Seit kurzem hat die Eisdiele von Joëlle Massen und Fabiano Arganese in der Landhausstraße geöffnet. Das Ehepaar hält sich bei der Herstellung ans alte Handwerk.

S-Ost - Cremig, fruchtig, erfrischend: Eis ist an sonnigen Tagen für viele ein unverzichtbarer Genuss. Seit Mitte Mai gibt es die süße Sünde auch an der Landhausstraße 154 in der „Schleckerei“. Wo einst Brezeln und Backwaren über den Tresen gingen, stehen heute Joëlle Massen und Fabiano Arganese und verkaufen handgemachtes Eis.

 

An die ehemalige Bäckerei erinnert nur noch der brezelförmige Türknauf an der Eingangstür. Über dem Eingang weist jetzt ein gusseisernes Herz, das eine Eiswaffel umarmt, auf die Eismanufaktur hin. Das Ehepaar – sie Französin, er Italiener – hat die Räume in Eigenregie komplett umgestaltet. Nicht schrill und poppig-bunt, sondern clean und chic. Die Botschaft dieser reduzierten, puristischen Einrichtung: Hier steht das Eis im Vordergrund, das in traditionell italienischem Handwerk hergestellt und mit einem Spachtel in die Waffel oder den Becher gestrichen wird.

Sproß eines Eisverkäufers

Zehn bis zwölf Sorten gibt es in der kleinen Eisdiele meist nur, darunter Klassiker wie Schokolade, Vanille und Haselnuss, aber auch ausgefallene Kreationen wie Karamell-Salz, Zitrone-Basilikum oder Ziegenkäse mit karamellisierten Nüssen und Honigsoße. Das Sortiment wechselt täglich; Eis von gestern gibt es in der Schleckerei nicht. „Wir legen großen Wert auf Frische, Qualität und Geschmack“, sagt der Eismeister Fabiano Arganese. Für das cremige Gelato werden ausschließlich natürliche Zutaten verwendet. „In unserem Eis stecken zu hundert Prozent natürliche Zutaten ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker“, sagt Joëlle Massen.

Türkisfarbenes Schlumpf-eis sucht man in der Eisdiele vergeblich. Das Eis ist zudem zurückhaltend gesüßt. „So können sich die jeweiligen Aromen im Gaumen besser entfalten“, sagt Arganese, der im eigentlichen Beruf Musiklehrer ist. Der 43-Jährige und seine Frau, eine Grafikerin, haben ihr Fachwissen in einer Eisfachschule erworben. Wenn Fabiano Arganese über filigrane Kompositionen, Zuckereigenschaften, Dichte, Schmelze und Molekülketten spricht, merkt man, dass hinter dem Eis-Diplom eine tiefe Leidenschaft steckt. Das kommt nicht von ungefähr. Denn Arganese stammt aus einer Eismacherfamilie. Der Vater des Italieners, Luigi Arganese, war bis zu seinem Tod vor wenigen Jahren mit seinem Eis-Wagen eine bekannte Größe im Zollernalbkreis. Mit einem Eismobil durch die Straßen ziehen – das wollten Fabiano Arganese und Joëlle Massen ursprünglich auch. Das Paar aus Sillenbuch suchte eigentlich nur nach Räumen für die aufwendige Herstellung der Eissorten.

Südländischen Herzlichkeit

In der ehemaligen Bäckerei an der Landhausstraße wurden die beiden schließlich fündig und haben sich dort niedergelassen. „Der Platz ist sehr schön; alle Nachbarn haben uns sofort willkommen geheißen“, berichtet Joëlle Massen. Bereits am ersten Öffnungstag seien die Kunden in den Laden geströmt. „Nach kurzer Zeit mussten wir wieder schließen, weil das Eis ausverkauft war“, sagt die 40-Jährige.

In sozialen Netzwerken und beim Vor-Ort-Geschmackstest loben die Kunden die Natürlichkeit im Geschmack. Der eiskalte Genuss wecke Kindheitserinnerungen, Sehnsüchte nach Sommer, Sonne und Meer, sagen die Erwachsenen. Auf den Sitzbänken gönnen sich Jung und Alt eine Auszeit und kommen ins Gespräch. Die Kunden sind sich einig: Die Schleckerei ist eine Bereicherung für die Nachbarschaft und belebt das kleine Wohngebiet. „Die beiden haben mit dem leckeren Eis und ihrer südländischen Herzlichkeit einen Hauch von Dolce Vita in den Osten gebracht“, sagt Herbert Haizmann, der nur wenige Meter entfernt wohnt.

Ein Fan der ersten Stunde ist übrigens eine alte Bekannte: Die ehemalige Bäckerin gönnt sich fast täglich ein Eis in der Schleckerei. Ihr zu Ehren gab es am Eröffnungstag Brezeleis – und das ging weg wie warme Semmeln.