Lisa Breiter und Johannes Lutz aus Plieningen reisen rund um den Globus – ohne Rückflugticket. Täglich laden sie ein Video hoch. Dort berichten sie auch, warum sie keine Sehnsucht nach Brezeln und Käsespätzle mehr haben.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Plieningen - Abitur am Paracelsus-Gymnasium in Hohenheim, Ausbildung und Studium und dann direkt anfangen zu arbeiten? Lisa Breiter (25) und Johannes Lutz (24) war schon länger klar, dass sie so nicht ihre Zukunft sehen. Das junge Pärchen aus Plieningen bereist seit dem 3. Januar dieses Jahres die Welt: Spanien, Türkei, Thailand, Myanmar, Brasilien, Uruguay, Argentinien – und dabei soll es nicht bleiben. Momentan sind sie in Ushuaia, der südlichsten Stadt Argentiniens, die auch als „Ende der Welt“ bezeichnet wird. Die Stadt zählt zu einer der besten Ausgangspunkte für eine Reise an die Antarktis, außerdem ist sie umgeben von spektakulären Landschaften.

 

„Wir sind schon immer viel verreist und wollten unbedingt mehr von der Welt sehen“, sagt Johannes Lutz, der Internationales Management in Reutlingen und Dublin studiert hat. Zuerst stand die Überlegung im Raum, ins Ausland zu ziehen und dort zu arbeiten. „Aber wir wollten mehr, als nur einen Ort kennenlernen.“ Bereits im Jahr 2015 entschloss sich das Paar dazu, eine Weltreise zu unternehmen. Zwei Jahre später ist es so weit.

Eine Tour ohne Rückflugticket

Ein Rückflugticket haben die beiden nicht gebucht, allerdings haben sie ihren Familien versprochen, an Weihnachten nach Hause zu kommen. „Ob wir anschließend in Stuttgart bleiben oder wieder aufbrechen, wissen wir noch nicht“, sagt Lisa Breiter, die ausgebildete Physiotherapeutin ist. In den kommenden Tagen wollen sie weiter nach Chile reisen und von dort in weitere Länder in Süd- und Zentralamerika. Nur Venezuela lassen sie aus, dort ist ihnen die politische Situation zu heikel.

Bevor die beiden im Januar in das Flugzeug nach Bangkok gestiegen sind, hatten sie viel Zeit, sich auf ihre Weltreise vorzubereiten. „Lisa ist bei uns die Planerin, sie hat viele Reiseblogs gelesen, einen Sparplan entwickelt und herausgeschrieben, was wir sehen wollen“, berichtet Johannes Lutz. In der Praxis laufe es aber doch oft ganz anders als geplant: „Meist entscheiden wir erst kurz vorher, wohin wir als Nächstes gehen wollen.“

Täglich gibt es ein Video auf Youtube

Viele Sorgen, die sie sich im Vorhinein gemacht haben, hätten sich als unbegründet herausgestellt – wie beispielsweise die Bedenken bezüglich der Sicherheit: Gerade von Südamerika höre man schließlich immer wieder, dass Touristen überfallen und bestohlen würden. Und das Paar hat mit zwei Foto- und Videokameras, einer Actionkamera, einer Drohne, mehreren Objektiven und einem Laptop eine sehr hochwertige technische Ausrüstung dabei. „Tatsächlich aber reagieren die Menschen viel eher hilfsbereit und besorgt und sagen uns, dass wir auf unsere Sachen gut achten sollen“, berichten die beiden.

Dass sie überhaupt derartig teure Gegenstände auf ihre Tour mitgenommen haben, liegt in ihrem Projekt begründet: „Wir laden jeden Tag ein Video unserer Reise auf der Plattform Youtube hoch“, sagt Lisa Breiter. Außerdem fotografieren die beiden für die Plattform Instagram und schreiben Beiträge für ihren Blog www.immerfernweh.de.

Blogleser bitten um Tipps für den eigenen Urlaub

„Wir hatten vorher keinerlei Erfahrung mit sozialen Netzwerken, der Video- und Bildbearbeitung und irgendwann kam uns die Idee, dass das ein spannendes Projekt für unsere Reise sein könnte – auch damit wir beschäftigt sind und keinen Reisekollaps bekommen“, sagt Johannes Lutz. Mittlerweile erhalten die beiden auch von Menschen, die sie nicht kennen, viele positive Rückmeldungen zu dem Blog. Einige bitten um Tipps für den eigenen Urlaub.

Fragt man die beiden nach den Höhepunkten ihrer Tour, fällt ihnen eine Antwort schwer – so viel Beeindruckendes haben sie in den vergangenen 100 Tagen schon gesehen. „Die Tempellandschaft im burmesischen Bagan war sehr eindrucksvoll, wenn morgens zahlreiche Heißluftballons in die Luft steigen“, sagt Lisa Breiter. Und ihr Freund ergänzt: „In Uruguay haben wir ein Auto gemietet und sind zu einem Gauchofestival gefahren, das völlig ab vom Schuss war. Es war toll, mal etwas zu sehen, was nicht speziell für Touristen gemacht ist – wir waren die einzigen Nicht-Einheimischen dort.“

Kein Heimweh nach Brezeln und Käsespätzle

Obwohl die beiden schon vor ihrer Weltreise viel unterwegs waren, fühlt es sich dieses Mal anders an als die bisherigen Urlaube nach Frankreich, Kuba oder China: „Irgendwann haben wir immer etwas aus der Heimat vermisst; häufig waren das Brezeln und Käsespätzle“, berichtet Johannes Lutz lachend. „Dieses Mal kam dieses Heimweh noch nicht auf. Vielleicht liegt das daran, weil es dieses Mal kein Urlaub, sondern ein ganzer Lebensabschnitt ist.“