Christoph Klopfer aus Großheppach und Johannes Bauerle aus Fellbach sind nicht nur Vettern, sie teilen auch die Faszination für Steillagen. Die beiden wollen die Familientradition in den Terrassenweinbergen fortsetzen.

Stuttgart - „Ich finde es klasse, dass die Jungen das machen“, sagt Fritz Schweickardt und zeigt hinauf zu den Steinmauern, die sich bei Stuttgart-Münster gut hundert Höhenmeter steil nach oben erstrecken. Er selbst hat die 40 Ar Rebfläche dort quasi ein Wengerterleben lang beackert und weiß deshalb aus eigener Erfahrung: „Des isch an Haufa G’schäft, on´s rendiert sich eigentlich nemme.“ Dem stimmen seine Enkel Christoph Klopfer und Johannes Bauerle weitgehend zu. „Alles Handarbeit“, sagen sie, das erfordere drei- bis viermal so viele Arbeitsstunden wie andere Weinberge. „Aber so eine Lage kann man eigentlich nicht aufgeben“, meint der Großheppacher Nachwuchswengerter Klopfer. Nicht nur , weil das Cannstatter Zuckerle seit Jahrhunderten eine Toplage, sondern auch, weil der Weinanbau dort Familientradition ist. So sieht das auch sein Vetter Bauerle, der jenseits des Neckars vor drei Jahren sogar noch einen nicht minder steilen und auch zum Zuckerle gehörenden Wengert hinzu gekauft hat.

 

Trotz der Mühen, die mit den Wengert-Terrassen verbunden sind, wollen die beiden Vettern dort mit modernen Sorten weiterwirtschaften, wo ansonsten der Verlust eines landschaftsprägenden Kulturdenkmals droht. Mit modernen Sorten wollen sie in der Toplage Tropfen kreieren, für die auch ein Preis zu erzielen ist, der dem immensen Aufwand zumindest annähernd entspricht. „Die Steillage mache ich zwar quasi als Hobby nebenher, aber ein bissle was verdienen will ich auch“, sagt Johannes Bauerle. Cabernet Sauvignon steht in seiner Steillage mit dem herrlichen Blick auf den Max-Eyth-See.

Christoph Klopfer setzt am anderen Neckarufer auf eine pilzresistente Neuzüchtung aus San Giovese und resistenten Kreuzungspartnern, die bisher nur den Zuchtnamen VB Cal.1-22 trägt. „Wir müssen den Leuten vermitteln, dass der Name Zuckerle für echte Handarbeit steht“, sagt er, quasi als begreif- und schmeckbaren Grund dafür, dass der Weinfreund für diese Tropfen tiefer in die Tasche greift. Für einen Wein, der – so die Zielrichtung – „etwas hergibt und in der Gastronomie einen Platz findet“.

Im Cannstatter Zuckerle, das berichtet wiederum Opa Fritz, seien schon immer Weine bester Qualität und Menge gewachsen – „und vor allem ist hier nie was erfroren.“ Der Senior hat den Jungspunden auch gezeigt, wie man eine Trockenmauer im Terrassenwengert baut – mit Hintermauerung, im korrekten Neigungswinkel und fugenversetzten Verbund. Auch das ist im Zuckerle kein Zuckerschlecken, sondern harte Arbeit, samt Steineschleppen am Steilhang. „Für einen Meter braucht man da eine Woche“.

Bleiben müssten die Mäuerle trotzdem, sagen die beiden Wengerter. Schließlich zeugten die Terrassen, die vor knapp 1000 Jahren von Mönchen der nahegelegenen Außenstelle des Klosters Lorch gebaut wurden, von den Ursprüngen des Weinbaus hierzulande. Sie seien aus der Kulturlandschaft deshalb einfach nicht wegzudenken. Wobei sich Fritz Schweickardt sicher ist, dass es vor den Mönchen schon die Römer waren, die den Weinbau in die Gegend gebracht haben.