierung des Kunstrasenplatzes wurde nicht aus inhaltlichen Gründen abgelehnt“, sagt Kulow.

Die Flinte ins Korn wirft er aber nicht. „Wir haben den Bürgerhaushalt gewonnen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Preis dafür lediglich eine politische Redewendung ist.“ Wenn der Wille der Bürger am Ende keine Bedeutung habe, dann sei das ganze Konstrukt überflüssig. „Wir gehen davon aus, dass der Oberbürgermeister und der Gemeinderat den Bürgerwillen ernst nehmen. Alles andere würde mich überraschen.“ Kulow weist auch daraufhin, dass nicht die Sportvereinigung Möhringen von einem neuen Kunstrasenplatz profitieren würde, sondern sämtliche Vereine aus der Region, die Woche für Woche an der Hechinger Straße Fußball spielen.

Wem gehört die Flutlichtanlage?

In der Stellungnahme der Stadt heißt es auch, dass die Flutlichtanlage dem Verein gehöre und dieser für deren Erneuerung zuständig sei. Der SVM könne dann einen Zuschuss von bis zu 50 Prozent von der Stadt bekommen. Karl-Heinz Kulow ist verwundert, dass die Flutlichtanlage dem Verein gehören soll. Ihm jedenfalls seien da keine entsprechenden Unterlagen bekannt. „Und es wäre ein seltsames Konstrukt. Die Flutlichtanlage steht ja auf dem Platz, und der gehört der Stadt. Wir sind da nur Mieter“, sagt Kulow. Aber er lasse sich auch gern eines Besseren belehren.

Dem Vereinsvorsitzenden geht es aber um noch mehr. Eine Verschiebung der notwendigen Sanierung des Kunstrasenplatzes würde sich nicht nur negativ auf den sportlichen Betrieb auswirken. „Sie wäre auch ein Schlag ins Gesicht der vielen SVM-Mitglieder, die jedes Jahr aufopferungsvoll tausende von ehrenamtlichen Stunden leisten, um den Verein zu erhalten und weiterzuentwickeln“, sagt Kulow.

Großes ehrenamtliches Engagement

Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Renovierung der Fassade der vereinseigenen Sporthalle und Vereinsgaststätte. Gleichzeitig wird die Kegelbahn im Untergeschoss des Restaurants saniert. Anfang September haben die Mitglieder damit begonnen, bis Jahresende soll das Projekt abgeschlossen sein. Dafür sind die Ehrenamtlichen jeden Samstag im Einsatz. Das Engagement sei groß und gehe quer über alle sieben Abteilungen. „Das freut mich sehr“, sagt Kulow. Die Kosten für das Projekt betragen etwa 60 000 bis 70 000 Euro. „Das sind zunächst Eigenmittel. Wir müssen das alles vorschießen“, betont Kulow und ergänzt: „Um diese Investition zu tätigen, ehrenamtlich zu planen und zu organisieren, mussten wir nicht monatelang intransparent diskutieren und Stellungnahmen von Gremien einfordern, um am Ende des Tages die notwendige Investition in Frage zu stellen. Wir setzen das effizient um, was unsere vereinsinternen Gremien nach fachlicher Analyse und Bewertung Ende Juli 2017 beschlossen haben, ohne Wenn und Aber.“