In die eine Halle regnet es hinein, bei der anderen sind die Toiletten eine Katastrophe, und Ballspiele sind sowieso nur in einer Halle in Plieningen und Birkach möglich. Dazu kommt eine permanente Überbelegung. Nun gibt es einen Antrag im Bürgerhaushalt.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Plieningen/Birkach - Wegen eines Vorschlags im Bürgerhaushalt eine Pressekonferenz einzuberufen, ist ungewöhnlich. Der Antrag mit der Nummer 41 000 brennt aber wohl so vielen Menschen unter den Nägeln, dass der Elternbeiratsvorsitzende des Paracelsus-Gymnasiums Hohenheim (PGH), Michael Mattig-Gerlach, am Donnerstagabend ins Clubhaus im Wolfer einlud. Vertreter des Bezirksbeirats und des Bürgervereins Plieningen kamen, außerdem Mitglieder aus dem Förderverein und dem Elternbeirat des Gymnasiums – und auch die beiden Vorsitzenden der ansässigen Sportvereine: Rudi Müller vom KV Plieningen sowie Folker Baur vom TV Plieningen.

 

Sie alle eint ein Wunsch: eine gemeinsame Mehrzweckhalle für Plieningen und Birkach zu errichten. „Der derzeitige Zustand ist völlig unerträglich“, sagt Rudi Müller vom KV. Er meint die regelmäßige Überbelegung der Wolfer-, Körschtal- und PGH-Halle. Erschwerend komme hinzu, dass nur in der Wolferhalle Spiele wie Basketball, Fußball und Handball möglich sind. Mattig-Gerlach ergänzt: „Anfang Dezember hörte das Fußballtraining des TV einfach auf, da der Rasen draußen gefroren war und es innen keinen Platz gab.“

„In der PGH-Halle fallen immer wieder Dachplatten hinunter“

Doch die Überbelegung ist nicht das größte Manko aus Sicht der Sportvereine und Schulvertreter. Deutlich mehr Sorge bereitet ihnen der Zustand der Hallen. „In der PGH-Halle fallen immer wieder die Dachplatten runter“, sagt Mattig-Gerlach. Diese müssten dann von den Sportlern und Trainern notdürftig wieder befestigt werden. Zudem ragten aus der Hallenverkleidung Splitter. Und durch die Lichtschächte an der Decke dringe regelmäßig Wasser. „Oft müssen die Schüler und Sportler erst einmal Dreck wegputzen und den Boden trocknen, bevor sie mit dem Sport beginnen können.“

An der Halle der Körschtalschule, die im Jahr 1936 gebaut wurde, beklagen die Plieninger und Birkacher, dass die Toiletten „eine reine Katastrophe“ seien, zudem seien die Umkleideräume nur über steile Treppen erreichbar. Auch die Alfred-Wais-Halle sei ein „völlig desolater Altbau“, sagt Mattig-Gerlach. Kurz: Die Mängelliste ist lang. Im besten Zustand ist laut dem TV-Vorsitzenden Baur die Wolferhalle. „Allerdings wird in der Wolferhalle im Sommer ein neuer Boden verlegt sowie LED-Beleuchtung installiert, was etwa zweieinhalb Monate dauern wird.“ Dann werde es für die rund 6000 Vereins-, Breiten-, Hochleistungs, Universitäts- und Schulsportler richtig eng.

Ob der Antrag Erfolg haben wird, bezweifeln einige

Schon jetzt trainieren in den Hallen auch Vereine, die nicht aus dem Bezirk stammen. Allein die Wolferhalle werde an rund zehn Stuttgarter Vereine regelmäßig vermietet, sagt Rudi Müller. Und auch die Halle der Uni Hohenheim platze aus allen Nähten, ergänzt Baur: „Die Studenten trainieren auch schon in anderen Hallen.“

Doch bei vielen Birkachern und Plieningern sind die Zweifel groß, dass der Wunsch im Bürgerhaushalt Erfolg haben könnte. Das liegt auch daran, dass Plieningen bereits beim Bürgerhaushalt 2015 ein großes Projekt durchsetzen konnte – nämlich den Neubau einer Mensa für das PGH, die auch die Körschtalschüler nutzen werden. Dazu kommt, dass die anderen Stadtbezirke ähnliche Ideen haben – wie beispielsweise die Sillenbucher, die sich nicht erst seit gestern eine Versammlungshalle wünschen. „Es ist schwierig, den Fokus auf Plieningen und Birkach zu lenken“, sagt Alexander Brecht, stellvertretender Bezirksbeirat der FDP.

Wer die meisten Unterschriften sammelt, bekommt Pizza

Doch bevor die Plieninger und Birkacher das Handtuch werfen, wollen sie kämpfen. Und das heißt zunächst einmal, Unterschriften zu sammeln für ihr Projekt und so viele Menschen und Institutionen wie möglich zu überzeugen. So schlägt der TV-Vorsitzende Folker Baur etwa vor, mit der Universität Hohenheim Kontakt aufzunehmen und sich auf die Suche nach Sponsoren zu machen.

Parallel dazu sollen in den kommenden drei Wochen, während der man für die Vorschläge aus dem Bürgerhaushalt abstimmen kann, in Läden im Bezirk Unterschriftenlisten ausgelegt werden. Der Bezirksbeirat Michael Wörner (CDU) verspricht, dass die Parteien Werbung machen werden. Am meisten Hoffnung aber setzt man in die Schüler – mit einem kleinen Wettbewerb: Welche Klasse die meisten Unterschriften sammelt, erhält einmal Pizza umsonst. Und bei solchen kalorienhaltigen Ködern scheint eine zusätzliche Sporthalle ja gewissermaßen noch notwendiger.