Thomas Züfle ist seit Montag neuer Polizeipräsident in Stuttgart. Kein einfacher Job, der bei ihm auch ein "leicht flaues Gefühl" im Magen verursacht.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Der Wechsel nach Stuttgart ist für Thomas Züfle schneller gegangen, als er gedacht hätte. Der 55-Jährige erfuhr am Montagabend, als Kollegen den Leiter der Tübinger Polizeidirektion im Urlaub auf einer Motorradtour wähnten, dass er heute seine neue Stelle als Stuttgarter Polizeipräsident antreten würde. Wie bei alle Aufgaben, die er im Laufe seiner Karriere übernommen habe, werde er sich mit „einer Portion Demut und einem leicht flauen Gefühl“ im Stuttgarter Präsidium in der Hahnemannstraße am Pragsattel einfinden, sagte er am Dienstag, als er im Innenministerium als neuer Amtsinhaber vorgestellt wurde.

 

Der Innenminister Reinhold Gall (SPD) hatte angekündigt, am Dienstag nicht nur diese eine, sondern gleich mehrere Personaländerungen bekanntgeben zu wollen. Es ist ein Komplettpaket gewesen, das Gall schließlich präsentiert hat. So stellte er neben Thomas Züfle auch den künftigen Leiter des Landeskriminalamts (LKA), Dieter Schneider (57), vor. Schneiders Posten als Inspekteur der Polizei übernimmt Gerhard Klotter (55), der derzeit noch Polizeipräsident in Mannheim ist. Für ihn rückt Caren Denner (49) nach. Die Juristin und Abteilungsdirektorin im Regierungspräsidium Karlsruhe ist dann die zweite Frau im Land in einer Führungsposition bei der Polizei. Einzig Züfles Tübinger Position wurde noch nicht neu besetzt.

Mit der gestrigen Vorstellungsrunde beendete Gall eine Zeit der Vakanzen auf zwei der wichtigsten Stellen der Polizei im Land. Schneiders Vorgänger Klaus Hiller war im Januar in den Ruhestand gegangen, die Neubesetzung war in den Wochen vor der Landtagswahl ins Stocken geraten. Zwar hatte Galls Vorgänger Heribert Rech (CDU) bereits den Tübinger Polizeipräsidenten Dietrich Moser von Filseck dem Kabinett als LKA-Chef vorgeschlagen. Doch mit dem Antritt von Grün-Rot war dieser Vorschlag aus der Zeit der schwarz-gelben Regierung hinfällig geworden.

„Ich werde auf Kommunikation und Dialogbereitschaft setzen und auf alle zugehen“

Das Polizeipräsidium Stuttgart war einen Monat lang kommissarisch von Kriminaldirektor Norbert Walz geführt worden, nachdem der Polizeipräsident Siegfried Stumpf aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand gegangen war. „Es war uns ganz wichtig, diese Stelle zügig zu besetzen“, sagte Gall. Thomas Züfle sei für die schwierige Aufgabe „aufgrund seiner kommunikativen Fähigkeiten und seiner Art, sich wenn notwendig konsequent durchzusetzen“ bestens geeignet, so Gall. Dass die Aufgabe, die er übernehme, eine schwierige sei, prophezeite auch der Landespolizeipräsident Wolf Hamman.

Es sind vor allem die Folgen und die Aufarbeitung des 30. September, des umstrittenen Einsatzes im Schlossgarten gegen Stuttgart-21-Gegner, die den Amtsantritt schwierig machen. Doch Züfle ist zuversichtlich. „Ich werde auf Kommunikation und Dialogbereitschaft setzen und auf alle zugehen“, sagte der neue Polizeipräsident. „Um Vertrauen werben“ sei eine der wichtigsten Aufgaben, die er sich vorgenommen habe, um als Polizei nicht auf diesen Einsatz reduziert zu werden. Das Präsidium solle mit ihm eine „transparente Institution“ werden.

Wie er vorgehen wolle, falls die Bahn in der kommenden Woche an Stuttgart 21 weiterbauen würde und es wieder zu massiven Protesten kommen sollte, könne er noch nicht sagen. Doch auf die Frage nach Absprachen mit dem Innenministerium reagierte er klar: „Die gibt es nicht – das sehen sie ja schon daran, dass ich keine Ahnung hatte, dass ich am Mittwoch beginnen soll“, beantwortete Züfle mit einem Scherz eine ernste Frage. Denn sein Vorgänger Stumpf hatte sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, das harte Durchgreifen am 30. September sei auf Anweisung des Innenministeriums geschehen. „Wir sind an Recht und Gesetz gebunden. Unsere Handlungen werden diktiert vom Artikel 20 des Grundgesetzes“, so Züfle. In diesem ist die Gewaltenteilung in der Bundesrepublik definiert. Der 30. September wird nicht nur Züfle, sondern auch Dieter Schneider noch weiterhin beschäftigen, denn der Inspekteur ist Leiter des Untersuchungsausschusses zu den Ereignissen des 30. Septembers. „Ich rechne damit, dass wir den Abschlussbericht vor der Sommerpause haben werden“, sagte der Landespolizeipräsident Hammann am Dienstag. Also werde Schneider diese Aufgabe wohl zu Ende führen können: Er tritt sein neues Amt im Juli an, wie auch Caren Denner und Gerhard Klotter.